DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-02-2018 17:01
SXEU31 DWAV 181800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 18.02.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Bis auf Weiteres ruhiges und niederschlagsarmes Winterwetter.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... befinden sich weite Teile Mitteleuropas unter Hochdruckeinfluss.
Auch in Deutschland ist das so und wird im Großen und Ganzen auch so bleiben.
Zwar verlagert sich der Schwerpunkt des relevanten Bodenhochs etwas nach Osten,
es bleibt aber eine brückenartige Konstruktion zwischen dem Azorenhoch und einem
Hoch über Skandinavien bestehen. Da macht es auch nichts, dass die nordwestliche
bis nördliche Höhenströmung an der Ostabdachung eines vom nahen Ostatlantik bis
zum Europäischen Nordmeer reichenden Höhenrückens leicht zyklonal konturiert
ist. Die Strömung ist zu schwach, um ernstzunehmende Vergenzen ergo
Hebungsprozesse zu initiieren, und die leichte WLA, die in der Nordhälfte
diagnostiziert wird, reicht allenfalls für ein paar hohe und mittelhohe
Wolkenfelder.
So steht uns eine ruhige, teils klare, teils wolkige Nacht bevor, in der sich
stellenweise Nebel bildet. Die tiefe, teils hochnebelartige Bewölkung im Süden
und Osten dürfte flächenmäßig zwar etwas abnehmen, am Ende aber nicht ganz
verschwinden. Abgesehen vom unmittelbaren Nordseeumfeld geht die Temperatur in
den leichten, im Süden und in der Mitte z.T. in den mäßigen Frostbereich zurück.
An den Alpen sowie in einigen Mittelgebirgstälern ist im Falle längeren
Aufklarens und vorhandener Schneedecke punktuell sogar strenger Frost unter
-10°C möglich.
Das Thema "Glätte" wird insgesamt nur eine untergeordnete Rolle spielen,
gleichwohl besteht in klaren Gebieten vereinzelt die Gefahr von Reifglätte und
in Nebelgebieten die Gefahr von gefrierendem Nebelnässen. Außerdem muss dort,
wo noch Restnässe vom Tag auf den Straßen vorhanden ist (z.B. durch
Schmelzwasser) mit gefrierender Nässe gerechnet werden.

Montag ... kommt der o.e. Höhenrücken unter Verkürzung seiner Wellenlänge
geringfügig nach Osten voran. Er wird von einem Frontensystem mit relativ
schmalem Warmsektor überlaufen, das morgen Mittag über UK und Irland zu finden
ist. Es gehört zum Sturmtief TIFFANY knapp westlich von Island, das kein großes
Interesse auf Europa hat und sich zum Dienstag hin zur Irminger See zurückzieht.
Damit sinken aber auch die Chancen, dass das Frontensystem nennenswerten Boden
nach Osten hin gut macht, zumal die nördliche Höhenströmung bei uns und über
Westeuropa auch noch blockierende Wirkung hat.
Lange Rede, kurzer Sinn, die drei Bodenhochdruckgebiete in unserer erweiterten
Nachbarschaft - FRITZ über Skandinavien, ENRIC über der Ukraine und der Prototyp
dynamischer Hochdruckgebiete, das Azorenhoch unweit der Azoren - reichen aus,
einen ruhigen und weitgehend antizyklonal geprägten Wochenstart zu
gewährleisten, auch wenn das überlagerte Potenzialfeld durch einen von
Nordwestrussland über Mitteleuropa bis zum westlichen Mittelmeer gerichteten
Höhentrog eher zyklonal aufgestellt ist. Zwar löst sich die dichte tiefe
Bewölkung im Osten weitgehend auf, es treten aber - ebenso wie im Norden -
mittelhohe und hohe Wolkenfelder auf den Plan, die es der Sonne nicht ganz
einfach machen, sich nachhaltig in Szene zu setzen. Besser sieht es
diesbezüglich im Westen, in den mittleren Landesteilen und im Südosten aus, wo
man auf etwas mehr Sonnenstunden hoffen darf. Im Süden BWs sowie im bayerischen
Schwaben wiederum hält sich unterhalb einer bei 850 hPa angesiedelten Inversion
dichte hochnebelartige Bewölkung, aus der ganz vereinzelt geringfügiger (0,0
mm/h) Schneegriesel oder (gefrierender) Nieselregen fallen kann. Am
unmittelbaren Alpenrand nimmt die Sonnenscheinwahrscheinlichkeit wieder zu und
vor allem auf den Bergen kann man einen wunderbaren Blick über das Hochnebelmeer
genießen. Während unter dem Hochnebel ebenso wie im höheren Bergland leichter
Dauerfrost herrscht, steigt die Temperatur sonst auf 1 bis 7°C mit den höchsten
Werten zwischen - Achtung, Deutschlandquiz - Düren und Wesel.

In der Nacht zum Dienstag tut sich nicht übermäßig viel im erweiterten
Strömungsumfeld. Der Höhenrücken erreicht die Nordsee, wobei er aber immer
schmaler wird und zusätzlich durch einen in die Rückseite hineinlaufenden
KW-Trog abgebaut wird. Doch keine Angst, über dem nahen Ostatlantik formiert
sich schon der nächste Rücken.
Die Warmfront des o.e. Frontensystems erreicht die westliche und südwestliche
Nordsee, weiter wird es wohl nicht gehen. Folglich lassen die meisten Modelle
den zugehörigen Niederschlag auch westlich von uns, selbst bei GFS reicht es nur
noch für ein paar marginale Flocken in und um die Eifel herum. Im äußersten
Norden könnte - die Betonung liegt auf "könnte" - es für geringfügigen
Schneegriesel oder (gefrierenden) Nieselregen reichen, die von einem schwachen
KW-Trog ausgelöst werden. Im größten Teil des Vorhersageraums bleibt es aber
niederschlagsfrei mit einigen Nebel- oder Hochnebelfeldern, z.T. aber auch
leicht bewölkten bzw. klaren Bedingungen. Temperaturmäßig geht es in ähnliche
Dimensionen zurück wie in der Nacht zuvor.

Dienstag ... deutet sich alles andere als brisantes Wetter an, die
atmosphärischen Bewegungsabläufe bleiben ähnlich phlegmatisch wie das
Angriffsspiel des HSV - sorry liebe Hamburger, aber diese Saison seid ihr
fällig. Zwar tropft aus dem KW-Trog im Norden ein kleines eigenständiges
Höhentief ab, das über den Vorhersageraum südwärts zieht, einen bleibenden
Eindruck wird es sehr wahrscheinlich aber nicht hinterlassen. Da südlich der
Alpen der Luftdruck fällt, in Skandinavien aber gleich bleibt, nimmt der
Gradient bei uns etwas zu, wodurch ein schwacher, im Norden teils mäßiger
Ost-Nordostwind in Gang kommt, der allmählich trockenere Kontinentalluft in den
Vorhersageraum advehiert. Das Temperaturniveau in 850 hPa pendelt sich dabei
zwischen -6 und -10°C ein.
Wettertechnisch stellt sich eine Mischung aus Wolken, sonnigen Abschnitten
(diese bevorzugt aber nicht ausschließlich im W und NW) und (vornehmlich im
Süden) zähem Hochnebel ein, aus dem hier und da ein paar wenige Flocken fallen
können. Ansonsten bleibt es weitgehend niederschlagsfrei bei Tageshöchstwerten
von 0 bis +6°C im Bergland und gebietsweise auch im Süden leichtem Dauerfrost.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das Drehzentrum des kleinen Höhentiefs
langsam in Richtung Zentralalpen. Von Nordwesten her steigt das Potenzial etwas
an. Dadurch kommt es auch bodennah zu Druckanstieg, der wiederum die über die
Nordsee verlaufende Brücke zwischen dem mittlerweile bis kurz vor Irland
vorgerückten Azorenhoch und dem Dauerbrennerhoch FRITZ über Skandinavien
festigt. Der Gradient auf der Südflanke nimmt etwas zu, wodurch die Advektion
kontinentaler Kaltluft andauert. Der nordöstliche Wind wird aber trotzdem wohl
nur in einigen exponierten Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge an den
Warnschwellen 7-8 Bft kratzen. Ganz im Süden kann es hier und da geringfügig
schneien, und an der Ostsee, genauer an der Küste MVs, sind einzelne
Schneeschauer nicht ausgeschlossen (Labilisierung unterhalb etwa 800 hPa,
diabatische Komponente, leichter Lake-Effekt).
Dass es bei diesen Bedingungen trotz unterschiedlicher Bewölkung weiterhin
leichten bis mäßigen Nachtfrost geben wird, steht außerhalb jeglicher
Diskussion.

Mittwoch ... Stellt sich ein Großwetterlagentypus ein, der irgendwo zwischen HFa
(Hoch Fennoskandien antizyklonal) und NEa (Nordost antizyklonal) anzusiedeln
ist. Zwischen einer vom nahen Ostatlantik bis nach Fennoskandien reichenden
Hochdruckzone und tiefem Luftdruck über dem westlichen und zentralen Mittelmeer
dauert die nordöstliche Grundströmung an. Dabei wird der Wind tagesgangbedingt
mitunter böig auffrischen, es bleibt aber dabei, dass nur exponierte Kamm- und
Gipfellagen sowie einige freie Lagen Böen der Stärke 7 Bft erreichen. Im
Hochschwarzwald allerdings stellt sich eine Bisensituation ein, die auf den
Gipfeln (vornehmlich dem Feldberg) Böen 8-9 Bft verursachen kann.
Im äußersten Süden können Hebungsprozesse über die Alpen hinweg bis ins südliche
Alpenvorland ausgreifen und dort für etwas Schnee sorgen, die Mengen bleiben
aber sehr gering. Zwischen Donau und Main sowie in Westdeutschland zeigt sich
häufiger die Sonne, während es nach Norden und Osten zu unterschiedlich bewölkt
ist. Von der Ostsee her driften einige Schneeschauer landeinwärts, wobei sich
durchaus definierte Schauerstraßen bilden können. Aus numerischer Sicht halten
sich die Mengen aber auch hier - ähnlich wie im Süden - in Grenzen. Im Bergland
sowie unter kompakter Bewölkung im Süden gibt es leichten Dauerfrost. Sonst
liegen die Höchstwerte zwischen 0 und +5°C.


Modellvergleich und -einschätzung
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Es liegen keine substanziellen Abweichungen von der beschriebenen Entwicklung
vor.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann