DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-11-2017 09:00
SXEU31 DWAV 200800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 20.11.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW z Übergang zu SW z

Von NW länger anhaltende Niederschläge, Schneefallgrenze über die Gipfellagen
der Mittelgebirge hinaus ansteigend. Zuvor im Bergland oberhalb 400 bis 600m
Neuschnee. Im SE vor allem nachts stellenweise an die 20 cm Neuschnee. Im
Bergland über der Mitte und dem Süden Sturmböen. Kurzfristig markante Milderung.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt Deutschland zwischen einem Höhentrog über Nord- und Osteuropa
und einem Höhenrücken über der Iberischen Halbinsel und der Biskaya in einer
nordwestlichen Höhenströmung. Dabei zieht ein Kurzwellentrog von Großbritannien
kommend Richtung Benelux und greift am Abend von Westen auf Deutschland über.
Damit verbunden ist im Bodendruckniveau ein Wellentief, das am Abend vor der
niederländischen Küste liegen soll. Dessen Warmfront greift nachmittags und
abends von Benelux her auf Deutschland über. Ausgelöst hauptsächlich durch
kräftige Warmluftadvektion kommen von der Nordsee und Benelux her Niederschläge
auf, die abends Ostbayern mit erfassen.
Diese können gebietsweise recht ergiebig ausfallen. Von Montag, 12 UTC bis
Dienstag 12 UTC berechnet vor allem ICON-Nest lokal 30 bis 40 mm in einigen
Staulagen (vor allem Bergisches Land, Rothaargebirge, Thüringer Wald,
Bayerischer Wald). Die Ensembles reagieren aber nur verhalten, lediglich Cosmo
Leps zeigt im bayerischen Wald ein entsprechendes stärkeres Signale im letzten
12 UTC Lauf. Da auch ICON im letzten Lauf zurückgerudert ist, drängen sich
Warnungen nicht unbedingt auf.
Mit Übergreifen der Warmfront gelangt insbesondere in die Westhälfte deutlich
wärmere Luft (bis plus 4 Grad in 850 hPa), sodass die Schneefallgrenze von
Westen her auf über 1500 m ansteigt. Zuvor fällt aber vorübergehend auch im
Westen bis 400m hinab Schnee mit etwas Schneematsch oder geringem Neuschnee in
den westlichen Mittelgebirgen. In der Osthälfte verbleibt die Schneefallgrenze
in der kalten Luftmasse bei etwa 300 bis 600 m, sodass in den östlichen und
südöstlichen Mittelgebirgen zwischen 5 und 10 cm Neuschnee fallen können.
An der Südflanke des Tiefs frischt der Wind im Westen und Südwesten etwas auf
mit Böen Bft 6 bis 7 aus Südwest, auf den
Gipfeln der Gebirge treten Sturmböen (Bft 8 bis 9) auf. Einige Alpengipfel
bringen es vielleicht auf Bft 9 bis 10.

In der Nacht zum Dienstag zieht das kleinräumige Wellentief unter Abschwächung
ins südliche Niedersachsen. Da auch der Kurzwellentrog abzieht, bleibt als
Hebung auslösendes Element noch die WLA, die aber auch weniger wird und
teilweise negative Vorticityadvektion kompensiert wird, so dass die
Niederschläge schwächer werden. Die Warmluft breitet sich dabei weiter nach
Süden und Osten aus und die Schneefallgrenze liegt ausgangs der Nacht
schließlich auch am östlichen Alpenrand bei rund 1500m, in äußersten Südosten
Bayerns bei ca. 1000m. Vor allem in der Mitte und im Süden kommt es zu weiteren
Niederschlägen. Dabei kann es insbesondere in den West bzw. Nordweststaulagen
der Mittelgebirge kräftiger regnen, die Regenmengen akkumuliert wurden erwähnt.
Bevor die Schneefallgrenze deutlich ansteigt muss in höheren Lagen der
östlichen/ südöstlichen Mittelgebirge mit teils kräftigen Schneefällen gerechnet
werden, wobei teils bis 10 cm, in einigen Staulagen auch an die 10 cm Neuschnee
fallen können. In den östlichen Mittelgebirgen ist vorübergehend auch nochmal
leichter Frost zu erwarten, vor allem in Lagen oberhalb 600m, bevor es auch dort
milder wird.
Im Süden ist zunächst windig mit starken, vereinzelt stürmischen Böen bis in
Flachland und Sturmböen (teils schwer) im Bergland. Auf der Zugspitze zeigt Mos
bis Bft 11. Der Wind lässt im Laufe der Nacht nach. Über der Mitte beschränken
sich Bft 7 bis 8 im Laufe der Nacht auf das höhere Bergland.


