DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-05-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 18.05.2016 um 10.30 UTC



Wechselhaft, am Sonntag markante Kaltfrontpassage mit teils heftigen Gewittern.
Zu Wochenbeginn kühler, danach allgemein wieder etwas ansteigende Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 25.05.2016


Am Samstag liegt Deutschland im Einflussbereich eines breiten Höhenrückens.
Dieser hält frontale Prozesse von Mitteleuropa fern, so dass nur der Nordwesten
und der Norden von Wolkenfeldern gestreift wird, ohne dass nennenswerte
Niederschläge fallen. Mit der Verlagerung des Rückens nach Osten gelangt mit
einer südwestlichen Strömung zusehends wärmere Luft nach Deutschland.
Bereits im Laufe des Sonntags verlagert sich der Rücken zum östlichen
Mitteleuropa, gefolgt von einem markanten Trog, der auf Westeuropa übergreift.
Vorderseitig steilt die Strömung auf, so dass dann in den Osten sehr warme Luft
geführt wird. Auf den Westen und später auf die mittleren Gebiete greift dann
das dem Trog vorgelagerte Frontensystem über. In der Warmluft können sich
durchaus heftige Gewitter entwickeln. Dabei besteht Unwettergefahr durch
heftigen Starkregen und größeren Hagel. In der Nacht zum Montag greift das
Frontensystem (mit möglichen Starkniederschlägen) dann auch auf den äußersten
Osten und die alpennahen Gebiete über.
Der nachfolgende Trog weitet sich eher nach Süden aus als dass er nach Osten
vorankommt, so dass vorerst nur der Westen in dessen Bereich gelangt. Aber auch
vorderseitig sind die Niederschläge konvektiv geprägt, so dass wiederholt
Schauer und auch kurze Gewitter auftreten können. Dabei erfolgt gegenüber den
Vortagen ein spürbarer Temperaturrückgang. Auch am Dienstag bleibt die Troglage
noch bestehen, wobei aber aufgrund der nachlassenden dynamischen Antriebe die
Schauer- und Gewitterneigung eher abnimmt.
Am Mittwoch erfolgt vor Südwesteuropa eine erneute Trogbildung. Stromabwärts
setzt über dem Alpenraum Geopotentialgewinn ein, folglich bildet sich eine
südliche Westlage mit einer west- südwestlichen Strömung aus, mit welcher
allmählich wieder etwas wärmere, aber weiterhin feuchte Luft in das
Vorhersagegebiet gelangt. Die 20 Grad-Marke sollte dann zumindest im Süden
wieder nachhaltig überschritten werden.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bleibt die südliche Westlage
bestehen, wodurch im Süden Deutschlands ein weiterer Temperaturanstieg zu
erwarten ist. Im Norden dauert der Trogeinfluss an, was die Temperaturen wohl
eher nicht auf mehr als 20 Grad steigen lässt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Lauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen weitgehend konsistent. Bereits am Sonntag zeichnet
sich nach dem heutigen 00 UTC-Lauf eine Verzögerung des Übergreifens der
Kaltfront ab; heftige Gewitter wären demnach im Osten wahrscheinlicher. Ab
Dienstag kann von einer Konsistenz nicht mehr die Rede sein. Hatten die beiden
gestrigen Modellläufe noch die Ausbildung einer eher antizyklonal geprägten
Südwestlage im Programm, zeigt der aktuellste Lauf eine südliche Westlage, was
eher untypisch im späten Frühling ist. Auch der Zeitraum ab Mittwoch ist nach
dem heutigen 00 UTC-Lauf am zyklonalsten geprägt. Mit einem Temperaturanstieg im
Norden und auch in den mittleren Gebieten wird es wohl schwierig werden.
Gegenüber den beiden Läufen des Vortages wird über dem Vorhersagegebiet im 500
hPa-Niveau ein um ca. 8 gpdam tieferes Geopotential prognostiziert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Am Samstag zeigen die verfügbaren Modelle ein weitgehend ähnliches Verhalten.
Bereits ab Sonntag beginnen die Simulationen auseinanderzulaufen. So lässt ICON
das Frontensystem am Sonntag rascher auf das Vorhersagegebiet übergreifen als
die anderen Modelle.
Am Montag zeigen ICON und EZMW wie auch das Modell des kanadischen
Wetterdienstes eine Troglage, wogegen GFS die Achse des Troges noch über
Ostfrankreich belässt.
Am Dienstag lässt ICON den Trog nach Südosteuropa austropfen und entwickelt eine
Hochbrücke, die von Skandinavien bis nach Ostfrankreich reicht. GFS lässt den
Trog auf Deutschland übergreifen, wobei sich aber im Bodendruckfeld ein Hoch von
Schottland bis nach Norddeutschland ausweiten soll. Das kanadische Modell ist
dem EZMW-Modell dann noch am ähnlichsten.
Am Mittwoch bringt auch GFS eine südliche Westlage ins Spiel, wogegen ICON auf
ein Hoch über Fennoskandien mit einem nach Deutschland gerichteten Keil setzt.
In diese Richtung tendiert dann auch das kanadische Modell, wogegen bei diesem
der Bodenkeil über Deutschland nicht so kräftig ausgeprägt wird.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird nach dem kanadischen
Modell wenig nördlich der Azoren ein Zentraltief simuliert, was auf eine
Konsolidierung der Blockierungssituation hinausläuft. Dies wird durch GFS ein
wenig gestützt, wobei letzteres dieses Zentraltief etwas weiter nördlich zeigt.
Somit wäre nach den amerikanischen Modellen ein weiterer Temperaturanstieg, nach
GFS im Süden sogar auf hochsommerliche Werte, zu erwarten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der Entwicklung des deterministischen (GFS)-Modells.
Bemerkenswert ist, dass der aktuellste Lauf die Passage der Kaltfront am Sonntag
etwas beschleunigt (ohne aber in die Nähe des ICON zu kommen), den Trogdurchgang
zu Wochenbeginn etwas mehr betont und dem Temperaturanstieg ab Wochenmitte
kräftiger ausprägt. Dabei wird im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
in den Süden wieder zusehends labilere Luft herangeführt. Ein Anstieg von CAPE
auf mehr als 1000 J/kg ist dann sehr wahrscheinlich; Einzellösungen zeigen sogar
mehr als 2000 J/kg.
Hinweise auf einen erneuten Kaltlufteinbruch mit Temperaturen, die im 850
hPa-Niveau unter 0 Grad liegen, werden nur von Einzellösungen (1 bis 2 pro
Termin) geboten.
Das ENS des EZMW folgt bis einschließlich Dienstag der oben beschriebenen
Entwicklung. Danach wird ein derartiger Spread geboten, dass eine klare Prognose
nicht mehr möglich ist. Neben Lösungen, die das Temperaturniveau vom
Wochenbeginn bis in die erweiterte Mittelfrist hinein halten, gibt es Szenarien,
die auf einen Temperaturanstieg auf sommerliche Werte setzen. Zwar lässt sich im
Bereich des Meridians und auch der beiden ungestörten Läufe auch ein leichter
Temperaturanstieg hineininterpretieren, aber aufgrund der kräftigen
Niederschlagssignale sollte dieser etwas gedämpft erfolgen.
Etwas mehr Hilfestellung wird durch das Clustering geboten. Zwei der Cluster
entwickeln eine Südwestströmung, wobei der Trog über dem Ostatlantik verbleibt.
Diese Cluster decken nahezu die Hälfte der Einzellösungen ab, ein weiteres zeigt
ein blockierendes Hoch über Fennoskandien, dem ein Cluster (allerdings welchem
mit 11 die geringste Anzahl an Membern zuzuordnen ist) eine Troglage über
Mitteleuropa. Dieses sollte die Lösung mit der geringsten Wahrscheinlichkeit
sein.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag sind sehr wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse zu erwarten. Am Sonntag greifen in Verbindung mit einer
Kaltfront von Westen her Gewitter auf Deutschland über, die mit Böen bis
Sturmstärke einhergehen können, in der vorgelagerten Warmluft sind heftigere
Entwicklungen bis hin zum Unwetter, im Osten durch Starkregen, vor allem im
Süden auch durch größeren Hagel, möglich.
Am Montag entspannt sich die Situation insoweit, als dass gewittriger Starkregen
wahrscheinlich auf den Nordosten Deutschlands beschränkt bleibt. In den anderen
Gebieten entwickeln sich im Tagesverlauf typische Kaltluftgewitter. Auch am
Dienstag sind kurze Gewitter möglich, wobei allerdings tendenziell die
Gewitterneigung abnimmt.
Allerdings nimmt die Gewitterwahrscheinlichkeit am Mittwoch von Südwesten her
erneut zu, wobei derartige Entwicklungen zuerst im Bereich der westlichen
Mittelgebirge bis hin vielleicht zum Allgäu zustande kommen können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + Mittel aus ENS(EZMW) und operationellen Lauf
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann