DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-11-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 02.11.2017 um 10.30 UTC



Vorübergehend unbeständig, dann wieder Hochdruckeinfluss.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 09.11.2017


Am Sonntag greift von Westen her ein Trog unter Verkürzung seiner Wellenlänge
über und tropft in der Nacht zum Montag über die Seealpen ins westliche
Mittelmeer ab. In der unter seiner Vorderseite gelegenen Bodentiefdruckrinne ist
ein wellender Tiefausläufer eingelagert, der uns ebenfalls mit Ostkurs
überquert. Die teils länger anhaltenden Regenfälle erreichen bis zum Abend auch
den Osten und auf der Rückseite der Rinne setzt von Nordwesten der Zustrom
kälterer Meeresluft ein, in der die Temperatur in 850 hPa auf -2 bis -4 Grad
zurückgeht.
Staubedingt regnet es an den Alpen kräftiger, möglicherweise auch warnwürdig,
bei auf 600 bis 800m sinkender Schneefallgrenze.
Am Montag entfernt sich das neu entstandene Höhentief mit Kern Richtung
Sardinien, dahinter steigt das Geopotential über Mitteleuropa wieder und es baut
sich eine zonale Hochdruckbrücke vom Atlantik bis ins östliche Mitteleuropa auf.
Bei überwiegendem Absinken ziehen sich die Niederschläge in den äußersten
Südosten zurück und die Kaltluft kommt zur Ruhe.
Am Dienstag und Mittwoch wird die Hochdruckbrücke durch einen Trog im Westen
wieder abgebaut und es formiert sich ein Hochdruckgebiet über Osteuropa. An
dessen Rand in südlicher bis südöstlicher Strömung das Absinken über Deutschland
weiter meist andauert, da der Trog über Westeuropa sich eher nach Süden
ausweitet, als dass er ostwärts vorankommt. Die dann einsetzende
niedertroposphärische Erwärmung greift nicht mehr bis zum Boden durch.
Am Donnerstag tropft auch dieser Trog nach Frankreich ab. Die vorgelagerte
Tiefdruckrinne mit eingelagertem Tiefausläufer dringt unter Abschwächung noch
nach Deutschland ein, löst sich aber auf. Inwieweit daran noch Niederschläge
auftreten und wie weit sie nach Osten vorankommen, bleibt noch offen. Vielleicht
kommt sogar in den westlichen Landesteilen nicht mehr viel davon an.
In der erweiterten Mittelfrist legt sich erneut eine zonal orientierte
Hochdruckzone über Deutschland und der antizyklonal dominierte
Witterungsabschnitt setzt sich fort.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Da der gestrige 00 UTC Lauf des IFS eine neue Lösung ins Spiel brachte, die
inzwischen wieder vom Tisch ist, und somit als Ausreißer gelten darf, kann die
Konsistenz des Modells als recht gut bezeichnet werden. Die Prognose steht aus
dieser Sicht auf recht sicheren Füßen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Wirkliche Alternativen zeichnen sich nach GFS und ICON nicht ab. Bis Dienstag
herrscht weitgehend Konsens mit einer Hochdruckrandlage. Im GFS entfernt sich
das Hoch in der Folge rascher nach Osten und es könnte von SW etwas zyklonaler
werden. Zum Ende der Mittelfrist divergieren die Modelle zwar noch etwas mehr,
alles in allem sieht es aber weiter nach Hochdruckeinfluss aus.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Aussagen der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die
Ensembles die Lösung des operationellen Laufs im Großen und Ganzen. Auch wenn
die Streuung ab Dienstag doch deutlich zunimmt, liegt doch der Median der
Ensembleläufe immer nahe der operationellen Kurve.
Die Clusterung liefert für den Hauptmittelfristzeitraum (120 bis 168h) 5 Cluster
mit Kontroll- und Hauptlauf in Cluster 3 (12 Member). Allerdings unterscheidet
sich dieser für Mitteleuropa nicht sehr von Cluster 1 (16 Member). Die positive
Geopotentialanomalie über Nordost- und Osteuropa taucht in allen Clustern auf,
unterschiedlich wird das Verhalten des Troges über Westeuropa gezeigt. Außer in
Cluster 1 tropft er aber überall ab.
In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 h) liegt der Hauptlauf dann wieder
in Cluster 1 (20 Member), wobei dann doch deutlicher divergierende Varianten
vorhanden sind.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikant können vor allem die Niederschläge vom Sonntag zum Montag im Süden,
speziell am Alpenrand werden. Dort sind innert einem 24h Intervall 30 bis 40 mm
Niederschlag möglich, wobei dort wo der meiste Niederschlag fallen soll, dieser
alsbald in die feste Phase übergeht. Entsprechend dürften dort auch Warnungen
vor Schneefall anstehen, oberhalb 800 bis 1000m. Die Ensembles und die
Wahrscheinlichkeitsvorhersagen des ECMWF geben Signale auf entsprechende
Ereignisse. Auch EFI signalisiert mehr Niederschlag im SW, später auch am
Alpenrand für den Sonntag.
Der Wind kann zuvor in exponierten Hochlagen der Alpen vorübergehend anspringen,
mit einigen Sturmböen. Für den weiteren Verlauf der Mittelfrist zeichnet sich
nichts signifikantes mehr ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, ECM, ECM EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner