DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-10-2017 21:00
SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.10.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Samstag im Norden und Osten örtlich stürmische Böen. Am Sonntagmorgen und am
Vormittag verbreitet stürmische Böen und Sturmböen, im Osten auch schwere
Sturmböen. Bei kräftigem Schauern oder bei Gewittern orkanartige Böen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... In die kräftige Nordwestliche Strömung ist ein Höhenrücken
eingelagert, der rasch über uns hinweg nach Südosten schwenkt. Er ist bereits
von WLA überlaufen und es folgt eine Trogvorderseite mit zusätzlichem
Hebungsantrieb. So verdichtet sich in der 2. Nachthälfte abgesehen vom Südwesten
die Bewölkung wieder und nachfolgend kommt im Norden in den Frühstunden leichter
Regen auf. Im Vorfeld einer Warmfront nimmt der Wind bereits in den Frühstunden
im Norden wieder zu. An der Küste treten stürmischen Böen oder Sturmböen auf.
Auch im Oberharz und im Hocherzgebirge gibt es Sturmböen.

Samstag ... weitet sich der skandinavische Trog weiter nach Süden und Südosten
aus. An seiner Südwestflanke nimmt die lebhafte nordwestliche Höhenströmung zu
und im Tagesverlauf greift ein Jet auf unseren Vorsageraum über. Im
Bodendruckfeld nimmt der Gradient zwischen dem Hoch über der Biskaya und dem
sich nach Süden ausweiteten Tief über Skandinavien weiter zu. Weiterhin wird
kräftig WLA in weite Teile unseres Landes geführt, das für viele Wolken sorgt.
Wolkenlücken gibt es allenfalls im Süden, wo es auch bis zum Abend weitgehend
trocken bleibt. Auf den Norden greift ein Frontensystem über und sorgt für
Regen, Warnschwellen werden aber nicht überschritten.

Der Wind dreht auf West und frischt auf. Fast im ganzen Land gibt es starke
Windböen (Bft 7) und im Osten sowie Nordosten auch Böen Bft 8. An der Küste
treten Sturmböen, exponiert auch schwere Sturmböen auf. Am Nachmittag kann es
auf dem Brocken und dem Fichtelberg auch orkanartige Böen geben. Es bleibt noch
relativ mild mit Tageshöchstwerten von 11 Grad im Osten und 15 Grad am
Oberrhein.

In der Nacht zum Sonntag verschärft sich die Sturmlage. Grund ist die
Entwicklung eines kleinen, aber sehr wirkungsvollen Randtiefs über dem Skagerrak
auf der Leeseite des norwegischen Gebirges. Das Tief verlagert sich bis zum
Morgen nach Nordpolen. Der zugehörige Bodentrog erreicht Sonntag 06 UTC bereits
das Küstengebiet. Die damit verbundene Gradientverschärfung verursacht im
Flachland verbreitet Böen der Stärke 8 bis 9, an der Küste auch Stärke 10 bis 11
(orkanartige Böen). Im Trog gibt es im Nordosten weiterhin Schauer und u. U.
Gewitter, die mit Böen er Stärke 10 oder 11 verbunden sind. Auf dem Brocken muss
mit Orkan (Bft 12) gerechnet werden.
Mit dem Frontensystem kommt ein Niederschlagsgebiet südwärts voran. An den Alpen
und im Erzgebirge kann sich wieder eine Stausituation entwickeln, die dann
ergiebiger und länger andauert als am Freitag.

Sonntag ... schwenkt der Trog rasch nach Südosten. Das Randtief wird vom Tief
über dem Baltikum einbezogen und entwickelt sich im Tagesverlauf zu einem
Zentraltief, das dann über Weißrussland liegt. Seine Fronten überqueren rasch
den Süden Deutschlands und auf seiner Rückseite sollte am Nachmittag der
Gradient schon wieder auffächern. Somit ist am Vormittag mit dem Höhepunkt der
Sturmlage bei uns zu rechnen. Daher sind stürmische Böen oder Sturmböen, teils
auch schwere Sturmböen wahrscheinlich und im Zusammenhang mit Schauern auch
schwere Böen. An der Küste gibt es anfangs noch orkanartige Böen. Auf den
Gipfeln der östlichen Mittelgebirge sowie der Alpen sind Böen Bft 11 oder
Orkanböen (Stärke 12) wahrscheinlich. Zwar schwächt sich mit Trogpassage der
Wind ab, vor allem im Osten sind aber bis zum Abend Böen der Stärke 8
wahrscheinlich. An der Küste gibt es ab dem späten Vormittag Böen Bft 8 bis 9
und exponiert auch Bft 10.

Aufgrund der nord- nordwestlichen Strömung stellen sich vor allem an den Alpen
länger andauernde Niederschläge ein. Dort sind im 24-stündigen Zeitraum über 30
mm wahrscheinlich. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Schneefallgrenze in
den Mittelgebirgen auf 700 m, an den Alpen auf 1200 m absinkt.
Bei postfrontal wechselnder, mitunter starker Bewölkung gibt es Höchstwerte
zwischen 7 Grad im mittleren bergland und 14 Grad an der Weinstraße.

In der Nacht zum Montag fächert sich der Gradient weiter auf. An den Küsten und
auf den Gipfeln der östlichen Mittelgebirge sowie der Alpen gibt es weiterhin
stürmischen Böen oder Sturmböen. An den Alpen regnet es zunächst weiter und
oberhalb von 900 m schneit es später.
Ansonsten lockern die Wolken auf und die Temperaturen gehen außer unmittelbar an
der See auf niedrige einstellige Werte zurück. Vor allem im Norden und in den
Mittelgebirgen ist Bodenfrost möglich.

Montag ... liegen wir zwischen dem kräftigen Hoch bei Irland und dem intensiven
zentraltief über Westrussland weiter in einer lebhaften Nordweströmung, mit der
Meeresluft polaren Ursprungs heran geführt wird. Dabei liegen die Temperaturen
in 850 hPa zwischen -5 Grad im Nordosten und -2 Grad im Südwesten. Von Westen
steigen Druck und Potential an und im Norden kommt leichte WLA in der Höhe auf.
Dies führt zu einer Inversion oberhalb von ca. 750 hPa. Daher reicht die
Quellbewölkung nur bis -8 bis
-10 Grad, so dass nur von einer leichten Schauertätigkeit auszugehen ist.
Besonders in einem Streifen von der Nordsee bis zum Erzgebirge und bis in den
Nordosten Bayerns wird es mal nass. Oberhalb von ca. 700 m gibt es
Schneeschauer. Insgesamt werden aber auch in Staulagen nur wenige Millimeter
Niederschlag berechnet.
Es bleibt recht kühl mit Höchstwerten zwischen 6 Grad im mittleren Bergland und
12 Grad im Rheinland oder an der Weinstraße.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren großräumig recht ähnlich.

Von Ostwestfalen bis nach Mecklenburg-Vorpommern bzw. Nordbrandenburg ist nach
CosmoDE-EPS morgen die Wahrscheinlichkeit von stürmischen Böen erhöht (20 bis 80
Prozent).

Orkanartige Böen sind Sonntagfrüh nach PEPS im Küstenbereich zu 60 bis 100
Prozent wahrscheinlich.
Vom südöstlichen Niedersachsen bis zum Erzgebirge gibt es ebenfalls erhöhte
Wahrscheinlichkeiten von Böen Bft 11.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden