DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-11-2017 21:00
SXEU31 DWAV 131800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.11.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Frühwinterliche Komponenten wie Glätte und Frost, zudem am Dienstag an der See
vorübergehend windig. Sonst allgemein ruhiges Wetter.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... ist der Abtropfprozess südlich der Alpen endgültig Geschichte. Das
resultierende Höhentief verlagert sich zum Tyrrhenischen Meer, der nördliche
Trogrest zieht im Laufe der Nacht via Polen und Baltikum nordostwärts ab. Damit
steigen Geopotenzial und Luftdruck bei uns von Westen her weiter an und die
anfänglich z.T. noch aktive Konvektion fällt mehr und mehr zusammen. Letzte
Schneeschauer ziehen sich an den Alpenrand zurück, wo die Staukomponente aber
auch immer schwächer wird. Nennenswerte Neuschneemengen jedenfalls sind dort
nicht mehr zu erwarten (Glättewarnung reicht aus).
Im Zuge des zunehmenden Hochdruckeinflusses lockert die Bewölkung vielerorts auf
und die Temperatur geht in den leichten Frostbereich (im Süden lokal nahe -5°C)
zurück. Ausnahme bilden einige Regionen im Osten, wo sich gebietsweise starke
Bewölkung halten soll (evtl. Anpassung der Frostwarnungen in den Abendstunden),
der Oberrheingraben sowie das west- und nordwestdeutsche Tiefland. Letzteres
hängt damit zusammen, dass der sich von Westen nähernde Höhenrücken von WLA
überlaufen wird. Sie kündigt nicht nur die Annäherung einer Warmfront an,
sondern generiert in zunehmendem Maße erst hohe, dann auch mittelhohe Bewölkung,
die sich bis zum frühen Morgen auf den Westen und Nordwesten ausbreitet. Dabei
bleibt es zunächst noch weitgehend trocken, lediglich im Nordseeumfeld sind
später erste zaghafte Tropfen Regen oder Nieselregen möglich.
Zurück noch mal zu den Regionen, wo es aufklart. Dort steht nicht nur Frost auf
der Karte, es kann sich zudem Nebel bilden. Und auch das leidige Thema Glätte
gilt es anzusprechen. Natürlich kann irgendwo mal Reifglätte auftreten, ebenso
wie stellenweise Glätte durch gefrierende Nässe geben kann. "Sichtbare"
Glättewarnungen sollten aber nur in wirklich begründeten Fällen (z.B. noch
vorhandene Restnässe vom Tage, was freilich nicht immer leicht zu beurteilen
ist) ausgegeben werden.

Dienstag ... verkürzt der Höhenrücken seine Wellenlänge und verlagert sich dabei
nach Süddeutschland, wo er mit zonal ausgerichteter Achse den Kopf einer
schwachen Potenzialbrücke zu einem weiteren Rücken über Südosteuropa bildet.
Korrespondierend dazu richtet sich auch das zugehörige Bodenhoch weitgehend
zonal aus, wobei dessen Achse zur Mittagszeit ebenfalls über Süddeutschland
verläuft. Diese Konstellation macht den Norden anfällig für zyklonale
Störenfriede und tatsächlich greift das okkludierende Frontensystem (zu dem auch
die o.e. Warmfront gehört) eines Tiefs über dem Europäischen Nordmeer auf die
nördlichen Landesteile über. Dabei wird in der einströmenden, nun wieder
milderen Meeresluft (Anstieg T850 auf 0°C oder etwas darüber) etwas Regen oder
Nieselregen generiert, der sich von der Nordsee nicht nur ostwärts, sondern ganz
allmählich auch landeinwärts bis etwa zur nördlichen Mitte ausbreitet (die
genaue Demarkationslinie zum trockenen Süden wird von den vielen zur Verfügung
stehenden Modellen derzeit noch recht unscharf simuliert). Die Mengen bleiben
12-stündig meist unter 5 mm.
Während sich also die Sonne im Norden sehr zurückhält, stehen die Chancen im
Süden abseits zäher Nebel- oder Hochnebelfelder gar nicht so schlecht. Besonders
der in den letzten Tagen arg gebeutelte Alpenrand sowie das höher gelegene
Vorland dürfen sich auf einige Stunden Sonnenschein freuen. Dort bleibt auch der
Wind überwiegend schwach unterwegs, In Norddeutschland hingegen frischt er mit
Durchgang des Frontensystems vorübergehend, wobei an der Küste (erst Nord-, dann
Ostsee) sowie im unmittelbar angrenzenden Binnenland mit Böen 7 bis 8 Bft
gerechnet werden muss. Dabei dreht der Wind von Südwest auf Nordwest. Stürmische
Böen 8 Bft stehen auch auf dem Brocken im Harz auf der Tagesordnung.
Temperaturmäßig landen wir bei Werten knapp über dem Gefrierpunkt im Falle
längerer Nebel- oder Hochnebeltristesse im Südosten und nicht minder grauen,
dafür aber milderen 10°C an der schönen Nordsee.

In der Nacht zum Mittwoch kommt die zuvor durch eine flache Welle
zurückgehaltene Kaltfront des o.e. Frontensystems zwar etwas landeinwärts, wird
letztlich aber durch das über Süddeutschland verharrende Hochdruckgebiet
ausgebremst. Die Wetterwirksamkeit der von Vornherein schon nicht besonders
kräftig daherkommenden Front wird durch mangelnde dynamische Unterstützung noch
weiter gedämpft, so dass es gebietsweise weiterhin nur für leichten
Regen/Nieselregen reicht. Allerdings könnte in den frühen Morgenstunden eine
weitere, sich von der Nordsee nähernde flache Welle im Emsland und in
Ostfriesland eine kleine Intensivierung des Regens bewirken, ohne aber dass die
nächtlichen Warndienste nervös werden müssten.
Im Süden klart der Himmel vielfach auf, gebietsweise hält sich bzw. bildet sich
aber auch Nebel oder Hochnebel. Die Temperatur geht in den leichten Frostbereich
(0 bis -5°C), dort, wo noch Schnee liegt, sogar in den mäßigen Frostbereich (-5
bis -7°C, höhere Tallagen noch etwas darunter) zurück.

Mittwoch ... ändert sich nur wenig an der großräumigen Strömungskonfiguration.
Der Süden verbleibt unter Hochdruckeinfluss (zonale Potenzialbrücke, zonales
Bodenhoch), was in dieser Jahreszeit in der Regel Nebel/Hochnebel auf der einen
und Sonne pur auf der anderen Seite bedeutet. Dabei zeichnet sich bei rund 900
hPa ein schwacher Deckel ab, der die feuchtere Grundschicht von trockenerer Luft
darüber abkoppelt. Man wird sehen müssen, wo genau sich die schwache Inversion
tatsächlich bildet. Die alpennahen Regionen sowie allgemein Lagen oberhalb 800
bis 1200 m können aber guter Hoffnung in puncto Sonnenschein sein, während man
weiter unten etwas Glück in der saisonüblichen Nebellotterie braucht.
Glück allein wird im Norden nicht reichen, hier benötigt man schon fast ein
Wunder, um mal ein paar Sonnenstrahlen zu erhaschen. Zwar bleiben die frontalen
Frontenreste und die durchziehende Welle was etwaige Niederschläge angeht ebenso
handzahm wie die indifferente bis leicht antizyklonal gekrümmte Höhenströmung,
sprich, es regnet nur gebietsweise ganz leicht. Ein Überangebot nur wenig
perforierter Wolken ist in der weiterhin eher milden Atlantikluft (schwacher
Südwestwind auf der Nordflanke des Hochs) aber garantiert. Garantiert bleibt
auch das Nordwest-Südost-Gefälle der Höchsttemperatur mit bis zu 12°C an der
Grenze zu den Niederlanden bzw. an der Nordsee und nur wenigen Plusgraden im
Falle bajuwarischen, schwäbischen oder auch badischen Dauergraus.
Noch ein Satz zum Wind: der bleibt fast überall fernab etwaiger Warnschwellen,
einzig im Schwarzwald sorgt die aufkommende Bise (Nordostwind) für Böen 8-9 Bft
auf dem Feldbergplateau.

In der Nacht zum Donnerstag bleibt die Lage ziemlich unspannend. Im Süden teils
klar, teils Nebel/Hochnebel, leichter Frost. Im Norden stark bewölkt bis
bedeckt, im Nordwesten etwas Regen, frostfrei. Da war´s.

Donnerstag ... schwächt sich der Hochdruckeinfluss im Süden zwar etwas ab, eine
substanzielle Wetteränderung ist damit aber nicht verbunden. In
gradientschwacher Umgebung bleiben die binären Wetterbedingungen bestehen -
entweder 0 für Nebel/Hochnebel oder 1 für blauen Himmel und Sonnenschein. Zur
Mitte hin zeigen sich insgesamt zwar mehr Wolken, gleichwohl kann es hier und da
mal etwas auflockern.
In der Hinterhand bleibt weiterhin der Norden, wo in der Höhe ein schwacher
KW-Trog nach Osten läuft (zumindest nach ICON). Gemeinsam mit einer Warmfront,
die zu einem Tief südöstlich von Island gehört, bleibt die Wolkenmaschinerie
ordentlich in Gang. Ob es dabei nur an der Küste und im angrenzenden Binnenland
etwas regnet oder nieselt oder - wie von ICON vorgeschlagen - auch etwas weiter
südlich, muss heute noch unbeantwortet bleiben. Warntechnisch jedenfalls
herrscht tagsüber absolute Ruhe.


Modellvergleich und -einschätzung
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Keine besonderen Anmerkungen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann