DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-12-2017 21:00
SXEU31 DWAV 131800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 13.12.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In den nächsten Tagen unbeständig und windig, im Bergland gebietsweise
Orkanböen. Immer wieder Niederschläge bei schwankender Schneefallgrenze.


Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir im vorderen Delta einer gut ausgeprägten langgestreckten
Frontalzone. Von Westen her kommt es in der nächsten Zeit zu einer langsamen
Austrogung. Ein Randtrog, ein Ergebnis dieser Entwicklung greift in der Nacht
von Westen her auf uns über. Dadurch wird wieder höhenkalte Luft deutlich unter
-30 Grad zu uns geführt. Im Bodendruckfeld überquert uns in der Nacht eine
Konvergenz/Troglinie ostwärts. In der aktuellen Analyse fanden sich keine
Argumente, die Konvergenz über Großbritannien mit dem Frontensystem im Süden zu
verbinden. Vor der Konvergenz wird mit einer südlichen bis südwestlichen
Strömung etwas mildere Luft zu uns geführt, dahinter mit einer westlichen
Strömung wieder kühlere Luft. Im Zusammenhang mit der höhenkalten Luft ist das
Auftreten von Gewittern in der Nacht nicht ausgeschlossen. Daher kann im Westen
die Schneefallgrenze in der ersten Nachthälfte im Süden auf über 1000 m an, ehe
sie nach Passage der Front wieder sinkt.

In tiefen Lagen fällt daher in der Nacht meist Regen, oberhalb von etwa 600 bis
800 m fällt durchweg Schnee. Die Modelle simulierten vor allem im Stau der
westlichen Mittelgebirge teils über 10 cm Neuschnee. Die östlichen Mittelgebirge
erhalten vor allem in der zweiten Nachthälfte Schnee und dort ab etwa 700 m. Für
den Thüringer Wald, das Fichtel- und Erzgebirge, bis hinunter in den Bayerischen
Wald gibt es Signale für über 10 cm/12h, nach Lesart der Ensembles in Höhenlagen
auch mit hoher Wahrscheinlichkeit über 15 cm. Auch für Westfalen und den
Nordosten werden ein paar cm Schnee simuliert, im Westen vor allem der Tatsache
geschuldet, dass dort die Schneefallgrenze am niedrigsten liegt.

Für das Bergische Land wurde eine Dauerregenwarnung ausgegeben, da dort die
Niederschläge meist als Regen fallen und bis morgen früh anhalten.
Problematisch wird das Übergreifen des Niederschlagsbandes auf den äußersten
Südosten. Hier sinkt zuvor die Temperatur unter den Gefrierpunkt, die
Schneefallgrenze liegt aber bei etwa 1000 m mit der Folge von Glatteis.

Der Wind frischt nach einer kurzen Pause am Abend wieder auf. Davon betroffen
ist insbesondere das westliche Bergland, wo es steife bis stürmische Böen gibt
(Bft 7 bis 8), in Gipfellagen stehen Sturmböen auf dem Programm (Bft 9). Auf dem
Feldberg im Schwarzwald sind auch orkanartige Böen möglich (Bft 11). Der Wind
greift in der Nacht auf den gesamten Süden über. Dabei kann es auch in tieferen
Lagen stürmische Böen geben. Auf den Alpengipfeln gibt es schwere Sturmböen bis
hoch zu Orkanböen. Auch an den Küsten sind zumindest stürmische Böen
wahrscheinlich.

Mal abgesehen von dem schon erwähnten Südosten und die Hochlagen der Gebirge
bleibt die Nacht frostfrei.


Donnerstag ... schwenkt der Trog um ein Höhentief, das sich von Schottland bis
Jütland erstreckt nach Mitteleuropa. Wir liegen daher in einer recht strammen
westlichen Höhenströmung am südlichen Ende des Troges. Das Bodentief "Zubin"
liegt mit zwei Drehzentren ebenfalls in der Region, wobei sich das westliche
Drehzentrum im Tagesverlauf abschwächt. Das östliche Zentrum schwächt sich
ebenfalls ab, liegt aber bis zum Abend im Bereich des Kattegats. Daher bleibt
der Wind am Donnerstag eine Thema: in der ersten Tageshälfte muss im gesamten
Vorhersageraum mit steifen bis stürmischen Böen gerechnet werden. Auf
exponierten Gipfeln sind auch Sturmböen oder schwere Sturmböen möglich, auf dem
Feldberg orkanartige Böen. In der zweiten Tageshälfte schwächt sich der Wind in
den tieferen Lagen ab. Warnwürdig bleiben aber die Kamm- und Gipfellagen der
Gebirge sowie der Küstenbereich.

Die Troglinie/Konvergenz überquert schon in den Morgenstunden den Osten und
Süden unseres Landes. Auf der Rückseite entwickelt sich über Frankreich eine
offene Welle, die am späten Nachmittag auf die mittleren Teile übergreift und
bis Tagesende mit ihrem Scheitel bereits über dem Osten liegt. Hinter ihrer
Kaltfront, die in der Nacht zum Freitag die Alpen erreicht, wird wieder etwas
kühlere Luft zu uns geführt. Weiterhin kommt es auf ihrer Rückseite zu
Konvektion, d.h. zu Schauern und Gewittern. Die größte Wahrscheinlichkeit für
Gewitter besteht allerdings an der Küste, wo es neben Sturmböen als
Begleiterscheinung auch Graupel geben kann.

Ansonsten gestaltet sich das Wetter bei uns in der gut durchmischten
Meereskaltluft recht wechselhaft. Die auftretenden Schauer und Gewitter gehen ab
etwa 300 m in Schnee über. Mit der Welle erfolgt auch ein kurzer Anstieg der
Schneefallgrenze, mit der nachfolgenden Kaltfront sinkt sie aber wieder auf 400
m im Westen und 900 m im Süden.
Die Mengen liegen meist unter 5 mm/12h. Nur im Bergland sind auch 5 bis 10 mm,
an den Alpen auch mehr möglich. Allerdings fällt ja in den Höhenlagen meist
Schnee. So können in den Mittelgebirgen um 5 cm Neuschnee zusammenkommen, für
die Höhenlagen des Allgäus werden bis zum Abend über 20 cm prognostiziert. Nimmt
man die Nacht zum Freitag hinzu, sind dort über 50 cm Neuschnee in 24 Stunden zu
erwarten. Mal sehen wie sich dies in den nächsten Läufen der Modelle entwickelt.


Die Temperaturen steigen am Donnerstag auf 4 Grad im Nordosten und bis auf 9
Grad im Südwesten. Freundliche Abschnitte sind eher selten und wenn dann vor
allem im Osten und Südosten zu erwarten.

In der Nacht zu Freitag überquert die Welle die restlichen Teile des Südens und
des Ostens, was zu einem kurzzeitigen Anstieg der Schneefallgrenze führt. Sie
sorgt vor allem in der Mitte und im Süden für Niederschläge, die von 600 m im
Norden bis 900 m an den Alpen in Schnee übergehen. Über die kräftigen
Schneefälle an den Alpen wurde schon berichtet, daneben werden auch im
Bayerischen Wald über 15 cm Neuschnee von mehreren Modellen prognostiziert. Im
Flachland unterhalb von etwa 500 m gibt es Regen.
Der Wind bleibt vor allem an der Ostsee, sowie auf den Bergen Süddeutschlands
ein Thema. Er gibt steife bis stürmische Böen, auf den Gipfeln auch Sturmböen
oder schwere Sturmböen, auf der Zugspitze orkanartige Böen.
Die Temperaturen gehen meist auf niedrige einstellige Werte zurück, im Gebirge
und an den Alpen gibt es leichten Frost, allerdings in weiten Teilen des Landes
Bodenfrost, was die Glätteproblematik erneut ins Spiel bringt.


Freitag ... wird zwischen hohem Luftdruck über dem Ostatlantik und den
mittlerweile über Südskandinavien angelandeten Resten von ZUBIN polare
Meeresluft arktischen Ursprungs weit nach Süden gesteuert, so dass der breite
Höhentrog über West- und Mitteleuropa gefüttert wird und wieder spitzere Züge
annimmt. Schließlich mutiert er zu einem LW-Trog, der über weite Strecken das
dritte Adventswochenende bei uns bestimmen wird. Vorderseitig der sich südlich
der Alpen herauskristallisierenden Trogspitze wird über Oberitalien eine
Zyklogenese angestoßen, die wettertechnisch (im Sinne von Niederschlägen) zwar
nur wenig bis gar keinen Einfluss auf Deutschland ausübt, dafür aber eine
Gradientauffächerung bedingt. Entsprechend wird der Wind bei uns keine
prominente Rolle mehr spielen.

Lediglich im Südwesten könnte der S-SW-Wind noch mal vorübergehend auffrischen,
wenn ein Bodentrog (in dem ebenfalls Reste von ZUBIN stecken) von Benelux
hereinschwenkt - so zumindest die Lesart von ICON. Externe Modelle sind
defensiver aufgestellt.
Ansonsten entwickeln sich in der einfließenden maritimen Polarluft (T850 -2 bis
-6°C, T500 -31 bis -35°C) teils gewittrige Schauer, die oberhalb 300 bis 400 m
durchweg als Schnee, sonst in allen Formen fallen können. Der regionale
Schwerpunkt liegt im Westen und in der Mitte, was einem in den großen Trog
hineinlaufendem Sekundärtrog geschildet ist. In den betroffenen Mittelgebirgen
fallen in Staulagen um oder etwas über 5 cm Neuschnee. Temperaturmäßig landen
wir bei 2 bis 8°C.


Samstag ... liegt Deutschland weiterhin im Einflussbereich eines Höhentroges,
der sich von Skandinavien bis in den westlichen Mittelmeerraum erstreckt. Seine
Achse verlagert sich im Lauf des Tages in unsere Osthälfte. Im Bodendruckniveau
befindet sich über der nördlichen Ostsee ein Tiefdruckgebiet, an dessen
Westflanke maritime Polarluft zu uns geführt wird. Dabei liegt die Temperatur in
850 hPa deutschlandweit bei -6 Grad. In Verbindung mit dem Trog (T500 bis minus
36 Grad) kommt es gebietsweise zu schauerartigen und meist leichten
Niederschlägen, die oberhalb von etwa 300 bis 500 m Schnee bringen. Größere
Mengen stehen allerdings nicht auf dem Programm.
Der Wind ist am Samstag nicht warnwürdig.
Die Temperaturen steigen auf 2 Grad im Südosten und 5 Grad an der Nordsee, in
der Nacht gibt es außer am Niederrhein sowie an der Nordseeküste leichten, am
Alpenrand auch ß Frost bis -8 Grad.



Modellvergleich und -einschätzung
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Der Modellvergleich liefert kaum Unterschiede zwischen der deutschen Modellkette
und den externen Modellen. Problematisch ist nach wie vor das von den Modellen
signalisierte Schwanken der Schneefallgrenze. Das macht die Phaseneinschätzung
der Niederschläge recht schwierig. Im Vergleich mit dem aktuellen Wetter besteht
der Eindruck, dass die Modelle etwa zu warm sind.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich