Thema des Tages

26-10-2017 14:40

Optimales Pilz-Wetter

Wer in den vergangenen Tagen einen Ausflug in den Wald unternommen
hat, konnte sie massenhaft sehen: Pilze! Champignon, Pfifferling,
Steinpilz, Marone und Morchel, um nur einige wichtige Pilze
heimischer Wälder und Wiesen zu benennen, haben derzeit noch
Hauptsaison (siehe Pilzkalender unter
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/10/26.html). Und das
Wetter bzw. die Witterung war in den letzten Wochen nahezu ideal für
das Sprießen der Pilze.

Bereits der Sommer fiel niederschlagsreich aus, insbesondere ab Ende
Juni gab es häufig Gewitter, Dauer- und Starkregen. Mit bundesweit
305 Litern Regen pro Quadratmeter im Mittel wurde das Sommersoll der
internationalen Referenzperiode 1961 bis 1990 (239 Liter pro
Quadratmeter) um satte 28 % übertroffen. Als sich Mitte August
nochmals eine sehr warme Phase einstellte, wurden bereits viele Pilze
im Wald beobachtet. Die Gleichung ?Verregneter Sommer = gutes
Pilzwachstum? ist unter Pilzsammlern durchaus bekannt.

Die Hauptsaison für Speisepilze umfasst typischerweise den Zeitraum
von Ende Juli/Anfang August bis zum Oktober, manchmal auch noch bis
zum November. Nachdem Pilzsammler schon im August reiche Beute machen
konnten, stellte sich pünktlich zum Beginn des meteorologischen
Herbstes am 1. September 2017 eine herbstlich geprägte Phase ein.
Diese dauerte mit wenigen Abstrichen fast den gesamten Monat an. So
sind in der Monatsbilanz für den September ein Plus von 13 % beim
Regen (wiederum im Vergleich zur Referenzperiode) und ein Minus von
0,6 Grad bei der Temperatur ausgewiesen.

Pilze lieben jedoch nicht nur die Feuchtigkeit, sondern auch die
Wärme. Und die kam vor allem mit Hoch "Tanja", das ab dem 11. Oktober
2017 auf den Europa-Wetterkarten analysiert wurde. Das Hoch
schaufelte dabei zunehmend sehr warme Luft aus subtropischen Gefilden
oder sogar aus der Sahara zu uns, sodass die Höchsttemperaturen
häufig noch einmal sommerlich waren und vielerorts mehr als 25 Grad
betrugen. Mehr als 30 Grad und damit ein (meteorologisch) heißer Tag
wurde aber nirgendwo verzeichnet. So eine Hitze wäre den Pilzen auch
nicht zuträglich gewesen.

Im Oktober herrschten demzufolge fast optimale Bedingungen für das
Pilzwachstum (und nebenbei bescherte der "Goldene Oktober" übrigens
auch den Biergartenbesitzern bestes "Pils-Wetter"). Zwar ist es
inzwischen wieder etwas kühler geworden, den Pilzen geht es jedoch
erst an den Kragen, wenn es Frost gibt. Davon wurden wir in diesem
Herbst bisher weitgehend verschont, auch Bodenfrost trat höchstens
sporadisch mal auf.

Wer also noch Pilze sammeln möchte, kann das aktuell noch gut tun. Es
sei aber bemerkt, dass dabei die große Gefahr besteht, dass man statt
essbarer Pilze einen giftigen Pilz mitnimmt! Es gibt nämlich zu
vielen essbaren Pilzen ein giftiges Gegenstück, das dem ungiftigen
Pilz zum Verwechseln ähnlich sieht. Weil Pilze außerdem als Lebewesen
gelten, die oft eine Symbiose mit einem Baum eingehen, sollte man nur
solche Pilze sammeln, bei denen man bei der Bestimmung bezüglich der
Giftigkeit wirklich sicher ist - oder sich Rat bei einem Experten
einholen. Zudem ist es in den meisten Bundesländern untersagt, mehr
als ein Kilo Pilze pro Tag und Person aus dem Wald zu holen!

Und wie geht es mit dem Pilz-Wetter weiter? Für die nächste Woche
kündigt sich ein weiterer Temperaturrückgang an, wobei die
Frostwahrscheinlichkeit in den Nächten langsam ansteigt. Viele
Pilzarten erleiden bei Frost einen irreparablen Schaden, der sich an
verfärbten Huträndern oder matschigen Stellen zeigt. Das Eiweiß wird
an diesen Stellen durch den Frost und das nachfolgende Auftauen
zersetzt, ein Verzehr solcher geschädigter Pilze ist eindeutig nicht
zu empfehlen!

Wer sich nach dem möglichen Frost in der kommenden Woche weiterhin
auf Suche begeben möchte, hat aber immer noch Chancen auf das Finden
von Pilzen. So muss die Suche selbst bei Frost und Schnee nicht
erfolglos bleiben. Es gibt einige Arten wie die Austernseitlinge, die
Judasohren und die Samtfußrüblinge (siehe Grafik), die im
winterlichen Wald bei Schnee und Eis gefunden werden können, auch
wenn sie dann rar sind.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.10.2017

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