DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-11-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 04.11.2017 um 10.30 UTC



Zu Beginn Zwischenhocheinfluss, ab Mittwoch wieder unbeständiger. Am Wochenende
an den Küsten Windzunahme.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 11.11.2017


Zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag liegt Deutschland am Rande eines kräftigen
Hochs mit Schwerpunkt über Osteuropa, von dem aus eine schwach ausgeprägte
Hochdruckbrücke über Deutschland hinweg bis zu einem Hoch über dem mittleren
Nordatlantik reicht.

Ab Mittwoch nimmt der zyklonale Einfluss auf unser Wetter wieder zu. Dabei
nähert sich von Westen ein Höhentrog, der schließlich am Freitag vom
Europäischen Nordmeer über Deutschland hinweg bis in den zentralen
Mittelmeerraum reicht. Niederschläge sind zunächst nur vereinzelt zu erwarten,
bevor im Laufe des Donnerstags von Westen der Ausläufer eines Tiefs mit Kern
über der Norwegischen See auf uns übergreift und recht verbreitet für Regen
sorgt. Bis Freitagfrüh hat uns die Front weitgehend überquert. Sie gelangt
allerdings zunehmend unter den Einfluss eines von Westeuropa vordringenden
Höhenrückens, der im Bodendruckniveau einen Hochkeil stützt, sodass sich die
Wetterwirksamkeit der Front deutlich abschwächt. Oberhalb von etwa 800 bis 1000
m ist etwas Neuschnee zu erwarten.

Nach einer vorübergehenden Wetterberuhigung nähert sich am Samstag von der
Nordsee ein weiterer Höhentrog, der schließlich am Abend und in der Nacht zum
Sonntag auf uns übergreift. Korrespondierend zu dem Trog zieht ein Sturmtief vom
Seegebiet zwischen Island und Schottland unter Abschwächung Richtung Nordsee und
befindet sich schließlich zum Ende der Mittelfrist mit seinem Kern vor der Küste
Südnorwegens. Dadurch nimmt der Gradient hierzulande etwas zu mit Sturmböen an
der Nordsee.

Der Ausläufer des Tiefs greift bereits Samstagfrüh von Nordwesten auf
Deutschland über. Dabei fließt vorderseitig vorübergehend etwas mildere Luft
ein, bevor die Temperatur in 850 hPa postfrontal wieder auf Werte bis minus 3
Grad absinkt. In den Gipfellagen der Mittelgebirge und an den Alpen fällt
zeitweise Schnee. __________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der ab Mittwoch zunehmend zyklonal geprägte Witterungsabschnitt wird von den
jüngsten Läufen des EZMW konsistent vorhergesagt.

Ab Freitag und insbesondere am Wochenende lässt aber die Konsistenz der jüngsten
Modellläufe des EZMW nach. Alle Modellläufe zeigen die Entwicklung des
Sturmtiefs, das etwa von der Nordsee über das südliche Skandinavien ostwärts
ziehen soll. Während das Sturmfeld aber nach dem gestrigen 00 UTC Lauf in der
Nacht zum Samstag auf uns übergreifen sollte, erreicht es uns nach dem heutigen
00 UTC Lauf erst 24 h später. Zudem bleibt das Tief etwa über dem Skagerrak
liegen und ist deutlich schwächer ausgeprägt, sodass allenfalls an den Küsten
mit Sturmböen zu rechnen ist.
Mit Kaltfrontdurchgang am Samstag fließt wieder kältere Luft ein, wobei die
Abkühlung nach dem heutigen Lauf schwächer ausgeprägt ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON zeigt im gesamten Vorhersagezeitraum eine sehr ähnliche Entwicklung zu
EZMW. GFS hingegen ist deutlich antizyklonaler geprägt. Während wir nach EZMW
und ICON zunehmend unter den Höhentrog gelangen, bleibt nach GFS ein vom
Atlantik vordringender Höhenrücken wetterbestimmend. Erst gegen Ende der
Mittelfrist greift auch nach GFS ein Trog von der Nordsee auf uns über, er soll
aber wieder rasch ostwärts abziehen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bei der Rauchfahne für Offenbach fällt beim Verlauf des Geopotentials in 500 hPa
auf, dass sich Haupt- und Kontrolllauf am Donnerstag und Freitag am unteren Rand
des Ensembles befinden. Das heißt, dass die Mehrheit der Member ein höheres
Geopotential aufweisen, was wiederum die antizyklonalere Version von GFS stützen
würde. Auch bei dem erneuten Absinken des Geopotentials am Wochenende ist ein
großer Spread vorhanden. Der Temperaturverlauf besitzt einen deutlich geringeren
Spread. Dabei verharrt die Temperatur in 850 hPa von Dienstag bis Samstag auf
ähnlichem Niveau zwischen 0 und minus 3 Grad, unterbrochen durch eine
vorübergehende Zunahme am Samstag.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden zwei
Cluster, wobei sich für Mitteleuropa keine wesentlichen Unterschiede ergeben.
Für den Zeitraum von Donnerstag bis Samstag gibt es drei Cluster, wobei zwei auf
eine Troglage und somit auf einen zyklonal geprägten Witterungsabschnitt
hindeuten. Cluster drei zeigt einen nach Mitteleuropa reichenden Rücken und
somit die Version von GFS.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Mittwoch und am Wochenende kann es insbesondere an den Alpen oberhalb von 800
bis 1000 m um 10 cm Neuschnee in 12 Stunden geben.

Am Wochenende nimmt der Wind an den Küsten zu und weht stark bis stürmisch (Bft
7 bis 8), mit einzelnen Sturmböen Bft 9 aus Nordwest in exponierten Lagen an der
Nordsee.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger