DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-02-2018 18:01
SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 27.02.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Freitag von Südwesten aufkommender Schneefall, bis zum Abend aber nur Teile
der Südwesthälfte betreffend.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... wird mit nordöstlichem Wind weiterhin Kaltluft arktischen Ursprungs
nach Deutschland geführt. Dabei weist das Geopotentialfeld der mittleren und
oberen Troposphäre zwei dipolartig angeordnete Höhentiefs auf, wobei das
nördliche Höhentief aktuell für schauerartigen Schneefall in Norddeutschland,
besonders an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins sorgt. Dort weht auch ein
kräftiger östlicher Wind, der auch während der Nacht erhalten bleibt und dort
für Schneeverwehungen sorgt. Das südliche Höhentief hat durch WLA an seiner
Vorderseite die Entstehung von Wolken ausgelöst, die sich nordwärts bis in den
Süden Deutschland ausgebreitet haben. Daraus fällt aber nur ganz vereinzelt
Schnee.

Mittwoch ... dominiert in der mittleren und oberen Atmosphäre über Europa, von
Skandinavien abgesehen, die dipolartige Struktur zweier Höhentiefs. Dabei
verlagert sich das eine Höhentief von der südlichen Nordsee aus weiter westwärts
bis ins Seegebiet südwestlich von Irland, während das andere Höhentief im Süden
vom nordwestlichen Balkan zur West-Ukraine zieht. Beide sind über eine zonal
ausgerichtete Tiefdruckrinne verbunden. Den Höhentiefs gegenüber steht nach wie
vor das Höhenhoch mit Schwerpunkt westlich von Island, wobei von dort ausgehend
ein Hochkeil weiterhin bis nach Nordskandinavien reicht, wo das Bodenhoch
gestützt wird.
Es verlagert seinen Schwerpunkt über Skandinavien allmählich etwas nach Süden,
was vor allem im Norden und Westen Deutschlands im Tagesverlauf erneut zu einer
leichten Gradientzunahme führt. Im Küstenbereich und in Schleswig-Holstein, gibt
es steife, vor allem über der offenen Nordsee, den Nordseeinseln und an
exponierten Küstenabschnitten der Ostseeküste auch stürmische Böen aus Ost,
womit die Schneeverwehungen Thema bleiben. Auch in den Kamm- und Gipfellagen
einiger Mittelgebirge kann es Böen Bft 7 bis 8 geben.
Der Lake-Effekt bleibt bei der bodennah ziemlich genau östlichen Strömung auf
den schon oben genannten Küstenabschnitt von Rügen bis zum nördlichen
Schleswig-Holstein beschränkt mit Neuschneehöhen meist zwischen 1 und 5 cm und
nur noch stellenweise bis an die 10 cm. Schneeverwehungen bis in den
Unwetterbereich sind im Norden Schleswig-Holsteins nicht auszuschließen.
Im übrigen Land ändert sich nur wenig. In der Westhälfte sowie an den Küsten
gibt es weiter leichten, im westlichen Bergland und in der Osthälfte mäßigen
Dauerfrost.

Donnerstag ... liegt Deutschland zwischen einem von Nordwestspanien zur Biskaya
ziehenden Tief und dem fennoskandischen Hoch in einer kalten, mehr auf Südost
bis Ost drehenden niedertroposphärischen Strömung. In der Höhe zieht das mit
Kaltluft angefüllte Höhentief vom Raum Irland weiter nach Westen. Das Höhentief
über Osteuropa dehnt sich mit einem Trog nach Nordwestpolen bzw. bis nach
Mecklenburg-Vorpommern aus. Ursache ist die dort bei eher östlicher
Strömungskomponente noch vorhandene Kaltluftadvektion. Damit wird weiter der
Lake-Effekt gestützt, wobei erneut die Bereiche vom nördlichen
Schleswig-Holstein über Fehmarn bis nach Nordvorpommern bevorzugt sind (1 bis 5
cm, exponiert bis 10 cm Neuschnee möglich inclusive Schneeverwehungen).
Anders im Südwesten: Hier steigt in 850 hPa die Temperatur an und überschreitet
am Abend in Südbaden und am Hochrhein die 0-Grad-Grenze. Die WLA wird hier
allerdings durch einen Höhenrücken nahezu kompensiert, so dass die
Niederschlagssignale nur sehr schwach sind. Die Bewölkung nimmt aber im Westen
und Südwesten durch die WLA schon zu. Die Höchsttemperaturen liegen im Westen
und Südwesten wahrscheinlich schon bei null Grad oder knapp über dem
Gefrierpunkt. Ansonsten bleibt es bei leichtem, im Osten auch bei mäßigem
Dauerfrost.
Der Wind bleibt im Küstenbereich in Böen stark und vor allem auf den
Ostfriesischen Inseln auch stürmisch aus Ost. Auch in höheren Lagen der
Mittelgebirge sind steife, exponiert stürmische Böen zu erwarten.

Freitag ... Am Freitag dauert die als "High-over-Low" bezeichnete Konstellation
über dem Nordatlantik weiter an. Einem umfangreichen und hochreichenden
Tiefdruckgebiet südwestlich der Britischen Inseln steht ein Höhenhoch mit
Schwerpunkt über Südgrönland gegenüber. Das Vorhersagegebiet befindet sich
anfangs noch im Einflussbereich eines Höhenrückens, der vom östlichen
Mittelmeerraum bis nach Mitteleuropa reicht, lediglich der Nordosten wird von
einem kleinräumigen Höhentief über der südlichen Ostsee beeinflusst, das sich
allmählich nordwärts verlagert. Bis Samstagfrüh schwenkt die Achse des
Höhenrückens allmählich nach Osten und Deutschland gerät zunehmend auf die
Vorderseite des oben erwähnten hochreichenden Zentraltiefs, wobei sich vor allem
im Südwesten auch niedertroposphärisch recht markante WLA bemerkbar macht.
Im Bodenfeld erstreckt sich ein Hochkeil nach wie vor von Osteuropa bis nach
Skandinavien, so dass von Osten her vor allem in den Norden und Osten des Landes
weiterhin kalte Festlandsluft advehiert wird, während sich im Südwesten bereits
etwas mildere Luft durchsetzen kann.
Während es im äußersten Norden im Bereich des Höhentiefs noch einzelne
Schneeschauer gibt, setzen im Südwesten Niederschläge meist leichter Intensität
ein, die zunächst meist als Schnee, möglicherweise auch als gefrierender Regen
(in dem Fall mit Unwetterpotenzial) fallen. Im Südwesten steigen die
Temperaturen aber bereits auf positive Werte, so dass dort zunehmend Regen
fällt. Sonst gibt es noch Dauerfrost.
In der Nacht zum Samstag weiten sich die Niederschläge in die mittleren
Landesteile und in den Südosten aus. Dort fällt meist Schnee, im Südwesten
Regen, teils gefrierend.
Vor allem auf den Bergen und an den Küsten reicht der scharfe Druckgradient noch
für starke bis stürmische Böen aus Ost.



Modellvergleich und -einschätzung
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GFS zeigt bereits am Donnerstag einen ersten schwachen Anlauf von Südwesten, um
die Kaltluft wegzuräumen. Allerdings bleibt dieser Vorstoß erfolglos und zeigt
sich lediglich in Form geringfügigen Schneefalls im Südwesten. Sonst zeigen die
vorliegenden Modelle alle einen sehr ähnlichen Ablauf der synoptischen
Strukturen im Kurzfristzeitraum.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. R. Hering-Zieringer