DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-11-2017 21:00
SXEU31 DWAV 301800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 30.11.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Frühwinterlich. Anfangs im nördlichen Schwarzwald noch kräftigere Schneefälle,
sonst bis einschließlich der Nacht zum Sonntag keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem Langwellentrog, der in Richtung
Zentralfrankreich abzutropfen beginnt. Dies lässt auch die höhenkälteste Luft
(mit Temperaturen unterhalb von -38 Grad im 500 hPa-Niveau) westlich an
Deutschland vorbei nach Süden vorstoßen, so dass der Westen Deutschlands von
dieser Luftmasse nur gestreift wird. Dies ist jedoch für weitere Schneeschauer
hinreichend, zumal noch ein leichter Hebungsantrieb durch positive
Vorticityadvektion zustande kommt; im Schwarzwald können anfangs staubedingt
noch kräftigere Schneefälle auftreten, so dass erneut mehr als 10 cm Neuschnee
hinzukommen können. In den anderen Mittelgebirgen sollte es nur für wenige
Zentimeter Neuschnee reichen. Nahezu flächendeckend ist leichter und im höheren
Bergland auch mäßiger Frost zu erwarten, wodurch Glättegefahr besteht. Dort, wo
es längere Zeit aufklart, kann sich Nebel bilden.

Freitag ... nimmt das wetterbestimmende Höhentief eine dipolartige Struktur an.
Wenn sich auch das tiefste Geopotential nach Südfrankreich verlagert, so
erstreckt sich doch, ausgehend von diesem Höhentief ein Trog nach
Süddeutschland, so dass die hochreichende Kaltluft mit Temperaturen im 500
hPa-Niveau unter -35 Grad vorerst erhalten bleibt. Gestützt durch einen
Höhenrücken über der nördlichen Nordsee setzt von Nordwesten her Druckanstieg
ein. Tendenziell sollten daher die Schneeschauer nachlassen. In den westlichen
und südwestdeutschen Mittelgebirgen, in Teilen von Mitteldeutschland und in der
Lausitz können aber noch ein paar Zentimeter Neuschnee zusammenkommen.
Auflockerungen sind ganz im Nordwesten noch am wahrscheinlichsten. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 0 bis 4 Grad. Oberhalb von 400 bis 500 Metern
sowie in Teilen des Alpenvorlandes herrscht auch tagsüber leichter Frost.
In der Nacht zum Samstag verlagert sich das o.g. Höhentief zu den Seealpen. Der
von diesem Tief ausgehende und nach Südostdeutschland reichende Trog bleibt
jedoch bestehen. Da sich der Höhenrücken über der nördlichen Nordsee noch
kräftigt und der nach Südostdeutschland reichende Sekundärtrog auch advektiv
kaum noch Hebung generiert, sollte die Niederschlagstätigkeit weitgehend zum
Erliegen kommen. Im Bereich einer Hochbrücke, die von einem steuernden Hoch
westlich von Irland über Mitteleuropa hinweg bis zur westlichen Ukraine reicht,
verstärkt sich das Absinken. Das Schrumpfen der Luftmasse kann in einigen
Regionen, bevorzugt im östlichen Mittelgebirgsraum und in Teilen
Süddeutschlands, noch zu geringen Niederschlägen in Form von Schnee oder
Schneegriesel führen. Mehr als 1 oder 2 cm Neuschnee sollte es nicht mehr geben.
Verbreitet kann es aufklaren, wodurch sich gebietsweise Nebel bildet und die
Gefahr von Reifglätte besteht. Nahezu überall ist leichter, im Bergland mäßiger
und an den Alpen über Schnee strenger Frost zu erwarten.

Samstag ... setzt von Nordwesten her Warmluftadvektion ein. Dies führt zu
Geopotentialgewinn. Zum einen rückt hierdurch der Höhenkeil von der nördlichen
in die südlich Nordsee vor, zum anderen wird der nach Südostdeutschland
reichende Trog allmählich zugeschüttet, so dass von diesem Trog nur noch ein
kleinräumiges Höhentief über Böhmen übrig bleibt. Gestützt durch den
Bodenhochkeil und das hierdurch erfolgende Absinken sind verbreitet
Auflockerungen und zum Teil auch Aufheiterungen zu erwarten; in einigen Regionen
kann es jedoch neblig-trüb bleiben. Nennenswerte Niederschläge sind nicht mehr
zu erwarten. Allerdings setzt durch die o.g. Warmluftadvektion im Nordwesten
Wolkenaufzug ein; später am Tag kommt im äußersten Nordwesten und ganz im Westen
(Niederrhein) Regen auf. Mit Höchsttemperaturen zwischen 0 und 4 Grad bleibt es
frühwinterlich kalt. Im Bergland sowie in Teilen Süddeutschlands hält sich auch
tagsüber leichter Frost.
In der Nacht zum Sonntag greifen die Niederschläge, gestützt durch
Warmluftadvektion, auf den gesamten Westen und Teile Norddeutschlands über.
Während im Norden und in tieferen Lagen Nordwestdeutschlands diese Niederschläge
sofort als Regen fallen oder nur anfangs mit Schnee vermischt sind, fällt weiter
landeinwärts, etwa ab der Nordeifel, dem Sauerland und dem südlichen
Niedersachsen und östlich davon zunächst Schnee. In den westlichen
Mittelgebirgen können hierdurch einige, in Staulagen auch mehr als 5 cm Schnee
zusammenkommen. Ansonsten klart es im Süden und Osten erneut gebietsweise auf.
Im Nordwesten und in Küstennähe bleibt es frostfrei. Ansonsten ist leichter, in
weiten Teilen Süddeutschlands auch mäßiger Frost zu erwarten. Über
schneebedeckten Gebieten kühlt es sich in den Bereich strengen Frostes ab.

Sonntag ... greift der Höhenkeil unter deutlicher Abflachung auf den Nordwesten
und Westen Deutschlands über, gefolgt von einem nachfolgenden Trog, der unter
Kräftigung bis nach Südskandinavien vordringt. Der bisher wetterbestimmende Trog
wird nach Südosteuropa abgedrängt, lässt aber über dem Südosten Deutschlands
niedertroposphärisch noch Kaltluft zurück. Kräftige Warmluftadvektion lässt die
Niederschläge, die an ein okkludierendes Frontensystem gekoppelt sind, weiter
südostwärts ausgreifen. Wahrscheinlich wird bis zum Abend nur der äußerste
Südosten noch nicht erfasst.
Zunächst fällt im Mittelgebirgsraum und südlich davon durchweg Schnee. Etwa von
der Pfalz bis nach Mittelhessen kann es in Staulagen auch mehr als 10 cm Schnee
geben. Ob sich hieraus markante Warnungen ergeben, werden erst nachfolgende
Modellläufe zeigen. In tieferen Lagen West- und Mitteldeutschlands geht der
Schneefall im Tagesverlauf in Regen über, dort steigt die Schneefallgrenze bis
zum Abend auf 600 bis über 800, ganz im Westen auf etwa 1000 Meter, wogegen im
Südosten (wo noch niedertroposphärisch Kaltluft vorhanden ist) und ganz im Osten
bis zum Abend Schnee fällt.
Mit Annäherung und mit dem Übergreifen des Frontensystems frischt, bedingt durch
eine Randtiefentwicklung über Mittelskandinavien, der Wind auf, so dass an der
Küste Wind- und Stürmische Böen und auf höheren Berggipfeln der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge Böen bis Sturmstärke auftreten können.
Während sich im Nordwesten und ganz im Westen mildere Luft mit Temperaturen
zwischen 5 und 8 Grad durchsetzt, sind sonst 0 bis 4 Grad zu erwarten. In weiten
Teilen Süd- und Südostdeutschlands sowie im Bergland herrscht auch tagsüber
leichter Frost.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Geringe Differenzen ergeben sich erst am Sonntag in der Frage, in welchen
Gebieten der meiste Schnee fällt. GFS und auch das Modell des kanadischen
Wetterdienstes erwarten das am ehesten in den östlichen Mittelgebirgen, wogegen
EZMW gegenüber ICON das Schneefall-Maximum noch weiter westlich erwartet.
Probabilistische Verfahren zeigen Signale für mehr als 10 cm Neuschnee innerhalb
von 12 Stunden am ehesten in den zentralen Mittelgebirgen und vielleicht noch im
Odenwald.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann