Thema des Tages

05-12-2017 14:40

Alle Angaben ohne Gewähr?

Zugegeben, die Überschrift ist etwas provokant und vielleicht fragt
man sich auch, was das mit dem Wetter zu tun hat. Die Aussage "Alle
Angaben ohne Gewähr" ist von der Ziehung der Lottozahlen oder von
anderweitigen Gewinnspielen bekannt, dabei werden die entsprechenden
Zahlen tatsächlich ausgelost bzw. gezogen. Es ist also im Gegensatz
zur Wettervorhersage keine Prognose, sondern eine Tatsache. Und
trotzdem wird dafür keine Garantie übernommen, da man sich gegen
versehentlich falsche Angaben bei der Verbreitung der Lottozahlen
absichern möchte. Bei einer Wettervorhersage wird auf Unsicherheiten
nicht standardmäßig hingewiesen. Und obwohl es sich eindeutig nicht
um eine Tatsache, sondern um eine Vorhersage der zukünftigen
Wetterentwicklung handelt, wird meist eine 100-prozentige Genauigkeit
erwartet.

Aber ist eine bis ins Detail korrekte Wettervorhersage überhaupt
möglich?

Natürlich geben sich Meteorologen Tag für Tag die allergrößte Mühe,
die Unmengen an Daten in Form von Wetterbeobachtungen und vom
Computer berechneten Modellergebnissen nach bestem Wissen und
Gewissen auszuwerten, zu interpretieren und daraus Vorhersagen zu
erstellen. Die Modellergebnisse werden aufgrund enormer
Rechnerleistung und stetiger Weiterentwicklung der Wettermodelle
weltweit immer besser, allerdings ist und bleibt die Atmosphäre ein
nichtlineares dynamisches, mit anderen Worten "chaotisches System",
das sich nur schwer berechnen lässt und vor allem sehr empfindlich
auf kleine Änderungen in den Anfangsbedingungen oder auch in der
Modellphysik reagiert. Dabei stellen die Beobachtungsdaten rund um
den Globus die Anfangsbedingungen in der Modellrechnung zu einem
bestimmten Ausgangszeitpunkt dar. Kleine Abweichungen z.B. durch
Messungenauigkeiten können langfristig, je weiter man also in die
Zukunft geht, das ganze System vollständig verändern oder sogar
"unvorhersagbar " machen. So gibt es Wetterlagen, bei denen wir
Meteorologen durchaus eine recht sichere Vorhersage für eine Woche
treffen können. Andererseits gibt es aber auch Wetterlagen, bei denen
z. B. die Zugbahn eines Tiefdruckgebietes in den verschiedenen
Wettermodellen auch noch 24 bis 12 Stunden vor dem Vorhersagetermin
noch deutlich unterschiedlich simuliert wird und demnach auch die
dann zu erwartenden Wettererscheinungen andere Gebiete betreffen. Die
Vorhersagemodelle berechnen das Wetter für bestimmte Punkte auf der
Erdkugel. Die Entfernung zwischen den Punkten wird durch die
Gitterweite bestimmt. Daher ist die Auflösung der Modelle, die
sogenannte Gitterweite, begrenzt. Die Modelle können also nicht
beliebig kleine Phänomene auflösen, wie z.B. lokale Schauer oder
Gewitter bzw. Wettererscheinungen, die stark von lokalen
Gegebenheiten beeinflusst werden wie der Nebel. Dann wird vom Modell
zwar das Potenzial der Luftmasse bzw. der Wetterlage für ein
bestimmtes Wetterphänomen erkannt, punktgenaue Vorhersagen sind aber
nicht möglich.

Aktuell zeigt die Vorhersage für die kommenden Tage nach einem etwas
milderen Intermezzo unter leichtem Hochdruckeinfluss die Ankunft
einer Kaltfront von Nordwesten im Laufe des Donnerstages. Dabei kommt
ab dem Nachmittag von Nordwest nach Südost fortschreitend Regen auf.
In der Nacht zum Freitag gibt es insbesondere im Südosten entlang der
Donau und südlich davon leichten Frost, im Zusammenspiel von Frost
und aufkommendem Regen kann teils Glatteis auftreten. Hinter der
Kaltfront fließt von Nordwesten zunehmend Polarluft ein, so dass die
dann am Freitag und Samstag auftretenden Schauer wieder zunehmend in
Form von Schnee fallen. An den Küsten bleibt es meist bei
Regenschauern, allerdings sind dort kurze Gewitter oder
Graupelschauer möglich. An den Alpen kann es etwas länger schneien.
Insgesamt weht zudem ein stark böiger, teils stürmischer Wind aus
West bis Südwest, im Bergland und an den Küsten treten teils schwere
Sturmböen, in exponierten Lagen wie dem Brocken zeitweise auch
orkanartige Böen auf.

Nach dem winterlichen Gruß am vergangenen Sonntag und Montag in
weiten Teilen Deutschlands, stehen die Zeichen für die zweite
Wochenhälfte also erneut auf Winter bis in tiefe Lagen. Allerdings
dürften die Schneefälle mit Ausnahme der Alpen überwiegend in Form
von Schauern fallen und damit nicht überall in gleichem Maße für
weiße Landschaften sorgen.

Der Trend der Wetterentwicklung ist also klar, für die Details gilt
aber: Alle Angaben ohne Gewähr!


Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.12.2017

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