DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-05-2016 09:00
SXEU31 DWAV 160800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 16.05.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NWz, später übergehend zu SWz.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... lag um 00 UTC in 300 hPa ein Höhentief über der mittleren Ostsee. Von
ihm aus erstreckte sich ein Trog über Mecklenburg-Vorpommern und
Schleswig-Holstein hinweg zur Nordsee. Dieser Trog schwenkt heute über
Deutschland bis zum Abend südostwärts. Zum Tagesende befinden wir uns dann
komplett unter seiner Rückseite in einer nördlichen Höhenströmung.

Angesichts nicht mehr so niedriger Temperaturen in 500 hPa ist die Labilität
heute weniger stark ausgeprägt als am Sonntag. In erster Linie ist die Osthälfte
noch labiler geschichtet, wobei nachmittags/abends vor allem in Bayern,
eventuell auch in Baden-Württemberg ein kurzes Gewitter nicht auszuschließen ist
(nach einigen Indizes; allerdings sprechen die Prognosetemps für Nachmittag
nicht für Gewitter).

Leichte PVA hat über Süddeutschland ein Regengebiet entstehen lassen, das sich
im Tagesverlauf mit Annäherung des Troges zunehmend auch schauerartig darstellen
sollte. Es zieht sich allmählich südwärts zum Alpenrand zurück, wobei die
Schneefallgrenze abends etwa bei 900 bis 1000 m liegt. Im Alpenstau fallen nach
COSMO-EU von 00 bis 24 UTC durchweg über 10 mm, um Balderschwang sogar 35 mm.
Nördlich des 50. Breitengrades ist es dagegen meist niederschlagsfrei.
ICON6_NEST gibt dagegen verbreitet in fast ganz Deutschland Niederschlag, nur in
einem Streifen von Schleswig-Holstein nach Mecklenburg und bis zur Lausitz hin
soll sich der Leeeffekt der norwegischen Gebirge auswirken. In Süddeutschland
ist das genestete ICON etwa auf einer Linie mit C-EU; westlich Rottach-Egern
wird ein Maximum mit 30 mm gerechnet. GFS ist dem ICON-Nest sehr ähnlich. Auch
im ECMF16 kann man gut die verminderte Niederschlagsaktivität im Norden durch
den Leeeffekt erkennen. Im südwestlichen Allgäu werden bis knapp 20 mm
berechnet.

Während heute an der Nordsee nur sehr vereinzelt mit Böen Bft 7 zu rechnen ist,
treten an der Ostsee und auch binnenwärts im Nordostteil Mecklenburg-Vorpommerns
Böen Bft 7 bis 8 auf. Auch im südlichen Bayern frischt der westliche Wind per
"Leitplankeneffekt" mit Böen Bft 6 bis 7 kräftiger auf. Die Wahrscheinlichkeit
von Böen Bft 8 ist nach PEPS 00 UTC auf Rügen und dem angrenzenden Binnenland am
Nachmittag am höchsten. WarnMOS gibt Wahrscheinlichkeiten über 10% für Böen Bft
8 in den Nordteilen Mecklenburg-Vorpommerns und Schleswig-Holsteins (Rügen bis
über 40%).

Die Gefahr von Frost in Bodennähe ist nach MOS-MIX in der Nacht zum Dienstag
hauptsächlich in der Südhälfte vorhanden, besonders im Vogtland und in den
nördlichen und mittleren Teilen Bayerns. Im nordöstlichen Bayern ist auch
Luftfrost nicht auszuschließen, falls es zu längerem Aufklaren kommt.


Dienstag... greift von Westen her ein recht breiter Rücken auf Deutschland über,
in den ein schwacher Trog eingelagert ist, der dann um 24 UTC über dem Westen
unseres Landes zu liegen kommt. Die Hauptachse des Rückens liegt zu diesem
Zeitpunkt über Bayern und dem zentralen Teil Deutschlands.

Die Stabilisierung der thermischen Schichtung (verbreitete WLA vor allem in der
ersten Tageshälfte, besonders im Nordosten) macht weitere Fortschritte, so dass
für den Dienstag Gewitterbildung ausgeschlossen werden kann.
Es herrscht nach C-EU wechselnde Bewölkung mit im Süden auch längeren sonnigen
Abschnitten. In der ersten Tageshälfte ist nach Norden zu noch zeitweise lokal
etwas Regen möglich.
Die Höchsttemperaturen steigen gegenüber dem Vortag besonders in der Westhälfte
deutlich an, wo am Rhein durchweg schon mal wieder 18 bis 20 Grad erreicht
werden können.

C-EU lässt bis auf den äußersten Süden quasi ganz Deutschland niederschlagsfrei.
Im Nordwesten sind lokal weniger als 1 mm möglich, am Alpenrand bis 3 mm.
ICON6_NEST simuliert dagegen nahezu über ganz Deutschland Niederschlag (Norden
bis 2 mm, äußerster Süden bis 7 mm), ähnlich auch GFS und ECMF16. Angesichts des
doch stärker antizyklonal dominierten Bodendruckfeldes und auch des
herannahenden Höhenrückens erscheint die Niederschlagsprognose vom C-EU
glaubhafter als die der anderen Modelle.

Im Binnenland des Nordens und Ostens kommt es kaum noch zu Böen Bft 7. Lediglich
auf Rügen sind diese noch bis zum Abend zu erwarten.

Die Nacht zum Mittwoch kann nach MOS-MIX im Süden nochmals örtlich Frost in
Bodennähe bringen.


Mittwoch... verlagert sich der Rücken unter Abschwächung weiter nach Osten; ihm
folgt von den Britischen Inseln her ein Trog mit einem Cut-Off-Tief nach, der um
24 UTC über Belgien und der Osthälfte Frankreichs positioniert ist. Der Westen
und Südwesten unseres Landes liegen dann im Hebungsbereich unter seiner
diffluenten Vorderseite.

Mit zunehmender Rückdrehung des bodennahen Windes auf südwestliche Richtungen
macht die Erwärmung weitere leichte Fortschritte, so dass vielfach Maxima von 17
bis 21 Grad erreicht werden können.
Von Westen her nähert sich eine Okklusion, was am frühen Nachmittag in Grenznähe
zu Luxemburg zu ersten Regentropfen führt. Bis 24 UTC weitet sich der
(zeitweise) Niederschlag auf den gesamten Westen und Südwesten aus. Er kann
spätabends nach C-EU vereinzelt auch von Gewittern durchsetzt sein (Annäherung
des Troges, Schichtung leicht labil).
24stündig simuliert C-EU den meisten Niederschlag im Westteil Baden-Württembergs
- verbreitet über 10 mm, maximal 27 mm am Hochrhein. ICON6_NEST weist geringere
Summen auf, bis knapp 15 mm am Hochrhein. GFS bleibt überall unterhalb der 10
mm-Schwelle und ECMF ist zeitlich etwas gegenüber dem C-EU zurück, womit maximal
5 mm am südlichen Oberrhein resultieren.
Windwarnungen sind voraussichtlich zunächst nicht erforderlich, erst abends
frischt der Südwestwind in Baden-Württemberg stärker auf, so dass dann einzelne
Böen Bft 7 möglich sind. Zum Tagesende hin sind auf dem Feldberg stürmische Böen
möglich.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis auf die Differenzen in der Niederschlagsverteilung simulieren alle Modelle
eine ähnliche Entwicklung im kurzfristigen Vorhersagezeitraum.




Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.