Dienstag... füllt sich das Wellentief bei seiner weiteren Südostverlagerung auf,
er verbleibt lediglich eine flache Rinne, die von einem neuen Sturmtief bei
Island ausgeht und in die eine Luftmassengrenze (Warmfront) eingelagert ist, die
im Tagesverlauf über dem NE Deutschland zu finden sein dürfte. Westlich davon
strömt sehr milde Meeresluft ein, während sich im Nordosten kältere Luft (T850
-4 bis -1 Grad) hält, in der es aber kaum zu Niederschlägen kommt. Der
Höhenrücken kommt unterdessen etwas weiter ostwärts voran, seine Achse liegt im
Tagesverlauf über Frankreich. Da er aber von Warmluftadvektion überlaufen wird,
ist seine Wetterwirksamkeit bei uns arg limitiert und der Wolken- und
Niederschlagsnachschub hält an.
So kommt es gebietsweise zu weiteren Regenfällen, Schnee ist in der
einströmenden milden atlantischen Luftmasse (T850 +5 bis +8 Grad) kein Thema
mehr. Die Temperatur steigt im Westen auf mehr als 10 Grad. Chancen auf etwas
Sonnenschein bestehen am ehesten ganz im Südwesten sowie an der Ostsee.
Der westliche Wind weht anfangs im Süden noch kräftig mit Bft 7, im Bergland Bft
7 bis 9, exponiert 10, er lässt aber im Tagesverlauf nach.
Mit Annäherung des Tiefs bei Schottland nimmt der Gradient von Westen im
Tagesverlauf wieder etwas zu, warnwürdige Böen werden aber voraussichtlich nur
im höheren Bergland, auf Helgoland und auf den Nordfriesischen Inseln erreicht.


In der Nacht zum Mittwoch zieht das Tief bei Schottland in Richtung Nordmeer,
wodurch auch die Warmfront über uns langsam weiter Richtung Nordosten
vorankommt, was auch im Nordosten für einen langsamen Temperaturanstieg sorgen
sollte. Anhaltende Warmluftadvektion löst weitere Regenfälle im Norden aus, die
Mengen liegen deutlich abseits der Warnschwellen meist zwischen 1 und 10 mm in
12 Stunden. Im Westen und Süden bleibt es unter dem Höhenrücken bereits meist
trocken. Der Druckgradient nimmt noch leicht zu mit stürmischen Böen an der
Nordsee und einzelnen Sturmböen im Bergland.


Mittwoch... schwenkt der Höhenrücken über uns hinweg ostwärts, wobei er sich auf
der Vorderseite des nächsten Troges noch etwas amplifiziert. In der unteren
Troposphäre strömt am Rande des Tiefdrucksystems über den Britischen Inseln und
dem südlichen Nordmeer von Südwesten sehr milde Luft nach Deutschland mit
850-hPa-Temperaturen zwischen 5 Grad im Nordosten und 10 Grad im Südwesten. Mit
Abzug der Warmfront lässt der Regen im Nordosten nach und die mehrschichtige
Bewölkung zieht nordostwärts ab. Von Südwesten setzen sich nachfolgend
gebietsweise Aufheiterungen bei uns durch. Die Temperaturen erreichen für Ende
November ungewöhnlich milde Werte zwischen 11 Grad in Schleswig-Holstein und 16
Grad am Kaiserstuhl. Nur im Nordosten und im östlichen Mittelgebirgsraum ist es
mit 8 bis 10 Grad etwas frischer.

Der Wind bleibt im Nordwesten kräftig mit starken bis stürmischen Böen an der
Nordsee, und vereinzelt an der S.-H. Ostseeküste. Etwas weiter landeinwärts
treten 7er Böen und auf exponierten Bergen 8er bis 9er Böen auf. Auf dem Brocken
kann es laut Mos Bft 10 bis 11 geben.

In der Nacht zum Donnerstag liegen wir in einer zunehmend kräftigen SW Strömung,
in der der Gradient, da ein Wellentief in die mittlere Nordsee zieht, bei uns
wieder zunimmt. An der Nordsee im Bergland sind stürmische Böen bis Sturmböen
aus SW zu erwarten, Brocken weiter Bft 11. Vor allem im Westen und Nordwesten
kann es in windanfälligen Lagen auch bis ganz runter zu Bft 7 reichen. Im
Südosten gibt es bei geringerem Gradienten leichten Frost, sonst bleibt es
frostfrei.


Modellvergleich und -einschätzung
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Am grundsätzlichen Ablauf und der markanten Milderung bestehen seitens der
Modelle kaum Zweifel. In Detailfragen sind Unschärfen vorhanden. In Sachen
Schnee ist wohl auch in den östlichen Bergländern unterhalb 400m kaum etwas zu
erwarten. Aktuell liegen die Temperaturen dort schon zwischen +2 und +4 Grad und
selbst mit einer gewissen Abkühlung durch den Niederschlag reicht es nicht mehr
für nennenswerte Glätte in tiefen Lagen. Darüber werden aber teilweise mäßige
Schneefallwarnungen (Bayerischer Wald) nötig. Dauerregen oder Tauwetter scheint
weitgehend vom Tisch. Gerade ICON mit den höchsten Mengen ist in den letzten
Läufen zurückgerudert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner