DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-05-2016 21:00
SXEU31 DWAV 061800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 06.05.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Bis auf Weiteres Hochdruckeinfluss mit nur geringer Gewitterneigung im Bergland
S- und SW-Deutschlands.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland am Rande des kräftigen Hochs PETER mit Schwerpunkt
vor der Rigaer Bucht. Mittlerweile hat sich auch ein eigenständiges Höhenhoch
aus dem breiten, von Nordafrika bis nach Fennoskandien reichenden Rücken
abgeschnürt, das sich mehr und mehr über das Bodenhoch legt.
Bodenhoch hin, Höhenhoch her, in der trockenen Kontinentalluft klart es in der
Nacht überall auf. Im Süden bildet sich vereinzelt Nebel. Frost ist kein Thema
mehr, einzig im äußersten Osten und südlich der Donau ist lokal noch mal
leichter Frost in Erdbodennähe möglich.

Samstag ... ändert sich recht wenig an der großräumigen Potenzial- und
Druckverteilung. Der Hochdruckzone über Nordeuropa steht auf der einen Seite ein
Höhentief über dem Karpatenraum gegenüber, das nur rudimentäre
Verlagerungstendenzen aufweist. Auf der anderen Seite befindet sich über dem
nahen Ostatlantik ein stark amplifizierter LW-Trog, dessen Südteil von einem
Sturmtief knapp westlich Portugals markiert wird. Es steuert das bis dahin über
der Biscaya gelegene Tief nach N-NW in Richtung Irland, wobei es zunehmend die
Form eines Bodentroges annimmt.
Nach so viel Auslandsmeteorologie nun aber zurück nach Deutschland, wo mit
östlicher bis südöstlicher Strömung weiterhin trockene und inzwischen auch warme
Kontinentalluft advehiert wird und wo nach wie vor Absinken das Geschehen
bestimmt. Entsprechend scheint auch morgen wieder verbreitet die Sonne, wobei es
noch etwas wärmer wird als heute. 22 bis 27°C stehen auf der Karte mit den
höchsten Werten im Westen des Landes. Zum Teil deutlich frischer bleibt es an
Küstenabschnitten, wo der Wind unmittelbar von der noch kühlen See (um 10°C in
Küstennähe) her weht.
Im SW und im S des Vorhersageraums findet in der unteren Troposphäre
gebietsweise eine leichte Anfeuchtung statt, was in der Zunahme der spezifischen
Feuchte in rund 200 m erkennbar ist (das gesamttroposphärische PPW bleibt mit
meist unter 15 mm recht gering). Zudem nimmt die Labilität zu, was zum Teil
(südlich der Donau) aber föhnig bedingt ist. Entsprechend wird dort auch das
höchste CAPE simuliert (lokal etwas über 500 J/kg), allerdings stark gedeckelt
(dreistellige CIN-Werte). Etwas CAPE wird auch von BW bis hoch nach NRW
gerechnet. Unter dem Strich können sich zum Nachmittag hin über dem Bergland
(mangels Dynamik stehen kaum andere Auslösemechanismen zur Verfügung) einzelne
Schauer oder Gewitter entwickeln, die - sofern sie denn wirklich auftreten - mit
der unteren Stufe abgewarnt werden können, da weder das PPW hoch ist noch die
Höhenwinde stark sind noch besonders starke Scherung vorliegt.
Der östliche Wind lebt mit dem Tagesgang erneut böig auf, Warnschwellen werden
aber nur in einigen Hochlagen erreicht bzw. knapp überschritten (7 Bft).

In der Nacht zum Sonntag nimmt der Gradient etwas zu (leichter Anstieg im NO,
leichter Fall im SW), so dass gegen den Tagesgang zumindest im höheren Bergland
Böen 7 bis 8 Bft auftreten. Darüber hinaus ist es gering bewölkt oder klar,
Nebel (im Süden) stellt die absolute Ausnahme dar. Bodenfrost sollte kein Thema
mehr sein.

Sonntag ... ändert sich an der GWL kaum etwas, das Gesamtkonstrukt mit
hochreichendem Tief vor der Iberischen Halbinsel und High-over-Low-Bedingungen
knapp östlich von weist ein hohes Maß an Stabilität auf. So fließt auch am
letzten Tag des verlängerten Wochenendes mit etwas zunehmenden östlichen Winden
trocken-warme Kontinentalluft in den Vorhersageraum, die von Absinkprozessen
überlagert sind. Entsprechend scheint wieder die Sonne von einem wolkenlosen
oder nur locker bewölkten Himmel bei ähnlichen Tagesmaxima wie am Vortag.
Zwar bleibt die Luftmasse im Süden labil geschichtet, insgesamt deutet sich aber
eine leichte Abtrocknung gegenüber Samstag an, was am Anstieg des HKN auf 2600
bis 2800 m erkennbar ist. Damit werden Schauer oder auch Gewitter wieder etwas
unwahrscheinlicher, wenn auch nicht völlig unmöglich. Etwaige Warnungen dürfte
es eher für den auffrischenden Ostwind geben, der insbesondere in freien Lagen
sowie im höheren Bergland Stärke 7 Bft, auf exponierten Gipfeln 8 Bft erreicht,
in der Nacht zum Montag dann aber wieder abnimmt.

Montag ... ändert sich zunächst nur wenig gegenüber den Vortagen. Im Süden und
Südwesten steigt die Schauer- und Gewitterneigung wieder etwas an, die große
konvektive Nummer dürfte es auch zu Beginn der neuen Woche noch nicht geben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren alle sehr ähnlich. Auffallend bei GFS und ECMF ist die
Tatsache, dass ab Sonntag auch nach Osten hin eine etwas erhöhte
Konvektionsbereitschaft vorlegt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann