DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-05-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 15.05.2016 um 10.30 UTC



Wechselhafte Westwetterlage mit großen Unsicherheiten in der Vorhersage.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 22.05.2016


Bis zur Mitte der Woche hat sich das Zirkulationsmuster von einem Trog über
Mitteleuropa vollständig hin zu einer Westwetterlage umgestellt. Diese
Westwetterlage wird uns voraussichtlich über das Wochenende hinaus nahezu über
den gesamten Mittelfristzeitraum erhalten bleiben.

Am Mittwoch liegt Mitteleuropa vorderseitig eines Kurzwellentroges über
Großbritannien mit zugehörigem schwachem Tiefdruckgebiet. Dabei werden mit einer
südwestlichen Strömung unter schwachem Gradienten die letzten Reste der Kaltluft
ausgeräumt und durch wärmere Meeresluft ersetzt. Der Kurzwellentrog tropft über
Ostfrankreich ab und der Cut-Off zieht nach Oberitalien, wobei im Golf von Genua
eine schwache Zyklogenese ausgelöst wird. Die Folge könnten stärkere
Niederschläge im westlichen Alpenraum sein.

Gleichzeitig zieht am Donnerstag ein weiteres Tiefdruckgebiet vom Atlantik
kommend auf die Britischen Inseln zu. Vorderseitig macht sich über der Mitte
Deutschlands ein schwacher Höhenkeil bemerkbar.

Bis zum Wochenende verlagert sich das Zentrum des steuernden Tiefs zur Nordsee
und Skandinavien, was zu einer Verstärkung des Zonalindexes führt. Es kommt zu
einer ausgeprägten Westwetterlage mit einer relativ weit südlichen Frontalzone.
Der Jetstream liegt dabei über der Mitte und dem Süden Deutschlands.

In der erweiterten Mittelfrist baut sich im neuen ECMWF-Lauf ein Keil über dem
Atlantik auf, wobei es am Montag zu einer schwachen Austrogung über Mitteleuropa
kommt. Der Trog wird bis Mittwoch recht rasch nach Nordosten verdrängt, während
sich der Hochkeil Richtung West- und Mitteleuropa verlagert.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die bevorstehende Westwetterlage wurde schon seit einigen Läufen berechnet.
Allerdings kommt es zwischen den Läufen immer wieder zu größeren Sprüngen
bezüglich des Durchgangs von Kurzwellentrögen und der genauen Position der
Frontalzone, was die Vorhersage erschwert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Westwetterlage wird von allen Modellen berechnet. Unterschiede treten
besonders ab Freitag bezüglich der Position der Frontalzone und dem Durchgang
von Kurzwellentrögen auf. Während der GFS-0z-Lauf derzeit einigermaßen auf einer
Linie mit ECMWF-0z liegt, liegt Deutschland im UKMO und GEM am nächsten
Wochenende eher auf einer Vorderseite (Südwestlage). GEM zeigt dabei sogar eine
für die Jahreszeit recht ungewöhnliche Sturmtiefentwicklung über der Nordsee.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMWF-Rauchfahnen weißen im gesamten Mittelfristzeitrum eine sehr hohe
Streuung beim Geopotential und bei der 850-hPa-Temperatur auf. Die
850-hpa-Temperatur hat am kommenden Wochenende in der Mitte Deutschlands eine
Spannweite von 0 bis 15 °C. Die GFS-ENS sehen ähnlich aus. Bei beiden Ensembles
liegt der Hauptlauf bezüglich der 850-hPa-Temperatur und des Geopotentials am
unteren Rand. So stellt die in der Übersicht zuvor beschreibende Entwicklung zum
nächsten Wochenende nur eine von vielen möglichen Szenarios da und sollte
deshalb nicht allzu ernst genommen werden.

Auch die Clusteranalyse ist wenig hilfreich. Sie zeigt zum nächsten Wochenende 6
Cluster, alle mit einer Westwetterlage mit jeweils unterschiedlicher Position
der Frontalzone und des steuernden Tiefs. Zum Beginn der neuen Woche gibt es
dann nur noch 2 Cluster mit etwa gleich vielen Membern. Cluster 1 zeigt ein
blockierendes Hoch über Westeuropa, Cluster 2 die Fortdauer der Westwetterlage.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass eine wechselhafte Westwetterlage für den
gesamten Mittelfristzeitraum sehr wahrscheinlich ist, es wahrscheinlich ein
Temperaturgefälle zwischen Norden und Süden gibt und häufig mit Niederschlägen
zu rechnen ist. Bezüglich des genaueren Wetterablaufs, der Temperatur- und
Windentwicklung lässt sich ab Donnerstag keine Aussage mehr treffen, denn von
einer Westlage mit weit südlicher Frontalzone, einer antizyklonalen Westlage bis
hin zu einer Südwestlage sind alle Möglichkeiten offen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extrem Forcast Index zeigt keine erhöhten Werte. Allerdings kann es bei
einer südlichen Lage der Frontalzone am nächsten Wochenende zu Sturmböen kommen.
Bei einer Südwestwetterlage wären einige Szenarien mit schwergewittern
vornehmlich im Südwesten möglich EFI(CapeShear) springt jedoch nicht darauf an.
Des Weiteren könnte es bei stärkeren Wellenentwicklungen zu größeren
Niederschlagsmengen in den Staulagen der Mittelgebirge kommen.

Auch wenn die Genua-Zyklogenes am Donnerstag für Deutschland keine signifikante
Niederschläge bringt, sollte die Lage in der Nord- und Zentralschweiz im Auge
behalten werden, da dort von GFS und ECMWF stärkere Niederschläge ~ 50 mm/ 24h
für das Rheineinzugsgebiet berechnet werden. EFI bring allerdings auch dafür
noch keine Signale und in den GFS-ENS liegt der Hauptlauf bezüglich der
Niederschläge mit am oberen Rand.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Eine vernünftige Basis lässt ab Freitag kaum finden. Am besten geeignet scheint
das ECMWF-EPS-Mittel, da dieses trotz der hohen Streuung über die letzten
ENS-Läufe einigermaßen konstant
blieb.________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold