DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-02-2018 17:01
SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 15.02.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts im Osten noch leichte Schneefälle, von Westen nachlassend. Im Süden
mäßige Niederschläge, Schneefallgrenze an den Alpen auf 600 bis 1000 m steigend,
im Allgäu Tauwetter, gebietsweise auch Glatteisregen.
Freitag auch im Süden nachlassende Niederschläge, Samstag dort aber erneut
aufkommende, teils mäßige Schneefälle.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... gerät Deutschland zunehmend in den Einflussbereich eines breit
angelegten atlantischen Höhentroges mit Drehzentrum bzw. zentralsteuerndem
Tiefdruckgebiet bei Island. Dabei verlagert sich im Laufe der Nacht ein
kurzwelliger Anteil über Südskandinavien und Nord- bzw. Ostdeutschland hinweg
ostwärts. Trogvorderseitig fungiert hauptsächlich WLA als Hebungsantrieb, die
auch von PVA unterstützt wird, insgesamt schwächen sich die Hebungsprozesse im
Laufe der Nacht aber allmählich ab.
Im Bodenfeld überquert das Frontensystem des Sturmtiefs bei Island aktuell
Deutschland ost- bzw. südostwärts. Es kommt über Norddeutschland nach
vollzogenem Okklusionsprozess rasch nach Osten voran, wobei sich bis Freitagfrüh
über dem Kattegat ein Teiltief bildet. Vor allem in der Osthälfte gibt es
zunächst noch verbreitet Niederschläge, die im Nordosten bei Temperaturen um -6
Grad in 850 hPa meist als Schnee fallen, erst mit Frontpassage teilweise in
leichten Nieselregen übergehen, dann aber auch rasch nachlassen. Dabei fallen
aber nur wenige Zentimeter Neuschnee, allerdings kann bei Temperaturen um oder
knapp unter 0 Grad verbreitet Glätte durch Schneematsch und überfrorene Nässe
bzw. gefrierenden Nieselregen auftreten. Ähnliches gilt für den Nordwesten,
Westen und den zentralen Mittelgebirgsraum, wo die Niederschläge bereits
eingangs der Nacht nachlassen bzw. schon aufgehört haben. Vor allem Richtung
Nordsee und in den Ballungszentren bleibt es dort zwar vielerorts frostfrei,
dennoch kann es bei aufgelockerter Bewölkung auch dort gebietsweise Bodenfrost
und Glätte durch Überfrieren geben.
Die Kaltfront kommt dagegen der Mitte und dem Süden des Landes mangels
Schubkomponente nur langsam nach Süden voran und verwellt über dem äußersten
Süden, was an den Alpen und im Alpenvorland zu einer Intensivierung der
Niederschläge führt. Dabei steigt die Schneefallgrenze präfrontal im Warmsektor
an den Alpen und im Alpenvorland vor allem nach Westen zu vorübergehend auf über
1000 m. Im Oberallgäu werden dazu teilweise mehr als 25 mm in 12 Stunden
simuliert, was zusammen mit dem Tauwetter zu einem Niederschlagsdargebot von 30
bis 50 mm bis zum Freitagmittag führt. Weiter nach Norden bewegt sich die
Schneefallgrenze meist zwischen 400 m im Thüringer Wald/Erzgebirge und 800 m im
Bayerwald bzw. Südschwarzwald, darüber kann es einige Zentimeter Neuschnee
geben.
In den Niederungen fällt Regen, wobei die Kaltluft nicht überall ausgeräumt
wird. Vor allem in einigen Mittelgebirgs- und Alpentälern kommt somit die
gefrierende Phase ins Spiel. MOSMIX, aber auch MODELMIX simulieren vor allem vom
Südschwarzwald über Oberschwaben und das bayerische Schwaben bis nach Ober- und
Niederbayern ab den Abendstunden bis in die zweite Nachthälfte hinein flächig
hohe Wahrscheinlichkeiten für Glatteis, so dass auch Glatteis-Unwetter in
Betracht gezogen werden sollte.
Bleibt zum Schluss noch der Wind: Mit Frontpassage fächert der Gradient auch und
entsprechend nimmt er dann auch ab. In den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge und an der Küste - zuletzt der Ostsee - kann es anfangs aber noch
steife bis stürmische Böen aus Südost, später Südwest bis West geben.

Freitag ... verbleiben wir nach Abzug des Kurzwellentroges unterhalb einer recht
kräftigen, aber glatten westlichen Höhenströmung. Im Tagesverlauf zieht ein
flacher Kurzwellentrog von Westen her ins Seegebiet westlich von Irland,
vorderseitig führt WLA zu einem leichten Aufwölben der Höhenströmung über
Westeuropa, so dass die Höhenströmung auf Westnordwest dreht.
Die Kaltfront des bis zum Abend nach Öl- bzw. Gotland ziehenden Tiefs erreicht
die Alpen, kommt aber nicht weiter nach Süden voran. Insgesamt dominiert bei
dieser Konstellation Absinken, so dass der Druck postfrontal kräftig ansteigt.
Dabei bildet sich eine Hochdruckparzelle, die von Nordfrankreich über
Süddeutschland bis nach Südosteuropa reicht.
Die Niederschläge beschränken sich somit auf den Frontbereich, also auf den
Alpenrand und das Alpenvorland. Dort werden vor allem vormittags nochmals mehr
als 5 mm simuliert. Die Schneefallgrenze sinkt auch an den Alpen allmählich
wieder auf 1000 m oder knapp darunter, die Neuschneemengen darüber bleiben mit 5
cm oder etwas mehr aber eher gering und am Nachmittag lassen die Niederschläge
aufgrund des Hochdruckeinflusses weiter nach. In einigen windgeschützten Tälern
kann es auch noch Glatteisregen geben.
Ansonsten steht ein trockener und warntechnisch ruhiger Tag ins Haus. Entlang
der vorpommerschen Ostseeküste kann es allerdings noch steife Böen aus Südwest
bis West geben.
Vor allem im Westen und in der Mitte kann sich vielerorts wieder die Sonne
durchsetzen und mit Höchstwerten zwischen 3 und 8 Grad, im Südwesten bis 10 Grad
wird es recht mild. Lediglich im höheren Bergland sowie in einigen Alpentälern
bleibt es kälter.

In der Nacht zum Samstag kommt der Kurzwellentrog über Westeuropa weiter
ostwärts voran und verschärft sich vor allem in seinem Südteil, der sich morgens
über dem Westausgang des Ärmelkanals befindet und über die Biskaya bis nach
Portugal reicht.
Trogvorderseitig setzt vor allem aufgrund von WLA - zunehmend aber auch
unterstützt durch PVA - über Frankreich im Laufe der Nacht recht markante Hebung
ein.
Diese Prozesse führen zur Ausbildung eines Wellentiefs entlang des über die
nördlichen Alpen hinweg bis zur Biskaya bzw. den Azoren reichenden
Frontensystems. Bis Samstagfrüh vertieft sich das Wellentief weiter und zieht
von der Biskaya nach Zentralfrankreich. Mit Annäherung des Troges dreht die
Höhenströmung mehr auf Südwest zurück und die (Warm)front über den Alpen kommt
wieder etwas nach Norden voran, so dass der Südschwarzwald und der Alpenrand
wieder in den Warmsektor mit Temperaturen etwas über 0 Grad in 850 hPa geraten.
Dort steigt die Schneefallgrenze mit Einsetzen der Niederschläge in der zweiten
Nachthälfte bzw. morgens wieder auf über 1000 m. Dabei besteht im äußersten
Südwesten erneut die Gefahr von Glatteisregen.
Der große Rest des Landes befindet sich nachts weiterhin im Einflussbereich der
sich ein wenig nach Südosteuropa zurückziehenden Hochdruckparzelle. Vor allem im
Nordwesten, Westen und in den mittleren Landesteilen ist es häufig gering
bewölkt, so dass sich Nebel bilden kann. Abgesehen vom unmittelbaren
Küstenumfeld und vom Südwesten gibt es verbreitet leichten, in der Mitte bei
längerem Aufklaren auch mäßigen Frost und örtlich Glätte durch Überfrieren.

Samstag ... kommt der Trog nur noch schleppend nach Osten voran und erstreckt
sich abends mit seiner Achse vom mittleren Deutschland über Frankreich bis nach
Südportugal. Weiter nördlich schwenkt ein flacher Höhenrücken nach
Norddeutschland.
Das mit dem Trog korrespondierende Wellentief verlagert sich bis zum Abend etwa
nach Nordtirol. Weiter nördlich verbleiben der Norden und die Mitte Deutschlands
weiterhin im Einflussbereich der vom südöstlichen Europa bis zur Biskaya
reichenden Hochdruckbrücke. Daraus resultiert eine bodennah ostnordöstliche
Windkomponente über dem Süden Deutschlands. In Verbindung mit der
mitteltroposphärisch vorhandenen West-Südwestströmung ergibt sich eine
Gegenläufigkeit zu den bodennahen Schichten, was in Verbindung mit PVA trotz
sich abschwächender WLA über Süddeutschland einen recht markanten Hebungsantrieb
generiert.
Somit breiten sich etwa südlich von Mosel und Main im Tagesverlauf Niederschläge
ostwärts aus, die an den Alpen und im südlichen Alpenvorland unterhalb von etwa
1000 m - diese Regionen geraten vorübergehend in den Warmsektor - zunächst meist
als Regen, weiter nördlich aber als Schnee fallen. Vor allem im Südwesten des
Landes - in weiten Teilen Baden-Württembergs bis ins westliche Oberbayern
reichend - werden mehr als 10 mm in 12 Stunden simuliert, im aktuellen Lauf des
ICON im Nordschwarzwald sogar mehr als 25 mm. Dies hätte markante Schneefälle
zur Folge, und zwar wohl meist bis in tiefe Lagen, da von Nordosten her recht
kalte Luft aus Osteuropa angezapft wird mit Temperaturen um -6 Grad in 850 hPa.
Während nach Lesart des GFS, ECMWF und ICON nur der äußerste Süden in den
Warmsektor gerät, lässt Euro4 (von 06 UTC) die Welle weiter nördlich ablaufen,
so dass weite Teile Süddeutschlands in den Warmsektor geraten und die
Niederschläge dort verbreitet in Regen übergehen würden. Nach ICON-EU wären in
Teilen Baden-Württembergs dagegen sogar die Kriterien für Unwetter-Schneefall
erfüllt. Somit steht für Teile Süddeutschlands sicherlich ein markantes
Schneefallereignis ins Haus, bzgl. einer genauen Regionalisierung müssen aber
noch ein paar Läufe ins Land gehen.
Der Wind frischt vor allem über Süddeutschland aus Ost bis Nordost auf, für
warnrelevante Böen (Bft 7 bis 8) reicht es aber wohl nur - wenn überhaupt - in
den Kammlagen einiger Mittelgebirge.
Der Norden und die Mitte Deutschlands verbleiben im Einflussbereich der
Hochdruckbrücke, wobei in den Nordosten an der Südwestflanke eines Tiefs über
dem Baltikum zeitweise dichtere Wolkenfelder - eventuell auch mit ein paar
Schneeflocken - driften. Vor allem im Nordwesten scheint aber auch häufig die
Sonne. Die Temperaturen steigen meist auf 2 bis 6 Grad, bei Dauerschneefall
verharren sie allerdings um den Gefrierpunkt.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich der Trog weiter südostwärts, rückseitig
stellt sich eine nordwestliche Höhenströmung ein, die mit Heranschwenken eines
flachen Höhenrückens von der Nordsee nach Westdeutschland zunehmend antizyklonal
konturiert ist.
Im Bodenfeld zieht das flache Wellentief ostsüdostwärts ab und füllt sich
allmählich auf. Dahinter verstärkt sich der Hochdruckeinfluss über Deutschland
erneut und es bildet sich eine eigenständige Hochdruckzelle (über 1030 hPa über
der Mitte des Landes). Die Niederschläge, die nach Abzug des Wellentiefs auch an
den Alpen wieder in Schnee übergehen, ziehen sich mehr und mehr auf die Regionen
südlich der Donau zurück und lassen nach. Dabei werden nochmals gebietsweise
mehr als 5 mm in 12 Stunden simuliert, nach Lesart des ICON-EU vor allem im
Oberallgäu auch bis an die 10 mm. Somit fallen im Süden nochmals verbreitet 1
bis 5 cm Neuschnee, an den Alpen und im Vorland gebietsweise auch um 10 cm.
Im übrigen Land bleibt es trocken und teilweise auch gering bewölkt, so dass es
- abgesehen von Küstenregionen mit auflandigem Wind - verbreitet leichten, in
ungünstigen Lagen auch mäßigen Frost und stellenweise Glätte gibt. Örtlich kann
sich auch Nebel bilden.

Sonntag ... schwenkt der flache Höhenrücken über den Westen Deutschlands hinweg
südwärts und mit Aufwölben eines markanten Höhenrückens westlich der Britischen
Inseln nach Norden dreht die Höhenströmung mehr auf Nordnordwest. Insgesamt
dominiert bei dieser Konstellation mitteltroposphärisch aufgrund schwacher KLA
und NVA Absinken, nennenswerte Hebungsantriebe sind nicht auszumachen.
Somit kann sich das Bodenhoch über dem Vorhersagegebiet vorübergehend noch etwas
verstärken und verlagert seinen Schwerpunkt allmählich ein wenig nach Osten,
Richtung Südpolen/Tschechien.
Somit lassen mit der auf Ost bis Südost drehenden Bodenströmung auch an den
Alpen die Schneefälle rasch nach und es bleibt nahezu überall trocken. Dichtere
Wolkenfelder mit ein paar Regentropfen oder Schneeflocken können höchstens noch
in den äußersten Norden und Nordosten vordringen, die sich näher am Trog über
Nordosteuropa befinden, an dessen Westflanke ein kurzwelliger Anteil über
Schweden südsüdostwärts zieht und eventuell auch den Nordosten des Landes
streift.
Vor allem im Westen und in der Mitte scheint dagegen bei nur flachen Quellwolken
häufig die Sonne. Die Höchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 0 Grad am
Alpenrand und 7 Grad am Niederrhein.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle simulieren im Großen und Ganzen eine ähnliche
Wetterentwicklung im Kurzfristzeitraum. Die Problematik bzgl. der
Niederschlagsphase bleibt auch in der kommenden Nacht erhalten, wo in
Süddeutschland ein gewisses Potenzial für Unwetter-Glatteisregen nicht von der
Hand zu weisen ist. Entsprechend großflächig wurde somit erst einmal vor
markantem Glatteis gewarnt.
Für den Samstag ergeben sich noch Unterschiede bzgl. der Intensität der
Schneefälle, vor allem ICON-EU simuliert in Baden-Württemberg gebietsweise
Schneemengen bis in den Unwetterbereich - auch in tiefen Lagen - während GFS und
ECMWF (von 00 UTC) insgesamt eine etwas defensivere Variante fahren.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff