Thema des Tages

30-10-2017 14:40

Die großen Herbst- und Winterstürme der vergangenen 10 Jahre.


Korrigierte Passage:
Name des Sturmtiefs Herwartfalsch geschrieben.


Nachdem Orkan Herwart mit Windgeschwindigkeiten von teils bis zu über
120 km/h große Schäden angerichtet hat, soll im heutigen Thema des
Tages eine kurzer Abriss über alle großen Herbst- und Winterstürme
der vergangenen 10 Jahre erfolgen, um Heward besser einordnen zu
können.

18.-19. Januar 2007 Orkan Kyrill

Orkan Kyrill war der stärkste Orkan seit dem Jahrhundertsturm Lothar
(26.12.1999). Das besondere Merkmal von Kyrill war die große
betroffene Fläche. So gab es in ganz Deutschland verbreitet
orkanartige Böen. Die größten Schäden traten an der Kaltfront auf, an
der sich eine sehr aktive Gewitterlinie bildete. An ihr wurden Böen
um 120 km/h registriert. Auf dem Brocken wurden 199 km/h und auf dem
Wendelstein 203 km/h gemessen. Die stärkste registrierte Böe in
tiefen Lagen war in Düsseldorf mit 145 km/h. Kyrill richtete in
Deutschland 2,8 Mrd. Euro Versicherungsschaden an.

29. Februar 2008 Orkan Emma

Der nächste Orkan folgte über ein Jahr später und trug den Namen
Emma. Emma beeinflusste vor allem den Süden und die Mitte
Deutschlands. Die stärksten Böen traten entlang einer aktiven
Kaltfront auf, an der sich eine Gewitterlinie etablierte. An dieser
Gewitterlinie kam es zu Fallböen und es gab sogar einige
Tornadoverdachtsfälle. In der Mitte und im Süden wurden verbreitet
Böen zwischen 100 - 130 km/h gemessen. Spitzenreiter für tiefe Lagen
war das sächsische Chemnitz mit 152 km/h. Der Gesamtschaden von Emma
war in Deutschland jedoch geringer, als bei Kyrill, da von den
stärksten Böen keine so große Fläche betroffen war.
26.Februar 2010 Orkan Xynthia

Orkan Xynthia zog ungewöhnlich weit südlich von der Biskaya über den
Ärmelkanal nach Südschweden. Das Besondere an Xynthia war ein
Phänomen namens Sting-Jet, an dem die stärksten Böen auftreten. Bei
einem Sting-Jet wird durch dynamische Prozesse der Jet-Stream (ein
Starkwindband in der mittleren und oberen Troposphäre) zwischen
Tiefkern und Kaltfront bis in untere Luftschichten "gezogen", was im
Vergleich zu normalen Sturmtiefs auf einem relativ kleinen Raum zum
Teil verheerende Böen verursacht. In Frankreich gab es daher in
manchen Gebieten sogar größere Schäden als bei Lothar. Über
Deutschland hatte sich Xynthia allerdings schon etwas abgeschwächt.
Dennoch traten im Südwesten und in der Mitte verbreitet Böen zwischen
100 und 120 km/h auf. Besonders betroffen war Rheinland-Pfalz wo 2,1
Millionen Festmeter Holz gefallen sind.

28.Oktober 2013 Orkan Christian

Orkan Christian war vom selben Typ wie Orkan Xynthia. Betroffen von
einem starken Sting-Jet war diesmal aber der Norden Deutschlands. Auf
Sankt-Peter-Ording wurde eine Böe von 172 km/h registriert. Christian
gehörte somit zu den stärksten Stürmen, die auf die Nordseeküste
getroffen sind.

05.Dezember 2013 Orkan Xaver

Xaver war auch als der Nikolausorkan bekannt. Betroffen war vor
allen Dingen Norddeutschland, besonders die Küstenregionen. Dort
traten verbreitet Böen von 100 bis 130 km/h auf. Zwar war Xaver
deutlich schwächer als sein Vorgänger Christian, doch brachte Xaver 3
schwere Sturmfluten. Dabei gab es in Hamburg den zweithöchsten je
gemessenen Pegelstand seit Beginn der Aufzeichnungen 1825. Weiter
südlich im Binnenland brachte Xaver zwar "nur" schwere Sturmböen,
doch diese sorgten in Verbindung mit kräftigem Schneefall für
Schneeverwehungen. Besonders in den Mittelgebirgen kam der Verkehr
zum Erliegen.

31.März 2015 Orkan Niklas

Orkan Niklas beeinflusste wieder nahezu ganz Deutschland. In tiefen
Lagen wurden verbreitet Windspitzen zwischen 95 und 120 km
registriert. Der Brocken meldete eine Böe von 162 km/h. Mit etwa 750
Mio. Euro Versicherungsschaden gehörte der Orkan zu den 5
schadensträchtigsten Stürmen in den vergangenen 15 Jahren. Ursache
für die hohe Schadenssumme war maßgeblich die große betroffene
Fläche.

5. Oktober 2017 Sturmtief Xavier

Kurze aber heftig: Das sehr schnell ziehende Sturmtief Xavier ging
wieder mit einem Sting-Jet einher. Dieser brachte in einem
vergleichsweise schmalen Streifen vom Wattenmeer bis nach Brandenburg
Windgeschwindigkeiten von 100 - 120 km/h. Besonders betroffen war
Berlin. Für die vergleichsweise weit reichenden Schäden waren in
erster Linie nicht nur die hohen Windgeschwindigkeiten
verantwortlich. Denn Xavier war ein sehr zeitiger Herbststurm.
Dadurch standen viele Bäume noch im vollem Laub und boten dem Wind
eine große Angriffsfläche.

29. Oktober Orkan Heward

Mit Böen von 95 - 125 km/h, in der Osthälfte, die an mehreren
Schauerlinen am stärksten waren und Böen bis 176 km/h auf dem
Fichtelberg gehört Herwart mit zu den stärksten Stürmen der
vergangenen 10 Jahre. Im Zusammenhang mit den richtig großen Stürmen
der vergangenen 100 Jahre, wie Kyrill und Lothar wird uns Herwart
aber wohl nicht in Erinnerung bleiben.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.10.2017

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