DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-02-2018 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 01.02.2018 um 10.30 UTC



Übergang zu einem winterlichen Witterungsabschnitt, dabei auch tagsüber meist
leichter bis mäßiger Dauerfrost. In den Nächten teils strenger Frost, aber
insgesamt nur wenig Niederschlag.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 08.02.2018


Am Sonntag liegt Deutschland unter einem Langwellentrog, der sich vom
Petschora-Becken über die Ostsee und Mitteleuropa hinweg bis zur Iberischen
Halbinsel reicht. In diesem Trog ist ein Höhentief eingelagert, das als
Kaltlufttropfen in Erscheinung tritt und gemäß bodennaher Strömung von
Norddeutschland in den Westen Deutschlands gesteuert wird. Im Bodendruckfeld hat
sich bis dahin eine Hochbrücke ausgebildet, die eine Verbindung zwischen dem
Azorenhoch und einem Hoch über Skandinavien darstellt. Deutschland liegt an der
Südflanke dieser Brücke, so dass mit einer nordöstlichen Strömung arktische
Polarluft advehiert wird. Schauerartige Niederschläge, die mit dem
Kaltlufttropfen in Verbindung stehen, fallen durchweg als Schnee. In tieferen
Lagen wird der Gefrierpunkt ein wenig überschritten, sonst ist auch tagsüber
leichter Dauerfrost zu erwarten.
Von Montag bis Mittwoch entwickelt sich aus einem Höhenrücken ein blockierendes
Hoch über Fennoskandien und dem Nordmeer, das sich allmählich zur Barents-See
verlagert. Hierdurch wird das Bodenhoch über Nordskandinavien und
Nordwestsibirien gestützt und kann sich hierdurch noch kräftigen. Da an der
Südflanke des blockierenden Hochs der zyklonale Einfluss in Form eines oder
mehrerer Höhentiefs bestehen bleibt, sind weitere Schneeschauer zu erwarten. In
Staulagen und zusehends auch an einigen Küstenabschnitten können diese durchaus
um 10 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden liefern. Vor allem nach Norden, d.h.
zum Bodenhoch hin, werden Auflockerungen wahrscheinlicher. Ein erneut auf dem
Nordatlantik ostwärts vordringender Trog kann nicht bis nach Kontinentaleuropa
vorankommen und tropft in Richtung Iberischer Halbinsel aus. Die Temperaturen
gehen weiter zurück, ab Dienstag dürfte sich auch tagsüber in weiten Teilen
Deutschlands leichter Dauerfrost einstellen. In den Nächten ist dann vielfach
mäßiger und vor allem über schneebedeckten Gebieten (aber nicht nur dort!)
strenger Frost zu erwarten.
Am Donnerstag zeichnet sich eine Abschwächung des zyklonalen Einflusses ab,
wodurch die Schauertätigkeit tendenziell nachlässt, ohne jedoch ganz zum
Erliegen zu kommen. Der Gradient schwächt sich weiter ab, so dass die
Temperaturen noch etwas zurückgehen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bleibt die Troglage über
Mitteleuropa zunächst noch bestehen. Wahrscheinlich wird aber das blockierende
Hoch aus Nordeuropa nach Nordosten in Richtung Karasee abgedrängt, so dass sich
die Frontalzone an der Südflanke eines Tiefs im Raum Island relativ weit
nördlich verlaufend und möglicherweise sogar bereits bis in die Nordsee nach
Osten durchsetzen kann. Allerdings ist das noch unsicher. Zumindest sollte die
über Mitteleuropa liegende arktische Kaltluft noch nicht angetastet werden.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Lauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen relativ konsistent. Unterschiede ergeben sich
lediglich hinsichtlich der Position der in den wetterbestimmenden Trog
eingelagerten Höhentiefs.
Am Donnerstag hatten die beiden gestrigen Modellläufe eine leichte Verlagerung
des Troges nach Osten im Programm, wogegen der aktuelle Lauf weiterhin ein
Höhentief über Mitteleuropa zeigt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bleibt die Troglage über
Mitteleuropa bestehen. Zwar setzt sich auch nach den beiden Modellläufen des
Vortages die Frontalzone zwischen Island und Schottland wieder durch, aber auf
Mitteleuropa können keine frontalen Prozesse übergreifen. Eine Milderung ist
damit unwahrscheinlich.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Dienstag zeigen die verfügbaren Modelle ein weitgehend
ähnliches Verhalten. Unterschiede ergeben sich lediglich in der Position der in
den über Mitteleuropa liegenden Trog eingelagerten Höhentiefs. Ab Mittwoch
ergeben sich unterschiedliche Szenarien. Nach ICON verlagert sich ein Tief über
Südskandinavien hinweg ostwärts, wodurch sich eine nordwestliche und später
westliche Strömung und somit im Norden und in der Mitte Deutschlands mildere
Luft durchsetzen würde. Nach dem Modell des kanadischen Wetterdienstes soll sich
dieses Tief bereits über der Nordsee auffüllen, wonach allenfalls ganz im
Nordwesten eine leichte Milderung in Gang käme. GFS lässt dagegen das
nordeuropäische Hoch auch auf Deutschland übergreifen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt sich nach GFS eine über
Skandinavien verlaufende Frontalzone nach Osten durch, was zunächst im Norden
und am Wochenende dann auch in den mittleren Gebieten Deutschlands eine
Milderung bedeuten würde. Das kanadische Modell hingegen stützt weitgehend die
EZMW-Variante, die das wahrscheinlichste Szenario ergibt.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die oben beschriebene Entwicklung. Bis weit in die
kommende Woche hinein divergieren die Einzellösungen nur wenig. Die am Ende des
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraumes vom deterministischen Modell
angedeutete Milderung wird vom EPS nur angedeutet. Nach dem aktuellen Lauf ist
eine antizyklonale Lage wahrscheinlicher als noch bei weiter zurück liegenden
Modellläufen. Niederschlagssignale sind dann nur schwach ausgeprägt. Die
Temperaturen dürften dabei bis in die zweite Wochenhälfte der kommenden Woche
kontinuierlich zurückgehen, so dass sich dann flächendeckend auch tagsüber
zumindest leichter Frost einstellt. In Süddeutschland dürfte es demnach in den
Nächten verbreitet strengen Frost geben.
Das EPS des EZMW belässt es bei der Troglage über Mitteleuropa. Eine Milderung
zeichnet sich nur bei einem von 5 Clustern ab, das zudem auch nur 6
Einzellösungen beinhaltet und auch nicht die Version der beiden ungestörten
Läufe widerspiegelt. Wie beim EPS des GFS ist auch beim EPS des EZMW der Spread
relativ schwach. Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum deutet sich
nach der Mehrzahl der Lösungen im 850 hPa-Niveau ein leichter Temperaturanstieg
an, der weder vom deterministischen noch vom Kontrolllauf mitgetragen wird.
Allerdings war dieses Verhalten auch bei weiter zurückliegenden Modellläufen zu
sehen. Eine Milderung zum zweiten Februarwochenende hin ist somit eher
unwahrscheinlich.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag sind an der Küste und auf exponierten Berggipfeln einzelne stürmische
Böen zu erwarten. Bei wiederholten Schneeschauern und zum Teil auch an der Küste
kann es mehr als 10 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden geben. Dies ist auch
in der Nacht zum Montag der Fall.
Am Montag und Dienstag gibt es weitere Schneeschauer, wobei in Staulagen sowie
zusehends auch an einigen Küstenabschnitten mehr als 10 cm Neuschnee innerhalb
von 12 Stunden zusammenkommen können. Von den Alpen her greifen auf den Osten
und Südosten ebenfalls Schneefälle mit ähnlichen Neuschneemengen über. Ab
Mittwoch sollten die schauerartigen Schneefälle allmählich nachlassen. Markant
zu bewarnende Neuschneemengen werden dann wahrscheinlich nicht mehr erreicht.
Die Temperaturen gehen weiter zurück; bis Wochenmitte dürfte sich nahezu
flächendeckend auch in tieferen Lagen Dauerfrost einstellen. Im Bergland ist
dann tagsüber mäßiger Frost zu erwarten. In den Nächten muss ab Wochenmitte
verbreitet mit mäßigem Frost gerechnet werden. Bei längerem Aufklaren gibt es
auch dort, wo kein Schnee liegt, strengen Frost. Über schneebedeckten Gebieten
ist bei klarem Himmel sehr strenger Frost unter -15 Grad nicht auszuschließen.

________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
Anfangs noch MOS(EZMW), ab H + 120 allmählich höhere Wichtung des EPS des EZMW,
weil MOS zu klimalastig ist. Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
Erhaltungsneigung.
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann