DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-02-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 15.02.2018 um 10.30 UTC



Wechselhaft und etwas zurückgehende Temperaturen, dabei in den Mittelgebirgen
und den Alpen markante Schneefälle. Ab Donnerstag deutliche Milderung möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 22.02.2018


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Sonntag zeigt der aktuelle
EZMW-Lauf von 00 UTC einen Rücken, der sich von den Azoren bis nach Island
aufgewölbt und von zwei Trögen flankiert wird. Während des gesamten
Mittelfristzeitraums bis zum Donnerstag bleiben diese Gebilde prägend. Beide
Tröge wandern langsam progressiv nach Osten, der Rücken wird dabei allmählich
abgehobelt.

Am Sonntag steigt dank der am Ausgang des östlichen Troges konfluenten Struktur
der Druck über Mitteleuropa, wobei sich ein Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über
Ostdeutschland bildet. Bis zum Tagesende hin verlagert sich das Zentrum schon
nach Slowenien weiter. Die T850 hPa liegen in Deutschland zwischen -3 und -6
Grad.

Am Montag wird der östliche Trog durch einen Randtrog vom Nordmeer her
regeneriert und Deutschland gerät an seine Westflanke. Am Boden bleibt der hohe
Druck zwar erhalten, allerdings gibt es eine kleine Schwachstelle. Mit dem
Randtrog zieht ein schwaches Bodentief von Südnorwegen zur Ostsee, wo es sich
zwar auffüllt, der Nordhälfte aber mehrschichtige Bewölkung samt Niederschlägen
bringt. Diese kommen bei ähnlichen Temperaturen wie am Vortag zumindest
teilweise in der festen Phase daher.

Am Dienstag verbleibt Deutschland an der Westflanke des Trogs, der sich noch
weiter amplifiziert und bis nach Sardinien austrogt. Die Achse des Höhenrückens
nimmt mittlerweile eine Linie von den Azoren über die südliche Britische Insel
bis in die Nordsee ein. Am Boden zeigen sich leicht zyklonale Strukturen, die
vor allem im Osten und Süden Niederschläge (häufig Schnee, in den Niederungen
zum Teil Regen) auslösen. Die Strömung dreht allmählich auf Nordost bis Nord und
kältere und trockenere Festlandsluft kann einsickern. Im Norden sinkt die T850
hPa so gebietsweise auf -8 Grad.

Am Mittwoch wird der Trog durch die leicht progressive Verlagerung des
Höhenkeils langsam nach Osten abgedrängt. Somit setzt Druckanstieg ein, zumal
sich am Boden auch ein Hoch über Westeuropa bildet. Die Zufuhr kalter Luft aus
dem Nordosten hält an, die T850 hPa liegt dementsprechend nur noch zwischen -7
und -10 Grad.

Am Donnerstag greift der Höhenrücken auf Deutschland über, wobei er aber
deutlich flacher wird. Seine Achse ist etwa von Portugal über Frankreich bis zur
Ostsee zu finden. Am Boden herrscht dadurch hoher Druck vom Seegebiet östlich
der Azoren bis nach Sibirien, über Mitteleuropa zeigt sich eine Hochdruckbrücke.
Allerdings nähert sich vom Atlantik ein Randtrog, der in Verbindung steht mit
einem Tief knapp südöstlich von Island. Dessen Ausläufer erreichen den Westen
und Nordwesten aber noch nicht.

In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag greifen diese Ausläufer jedoch auf
Deutschland über. Nachfolgend dreht die Strömung rück auf West bis Südwest und
mildere Luft kann bei uns Fuß fassen. So ist bereits am Freitag die 0
Grad-Isotherme in 850 hPa im Westen in Sicht. Anfängliche Schneefälle bis in die
Niederungen dürften daher schnell in Regen übergehen, mögliches Glatteis
inklusive. Nachfolgend herrschen zumeist wieder antizyklonale Verhältnisse durch
eine Hochdruckbrücke, die von Nordafrika über Südostdeutschland bis nach
Südwestrussland reicht. Die T850 hPa steigen weiter und erreichen 3 bis 5 Grad.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen 00 UTC-Laufs des EZMW zu seinen Vorgängern ist bis
zum Sonntag hoch, ab Montag lässt sie von Tag zu Tag nach. So wird am Montag und
Dienstag der östliche Höhentrog nun etwas weiter nach Westen gelegt, weil er
durch einen Randtrog von der Nordsee her regeneriert wird. Auch im gestrigen 12
UTC-Lauf zeigte sich schon diese Tendenz. Insgesamt ergeben sich für die
Prognose dadurch zunächst aber nur kleine Unterschiede. Nachfolgend verlagert
sich der Höhenrücken schneller nach Mitteleuropa, wodurch der Druck rascher
steigt und die Niederschlagssignale schneller schwächer werden. In der
erweiterten Mittelfrist ab Freitag ist die Konsistenz dann nur noch schlecht.
Insbesondere das Temperaturregime wird nun um 5 bis 10 Kelvin höher berechnet
als noch bei den beiden gestrigen Läufen. Die eher wieder antizyklonale
Grundausrichtung ist jedoch allen Läufen gemein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON ist bis zum Montag mit dem EZMW einig, ab dann wird ein ziemlich anderes
Szenario aufgebaut: So amplifiziert der östliche Höhentrog nicht meridional,
sondern mehr zonal und retrograd gen Frankreich. Dort soll er anschließend
abtropfen. Gleichzeitig wölbt sich der Rücken bis ins westliche Skandinavien
auf. Daraus mündet eine "High-over-Low"-Lage mit einem Hoch über Skandinavien
und einem Tief über Südwest- und Südeuropa. Bei uns hätte das eine östliche
Strömung zur Folge mit Schneefällen nach Süden hin in der Nähe zum tiefen Druck.
Diese Lage würde bis zum Ende des Vorhersagefensters von ICON Donnerstagmittag
anhalten. GFS ist der ICON-Lösung deutlich näher, variiert aber die Austrogung
bzw. das Abtropfen ein wenig weiter südlich und später weiter westlich. Das
Bodenhoch über Skandinavien steht dann einem Tief über der Biskaya gegenüber,
sodass wir in einer südöstlichen und daher nicht ganz so kalten Strömung liegen
(etwa 5 Kelvin höher als beim EZMW und beim ICON). Beim GEM wiederum sind die
Parallelitäten zum EZMW bis zum Mittwoch hoch, anschließend hat das Modell ein
Höhentief über Mittel- und Südeuropa im Programm. Auch daraus würde letztlich
aber eine "High-Over-Low"-Situation wie beim ICON entstehen. NAVGEM und CMA
ähneln am meisten dem GEM.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des EZMW für verschiedene deutsche Städte sind bis zum
Sonntag/Montag eng gebündelt, danach nimmt der Spread deutlich zu. Bis zum
Mittwoch ist dabei entsprechend des deterministischen Laufs ein Absacken der 850
hPa-Temperatur festzustellen, ebenso sinkt das 500 hPa-Geopotenzial meist auf
unter 540 gpdam. Nachfolgend steigt die Temperatur deutlich, liegt am Ende aber
am obersten Rand der Streuung, wobei kaum noch ein Median auszumachen ist. Beim
Geopotenzial verhält es sich ähnlich.

Das Clusteranalyse bringt für Dienstag bis Donnerstag 6 Cluster und für Freitag
bis Sonntag 4 Cluster. Die gezeigten Szenarien unterscheiden sich zum Teil
deutlich, sodass ein Aufdröseln der Details kaum Sinn ergibt. Von sehr kalten
Lösungen, die zum Teil auch die "High-Over-Low"-Lage beinhalten bis zu einer
milden südwestlichen Strömung ist fast alles vertreten. Das unterstreicht die
Vorhersageunsicherheit, die ab Dienstag immer weiter zunimmt.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass am Sonntag Hochdruckeinfluss zu erwarten
ist, der am Montag und Dienstag von tiefen Druck mit Niederschlägen bei leicht
sinkenden Temperaturen abgelöst wird. Am Mittwoch steigt der Luftdruck wieder,
wobei eine nordöstliche Strömung für noch etwas kältere Temperaturen sorgt. Ab
Donnerstag ist zwar kaum noch eine sinnvolle Mittelfristvorhersage möglich,
dennoch sollte man der EZMW-Lösung mit der Milderung Beachtung schenken, wäre es
doch nicht das erste Mal, dass dieses Modell den Vorreiter gibt. Die vielen
kalten bis zuweilen sehr kalten Lösungen der anderen Modelle/Ensembles lassen
wiederum starke Zweifel an dieser Variante aufkommen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt in der Mittelfrist keine Besonderheiten. Dennoch ist am Montag mit
markanten Schneefällen mit Neuschneemengen von 10 bis 15 cm in den
Mittelgebirgen und 20 bis 30 cm in den Alpen zu rechnen. Auch am Dienstag sind
an den Alpen nochmals 10 bis 15 cm Neuschnee möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-Det., EZMW-EPS. Ab Donnerstag aufgrund obigen Fazits hauptsächlich
EZMW-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler