DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-02-2018 17:01
SXEU31 DWAV 081800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 08.02.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Vorerst keine. Erst ab Sonntag zunächst an der Nordsee und im westlichen
Bergland, im Tagesverlauf dann auch an der Ostsee und in den Hochlagen der
nördlichen und zentralen Mittelgebirge Sturmböen. An der Nordsee dann schwere
Sturmböen nicht auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland noch unter einem Langwellentrog, der zuvor in
wiederholten Austropfprozessen in mehrere Höhentiefs zerfallen ist. Zudem tropft
der über Deutschland noch vorhandene Resttrog zu den Alpen aus. Dabei sind die
Geopotentialgegensätze schwach, so dass sich keine Hebung ableiten lässt. Im
Bodendruckfeld lässt sich eine Hochbrücke ausmachen, die die Verbindung zu dem
Kältehoch über Sibirien darstellt und "diagonal" über Mitteleuropa und die
Iberische Halbinsel hinweg sich zu den Azoren erstreckt. Absinken in deren
Bereich ließ die Wolken auflockern bzw. führte zu längeren sonnigen Abschnitten.
Allerdings ist durch die inzwischen fortgeschrittene Alterung die Luftmasse mit
Dunst angereichert.
Schwache Schneefälle, die aus einer Tiefentwicklung über Südosteuropa
resultierten, sind mittlerweile soweit abgeklungen, so dass sich keine
Warnrelevanz mehr ergibt.
In der Nacht zum Freitag ist leichter, bei klarem Himmel und im Bergland meist
mäßiger und bei Aufklaren über Schnee strenger Frost zu erwarten. Dort, wo es
zuvor noch geschneit hat, besteht Glättegefahr durch überfrorene Nässe oder
geringen Neuschnee. Zudem können sich örtlich Nebelfelder bilden. Warnungen sind
ansonsten weder durch Glätte noch infolge von Nebel erforderlich.

Freitag ... greift auf die Britischen Inseln und Frankreich ein Trog über, der
sich zusehends nach Süden ausweitet und den über Mitteleuropa liegenden Trog
regeneriert. Diesem Trog ist eine flache Tiefdruckrinne vorgelagert, die bis in
die mittlere Nordsee und zu den Benelux-Staaten vorankommt. Das darin
eingelagerte, längst okkludierte Frontensystem sorgt im Nordwesten und Westen im
Tagesverlauf für einen Aufzug mehrschichtiger Bewölkung. Bis zum Abend kann im
Grenzgebiet zu Benelux leichter Schneefall aufkommen. Allerdings kann die
Tiefdruckrinne noch nicht auf Deutschland übergreifen, so dass die
schwachgradientige Lage bestehen bleibt.
Größere Auflockerungen und zum Teil auch sonnige Abschnitte sind lediglich im
Norden und Nordosten zu erwarten, wo sich noch die Reste der Hochbrücke
bemerkbar machen. Da die Luftmasse zusehends altert, wird sich in weiten Teilen
Süddeutschlands und teils auch in den mittleren Gebieten hochnebelartige
Bewölkung halten, wodurch vereinzelt Schneegriesel fallen kann. Die
Tageshöchsttemperaturen ändern sich gegenüber heute kaum. Allenfalls in
Rheinnähe sind 1 bis 2 Grad mehr als heute möglich.
In der Nacht zum Samstag tropft der über Frankreich liegende Trog zum westlichen
Mittelmeer aus. Der Resttrog erreicht nebst der sich weiter auffüllenden
Tiefdruckrinne die Deutsche Bucht. Geringe Niederschläge, die als Schnee oder
Schneegriesel fallen, können daher auf den Nordwesten und Westen Deutschlands
übergreifen. Mehr als 1 oder 2 cm Neuschnee sind jedoch unwahrscheinlich.
In den anderen Gebieten hält sich vielfach starke bis geschlossene
hochnebelartige Bewölkung, aus welcher vereinzelt etwas Schneegriesel fällt.
Lediglich nach Nordosten hin und unmittelbar an den Alpen kann es längere Zeit
aufklaren. Dort ist noch einmal mäßiger Frost zu erwarten, während ansonsten
eine Abkühlung in den Bereich leichten Frostes erfolgt.

Samstag ... nähert sich von Westen ein Höhenrücken, der auf die Biskaya
übergreift und sich bis in den Westen Deutschlands ausweitet. Absinken in dessen
Bereich macht das letzte bisschen Wetterwirksamkeit des auf Deutschland
übergreifenden Frontensystems zunichte. Somit sind nur geringe Niederschläge zu
erwarten, die als Schnee oder Schneegriesel fallen. Allenfalls in den
Mittelgebirgen und an den Alpen können 1 bis 3 cm Schnee zusammenkommen.
Auflockerungen sind am ehesten im Süden und nordöstlich der Elbe zu erwarten; in
Vorpommern sind auch größere sonnige Abschnitte vorstellbar. Mit der
einsetzenden, wenn auch schwachen südlichen bis südwestlichen bodennahen
Windkomponente steigt die Temperatur auf 1 bis 5 Grad. Im Bergland herrscht
weiterhin leichter Dauerfrost.
In der Nacht zum Sonntag greift ein weiterer Trog auf die Britischen Inseln und
nachfolgend unter leichter Verschärfung in die Nordsee über. Stromaufwärts
zonalisiert über dem gesamten Atlantik die Strömung. Durch diesen Trog
entwickelt sich aus einer Welle der Kaltfront eines Islandtiefs ein
eigenständiges kräftiges Tief, das bis Sonntagfrüh bereits unmittelbar westlich
des Skagerraks zu finden ist. An der Südostflanke dieses Tiefs erfolgt ab der
zweiten Nachthälfte beginnend im Nordwesten und Westen eine markante
Gradientzunahme, so dass dort Windböen bis Bft 7 aufkommen. An der Nordsee und
in den Hochlagen der nördlichen und westlichen Mittelgebirge sind dann
stürmische, exponiert durchaus auch Sturmböen zu erwarten.
Kräftige Warmluftadvektion, die sogar auf die Vorderseite des Höhenkeils
übergreift, lässt in Verbindung mit einem ebenfalls okkludierenden Frontensystem
im Nordwesten und Westen Niederschläge übergreifen. Diese fallen zunächst als
Schnee, gehen aber in Lagen unterhalb von 400 bis 600 Metern alsbald in Regen
über. In den Staulagen der nördlichen und westlichen Mittelgebirge und auch in
Nordseenähe kann es einige bis etwa 10 cm Schnee geben.

Sonntag ... greift das Frontensystem des vor der Südspitze Norwegens liegenden
und in den Skagerrak ziehenden Tiefs mit Niederschlägen auch auf den Osten und
Süden Deutschlands über. Die Schneefallgrenze liegt bei 400 bis 600 Metern, im
Osten auch noch darunter. Oberhalb davon kann es einige bis etwa 5, in Staulagen
auch um 10 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden geben. Im Tagesverlauf nehmen
die Niederschläge schauerartigen Charakter an. Zum Abend hin sind mit dem
Übergreifen des Troges auf den Nordwesten vor allem in Nordseenähe einzelne
kurze Gewitter nicht ganz auszuschließen.
An der Südflanke des o.g. Tiefs erfolgt auch dort, wo bisher die
Luftdruckgegensätze gering waren, eine Gradientzunahme. Im Norden, Westen und in
der Mitte sind verbrietet Windböen, in freien Lagen einzelne stürmische Böen zu
erwarten. An der See und im Bergland gibt es durchweg stürmische Böen, an der
Nordsee muss mit Sturmböen gerechnet werden. Auf exponierten Berggipfeln sowie
auf den Nordfriesischen Inseln sind schwere Sturmböen nicht ganz auszuschließen.

Mit der Gradientzunahme geht eine kräftige Durchmischung einher, so dass ein
Luftmassenwechsel erfolgt. Die Temperatur steigt auf 2 bis 7 Grad. Im Bergland
oberhalb von etwa 600 bis 800 Metern herrscht weiterhin Dauerfrost.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Allerdings werden von probabilistischen Verfahren (vor allem
COSMO-LEPS, aber auch ICON-EU EPS) größere Neuschneemengen für möglich gehalten.
In der Nacht zum Sonntag und auch am Sonntag wären demnach in den Staulagen der
westlichen Mittelgebirge um 10, vielleicht sogar (im Hochsauerland) bis 15 cm
Neuschnee vorstellbar, was dann sicherlich markante Warnungen rechtfertigen
würde. Bereits in der Nacht zum Samstag werden von COSMO-LEPS im Schwarzwald um
10 cm Schnee für möglich gehalten.
Für strengen Frost unter -10 Grad werden von ICON-EU EPS für den Nordosten
(neben den Mittelgebirgen) deutliche Signale geboten. In der Nacht zum Samstag
sind diese Indizien bereits deutlich schwächer. Die anderen EPS-Verfahren halten
nur im Bergland strengen Frost für möglich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann