DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-12-2017 11:00
SXEU31 DWAV 080800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 08.12.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TM
An der See und auf den Bergen Sturmböen.
In Staulagen vereinzelt markante Neuschneemengen.
Am Sonntag vorübergehend teils kräftiger Schneefall.
Ab Sonntagabend im Südwesten Dauerregen bzw. Tauwetter, Unwetter gering
wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... Die Kaltfront eines Sturmtiefs über Mittelnorwegen zieht südostwärts
ab. Dahinter strömt von Westen und Nordwesten polare Meeresluft nach
Deutschland, wobei ein kräftiger Höhentrog nach Mitteleuropa zieht, der in 500
hPa mit -35 bis -40 Grad kalter Luft angefüllt ist. In 850 hPa sinkt die
Temperatur auf -5 bis -8 Grad, so dass die Schauer oberhalb 200 bis 400 m in
Schnee übergehen. Darunter fällt meist Regen, Schneeregen oder Graupel. Bei
einer Temperaturdifferenz zwischen 850 hPa und 500 hPa von 30 K sind auch
einzelne kurze Wintergewitter möglich. In Lagen oberhalb von 600 m kann der
Schnee auch liegen bleiben, wobei die Neuschneemenge aber meist bei 1 bis 5 cm
innerhalb von 6 Stunden liegt. Lediglich im Schwarzwald und im Rothaargebirge
sowie im Alpenraum ab 800 m deuten die Modelle auch Mengen über 5 cm innerhalb
von 6 Stunden an.
Der Wind bleibt in ganz Deutschland recht kräftig meist mit Böen 5 bis 6 in
tiefen Lagen. Im südlichen Norddeutschland simuliert ICON, aber auch Mosmix
stellenweise mal eine steife Böe. An der Küste treten ebenfalls 7er Böen und
exponiert vor allem an der Nordsee auch 8er Böen auf. Auf den Bergen sind
stürmische Böen oder Sturmböen zu erwarten.
In der Nacht zum Samstag zieht die Haupttrogachse über Deutschland hinweg nach
Südosten. Daher können weitere Schauer auftreten, die bis in die Niederungen
meist als Schnee oder Graupel fallen. Meist sind die Neuschneemengen aber im
Bereich 1 bis 4 cm innerhalb von 6 Stunden. Nur im Schwarzwald, im
Rothaargebirge und im Alpenraum deuten die Modelle markante Schneemengen an. Im
Küstenbereich liegen die Niederschlagsmengen ebenfalls örtlich über 5 mm, nur
hier ist es meist zu mild für eine Schneeakkumulation. Verbreitet gibt es
überfrierende Nässe oder Glätte durch etwas Schnee oder Schneematsch. An der
Küste und auf den Bergen sind weiter stürmische Böen möglich.

Samstag... Zieht ein Sekundärtroganteil über Deutschland hinweg nach Osten, der
vor allem im Norden gut ausgeprägt ist. Dabei sinken die Temperaturen in 500 hPa
vorübergehend auf -36 bis -38 Grad und in 850 hPa werden Werte zwischen
-6 und -10°C erwartet. Während der südliche Kern von Doppeltief WALTER zum
Bottnischen Meerbusen zieht, sorgt steigender Luftdruck im Süden des Landes für
die Bildung eines zonalen Hochkeils, der zu den Alpen gerichtet ist.
Entsprechend fächert der Gradient dort etwas auf, während er nach Norden hin
noch gut ausgeprägt ist. So wird der westliche Wind besonders nördlich der
zentralen Mittelgebirgsschwelle sowie gebietsweise in der Mitte spürbar sein mit
Böen 6 Bft und vereinzelt mit 7er Böen. An der Küste werden 8 Bft, exponiert 9
Bft erwartet. Stürmisch bleibt es auch in exponierten Kamm- und Gipfellagen des
Berglands, auf dem Brocken schwere Sturmböen 10 Bft.
Ansonsten stehen bei wechselnder bis starker Bewölkung teils gewittrige Schnee-
oder Graupelschauer auf der Karte, wobei im Norden bei guter Durchmischung auch
mal die flüssige oder Mischphase im Spiel sein kann. Der Neuschneezuwachs ist
insgesamt gering, so dass teilweise mit einer Glättewarnung agiert werden kann.
Lediglich an den Alpen, im Rothaargebirge und im Harz, wo die Frequentierung der
Schneeschauer höher ist, können um 5 cm bis zum Abend zusammenkommen.

In der Nacht zum Sonntag tritt verbreitet Frost auf (Teile Norddeutschlands bzw.
einige Niederungen im Westen ausgenommen), im Süden teils mäßig oder ganz
vereinzelt auch streng (Schneeflächen plus längeres Aufklaren).
Örtlich gibt es Straßenglätte durch winterliche Schauer oder durch überfrierende
Nässe. Der Wind schwächt sich abgesehen vom Küstenbereich ab.

Sonntag... Das Frontensystem eines über England ostwärts ziehenden Tiefs greift
bereits am Vormittag auf den Westen mit Niederschlägen über. Am Nachmittag
breiten sich die Niederschläge über die Mitte Deutschlands in den Osten aus und
auch den Norden wird erfasst. Damit dreht die Strömung in allen Schichten wieder
auf Südwest und die Niederschläge werden durch kräftige Warmluftadvektion
hervorgerufen. Zunächst ist aber bei uns noch Kaltluft wirksam, so dass anfangs
für einige Stunden Schnee fällt. Die simulierten Neuschneemengen liegen dabei
vor allem im Bergland bei über 5 cm, so dass auch markante Schneefallwarnungen
zu erwarten sind.
Am Nachmittag gerät der Westen zwar auf die Rückseite der Okklusion, die Luft
ist aber mit Temperaturen um 0 Grad in 850 hPa doch recht mild. Im Südwesten
steigt die Temperatur im Warmsektor in 850 hPa sogar auf über 0 Grad. Die
zurückhängende Kaltfront wird abends und nachts dort rückläufig bzw. kommt in
Schleifen. Dadurch werden bis Montagfrüh Dauerregenmengen im Schwarzwald
hervorgerufen. Zusätzlich setzt Tauwetter ein, wodurch die Abflussmengen in der
Nacht weiter ansteigen auf 30 bis 50 mm und Unwettermengen sind nicht
auszuschließen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die kurzfristige Entwicklung ähnlich.

Nach PEPS sind heute Nachmittag im Rothaargebirge, im Harz, im Schwarzwald und
im Alpenraum Neuschneemengen über 5 cm in 6 Stunden zu 20 bis 70 Prozent
wahrscheinlich. Nachts bleibt zunächst die Wahrscheinlichkeit markanter
Neuschneemengen im Rothaargebirge und in den Alpen hoch und am Samstag ist dann
auch wieder der Harz und am Nachmittag der östliche Mittelgebirgsraum mit dabei.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden