DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-11-2017 21:00
SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.11.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Morgen auffrischender Wind, an der See und im Bergland Sturm. Verbreitet mäßige
Niederschläge, im westlichen Bergland Dauerregen, im höheren östlichen Bergland
mitunter recht ergiebiger Schneefall.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland im Bereich eines Langwellentroges, dessen Achse
sich allmählich nach Osten aus Deutschland hinaus verlagert. Damit steigt auch
das Temperaturniveau in der mittleren Troposphäre wieder etwas an und die
Labilität nimmt ab. In der eingeflossenen recht kalten Meeresluft herrscht immer
noch starke Bewölkung vor und vor allem in Küstennähe (warmes Wasser) und im
Süden kommt es häufiger zu Schauern. Im Bodendruckfeld hat sich eine westliche
Lage durchgesetzt. Bei mäßig starkem Gradienten kommt es an den Küsten zu
steifen bis stürmischen Böen aus Südwest. Auch auf den Bergen der Nordhälfte
Deutschlands ist es stürmisch.

In der Nacht zum Montag zieht der Trog endgültig nach Osten ab und ein flacher
Rücken greift von Nordwesen her auf Deutschland über. Dieser Rücken wird durch
kräftige WLA gestützt und sorgt dafür, dass die Schauertätigkeit von Nordwesten
her allmählich zum Erliegen kommen sollte. Alsbald ziehen dann von Nordwesten
aber schon wieder dichte und kompakte Wolken auf und ausgangs der Nacht kann im
Nordwesten erster Regen einsetzen. Die WLA tritt auf der Vorderseite eines Tiefs
auf, das über den Norden Schottlands hinweg zur Nordsee zieht. Im Bereich des
Rückens lässt der Wind an den Küsten vorübergehend etwas nach, frischt dann aber
in der Früh aus Südwest wieder auf und es sind ausgangs der Nacht an den Küsten
schon wieder steife bis stürmische Böen zu erwarten. Die nördlichen
Mittelgebirge liegen weiter in einem recht starken Gradienten, so dass im oberen
Erzgebirge weiter stürmische Böen bis Sturmböen auftreten, auf dem Brocken
Sturmböen bis schwere Sturmböen aus Westsüdwest. Vom Osten über die Mitte bis in
den Süden des Landes kann es in der Nacht noch letzte Schneeschauer geben, in
tiefen Lagen Regenschauer. Dazwischen gibt es auch Wolkenauflockerungen. In den
südlichen Mittelgebirgen und in den Alpen können noch bis zu 5 cm, in Staulagen
vereinzelt auch bis zu 10 cm Neuschnee fallen. Ansonsten wird es in höheren
Lagen der Mitte und im Süden allgemein leicht frostig und es besteht
Glättegefahr.

Montag ... schwenkt der Rücken rasch über Deutschland hinweg und in der zweiten
Tageshälfte erreicht erneut ein Trog den Nordwesten unseres Landes. Das oben
schon erwähnte Tief nistet sich in der Nordsee ein und erfasst mit seiner
Zirkulation das ganze Land. Seine Warmfront überquert im Laufe des Tages große
Teile des Nordens und der Mitte Deutschlands, die Kaltfront erreicht am
Nachmittag den Nordwesten des Landes und kommt rasch südostwärts voran. Zunächst
kommen durch WLA und PVA induzierte Regenfälle auf, an der Kaltfront regnet es
dann weiter durch PVA. Die Regenfälle weiten sich bis zum Abend rasch
südostwärts aus und erreichen schon fast die Donau. In Mittelgebirgslagen ab 400
m fällt zunächst meist Schnee, im Westen steigt aber die Schneefallgrenze rasch
an und steigt vorübergehend sogar über die Kammlagen hinaus an. Im Osten steigt
sie wesentlich langsamer an und erreicht bis zum Abend allenfalls 500 bis 700 m.
Somit fallen im westlichen Bergland nur wenige Zentimeter Neuschnee, die alsbald
auch wieder wegschmelzen. Nach Osten hin nehmen in den höheren Lagen die
Neuschneehöhen zu und vor allem im Harz und im Thüringer Wald kann es oberhalb
800 m durchaus 10 bis 20 cm Neuschnee geben. Die insgesamt zu erwartenden
Niederschlagssummen (ab Montag früh bis Abend bis Dienstag früh bis Abend)
liegen in folgenden Mittelgebirgen in Staulagen bei über 30 mm (Modellmittel der
deterministischen Modelle, Cosmo-LEPS über 30 %): Harz, Bergisches Land,
Schwarzwälder Hochwald, Vogelsberg, Thüringer Wald bis Fichtelgebirge,
Schwarzwald. Da aber sowohl im Süden als auch im Osten in den hohen Staulagen
durchwegs Schnee fällt, kann dort von Dauerregenwarnungen abgesehen werden. Ein
weiteres Thema ist der Wind: Auf der Südflanke des Tiefs nimmt der Gradient zu
und an der Nordsee muss dann tagsüber mit stürmischen Böen bis Sturmböen aus
Südwest, rückseitig der Kaltfront aus West gerechnet werden. An der Ostsee
werden steife bis stürmische Böen erwartet. Mit Durchzug der Kaltfront muss
jeweils noch eine Windstärke höher angenommen werden. Im nördlichen Binnenland
muss verbreitet mit steifen Böen gerechnet werden, später im Bergland der Mitte
des Westens und Südwestens mit steifen bis stürmischen Böen. Auf den höheren
Bergen sind wieder Sturmböen bis schwere Sturmböen zu erwarten, auf dem Brocken
Orkanböen. Ruhig und trocken bleibt es noch im Südostdeutschen Flachland. In
Alpennähe kann sich sogar etwas die Sonne durchsetzen.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Kern des hochreichenden Tiefs nach
Jütland. Nach vorübergehender Windabschwächung kommt es in der zweiten
Nachthälfte dann ganz im Norden direkt an der Südflanke des Tiefkerns wieder zu
deutlich zunehmendem Wind mit Sturmböen an der See. Im Binnenland schwächt sich
der Wind allgemein etwas ab, aber im Bereich der Kaltfront kann es noch steife
Böen aus Südwest geben. In den Hochlagen nimmt der Wind auch wieder leicht ab,
in etwa eine Windstärke. Die Kaltfront kommt in der Nacht nur noch sehr langsam
und schleifend südwärts voran, eventuell verwellt sie auch leicht. Sie erreicht
die Alpen bis zum Morgen noch nicht. An ihr kommt es weiterhin zu recht
kräftigen Niederschlägen, wobei die Schneefallgrenze sich meist zwischen 500 und
700 m einpendelt. Im Alpenvorland, wo sich die Luft zuvor eventuell noch
auskühlen kann und auch der Wind nur zögernd auffrischt, ist etwas gefrierender
Regen nicht ausgeschlossen. Ansonsten ist Frost auf die höheren Berglagen
beschränkt, wo entsprechend Schnee fällt. In der Nacht sind dann vor allem im
höheren östlichen Bergland (ab 600 bis 800 m) 10 bis 20 cm Neuschnee sehr
wahrscheinlich. Ebenso im Schwarzwald ab etwa 800 m. ICON-Nest und Euro4 zeigen
durchaus Signale für noch größere Schneemengen. Entsprechende Signale liefert
auch Cosmo-LEPS (24-stündig bis Di, 06 UTC) im Harz, Thüringer Wald und
Bayerischen Wald. Im Nordwesten lassen die Regenfälle auf der Kaltfront nach, es
lockert aber nur örtlich auf und Frost dürfte kaum ein Thema sein.

Dienstag ... weitet sich der Trog weiter südwärts aus und seine Hauptachse
erreicht Frankreich. Damit erreicht die schleifende Kaltfront nun auch den Süden
des Landes. In der rückseitigen Kaltluftadvektion geht die Temperatur in 850 hPa
ganz allmählich zurück. Somit regnet es zunächst vor allem noch von der Mitte
bis in den Süden, wobei sich die Niederschläge zum Nachmittag in den Süden
zurückziehen. Die Schneefallgrenze sinkt rückseitig der Kaltfront auch im Süden
wieder auf etwa 600 m, sodass zunehmend auch auf der Alb und im höheren
Alpenvorland Schnee fällt. Vor allem im Küstenumfeld muss den ganzen Tag über
mit Schauern gerechnet werden, ansonsten gibt es nicht mehr so viele Schauer.
Die Luftdruckgegensätze nehmen im Tagesverlauf deutlich ab, sodass der Wind
zumeist auf das Küstenumfeld und das Bergland beschränkt bleibt, wo Windböen und
Sturmböen auftreten.

In der Nacht zum Mittwoch kommt der Haupttrog nach Deutschland voran. Die
Temperatur in 500 hPa liegt dann zumeist zwischen -30 und -35 Grad. Das reicht
vor allem in den Küstenregionen und im Bergland weiter für rege
Schauertätigkeit. Die Temperaturminima liegen um, im Bergland meist unter den
Gefrierpunkt. Am Boden gibt es verbreitet leichten Frost. Insofern muss
streckenweise mit Glätte gerechnet werden, sei es durch Reif oder überfrierende
Nässe. Im Bergland muss ab etwa 400 m zudem mit Schneeglätte gerechnet werden.
Im Schwarzwald und am Alpenrand sind auch mal bis 10 cm Neuschnee möglich. Der
Wind schläft weitgehend ein, sodass nur noch im Hochschwarzwald warnwürdige Böen
zu erwarten sind, die später auch dort nachlassen.

Mittwoch ... liegt Deutschland weiterhin im zentralen Bereich eines
Langwellentroges, der in 500 hPa weiterhin Temperaturen zwischen -32 und -35
Grad aufweist, was bei 850-hPa-Werten um -5 Grad weiter für leichte Labilität
sorgt. Dementsprechend kommt es weiterhin zu leichten Schauern, die oberhalb 300
bis 400 m meist als Schnee fallen und tagsüber ab etwa 600 m in einigen
Mittelgebirgen auch leichten Neuschneezuwachs bringen können. In den Alpen
können es auch um 5 cm sein. Das über Südskandinavien liegende Tief schwächt
sich weiter ab, so dass der südwestliche Wind meist nur noch schwach weht. Auch
auf den Bergen sind die Windverhältnisse schwach, weil wir dermaßen im
Zentralbereich des Troges liegen, dass stärkere Geopotenzialgradienten nur
außerhalb unseres Landes auftreten. Bei vorwiegend bewölktem Himmel erreichen
die Höchstwerte in Tieflagen noch um +5 Grad, direkt an der See auch mehr. Im
höheren Bergland liegen die Höchstwerte nur wenig über 0 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen durchwegs sehr ähnliche Entwicklungen, auch die
Niederschlagssummen werden ähnlich simuliert. Spannend bleibt die genaue
Entwicklung der Schneefallgrenze morgen und am Dienstag, weil davon natürlich
abhängt, ob in den höheren östlichen Mittelgebirgen große Schneemengen fallen,
oder ob dort vielleicht doch eher Dauerregenwarnungen nötig werden könnten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann