DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-10-2017 09:00
SXEU31 DWAV 230800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 23.10.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HF z, Übergang zu W a
An den Alpen noch Dauerregen, sonst vorerst wahrscheinlich keine markant zu
bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt Deutschland im Bereich eines diffusen Höhentroges, der wenig
dynamische Antriebe liefert. Dieser Trog wird zudem durch ein Hoch über
Fennoskandien und dem Nordmeer blockiert, so dass ein Austropfen nach Südeuropa
einsetzt. Das mit dem Trog korrespondierende und zunächst noch wetterwirksame
Bodentief verlagert sich von der Deutschen Bucht zu den Dänischen Inseln. An
dessen Südflanke frischt der Wind auf, so dass an der Nordsee und von dort auch
etwas weiter landeinwärts Windböen auftreten. Unmittelbar an der Nordsee ist
zudem Starkregen (mehr als 20 mm innerhalb von 6 Stunden) nicht ganz
auszuschließen.
Bedingt durch eine Zyklogenese über Südosteuropa (die durch den o.g.
Austropfprozess noch einmal etwas "angefeuert" wird) können hierdurch induzierte
Aufgleitprozesse (natürlich in deutlich abgeschwächter Form) auf die
Alpennordseite übergreifen. Zudem kommt es durch die nördliche Anströmung der
Alpen zu staubedingten Niederschlägen, so dass dort die Dauerregenlage bestehen
bleibt. Bis Dienstagfrüh kommen dort zum bereits gefallenen Niederschlag noch
einmal 20 bis 40 mm hinzu. Aufgrund der geringen Niederschlagsintensität kommt
dort nur das 72-std. Kriterium zum Ansatz.
Im Tagesverlauf greift auf die Nordsee ein breiter Höhenrücken über, der von
Warmluftadvektion überlaufen wird. Hierdurch kommen von Nordwesten und Westen
her erneut Niederschläge auf, ohne dass aber Warnschwellen erreicht werden.
Diese erfassen später den gesamten Norden und auch Teile der Mitte.
Wolkenlücken dürften heute die große Ausnahme bleiben, so dass nur
Tageshöchsttemperaturen zwischen 8 und 14 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Dienstag schwenkt der Höhenrücken nach Südosten und greift auf
Deutschland über. Das korrespondierende Bodenhoch weitet sich von der Iberischen
Halbinsel nach Süddeutschland aus, so dass sich dort eine schwachgradientige
Lage einstellt. Aufgrund der meist vorherrschenden starken Bewölkung sollte
jedoch die Nebelneigung gering bleiben. Andauernde Warmluftadvektion hält eine
leichte Niederschlagstätigkeit aufrecht. Da an den Alpen die Anströmung aus
nördlichen Richtungen (an der Vorderseite des Höhenrückens) bestehen bleibt,
kann dort von einer Andauer der staubedingten Niederschläge (mit geringen
Niederschlagsintensitäten) ausgegangen werden.

Dienstag... regeneriert sich, gestützt durch weitere Warmluftadvektion, der
Höhenrücken in seinem westlichen Teil, wodurch sich über dem Vorhersagegebiet
eine antizyklonale und zunächst westliche Strömung einstellt. In diese läuft die
Warmfront eines Tiefs bei Island herein, wodurch nach einem vorübergehenden
Nachlassen von Nordwesten und Westen her erneut Niederschläge einsetzen. Dabei
ist auch wieder kräftige Warmluftadvektion mit im Spiel.
Der Osten wird von diesen Niederschlägen wahrscheinlich noch nicht erfasst, in
der Mitte und im Süden hält sich der Einfluss eines Hochkeils (der mittlerweile
Anschluss an das über Westrussland liegende Hoch gefunden hat), so dass dort nur
geringe Niederschläge zu erwarten sind. Mit dem Übergreifen des Höhenrückens auf
den Alpenraum sollte dann auch auf der Alpennordseite der Regen aufhören, so
dass dann die dort noch gültigen Warnungen aufgehoben werden können.
Im Norden geht das Übergreifen der Warmfront mit einer Gradientzunahme einher.
Allerdings reicht es nur an einigen Küstenabschnitten der Nordseeküste für
Windböen und auf dem Brockenplateau vielleicht für stürmische Böen. Mit dem
Übergreifen der Warmfront geht im Westen und in tieferen Lagen
Südwestdeutschlands ein Temperaturanstieg auf 12 bis 16 Grad einher. Höhere
Maxima sind aufgrund der meist geschlossenen Bewölkung eher unwahrscheinlich. In
den anderen Gebieten sind 9 bis 14 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Mittwoch wird durch einen markanten, relativ weit nördlich sich
verlagernden Trog eine Skagerrak-Zyklogenese induziert. Dies lässt die Warmfront
mit ihren Niederschlägen rasch und weniger schleifend als bisher auf den
Nordosten Deutschlands übergreifen. Zudem erfolgt an der Südflanke des
Skagerrak-Tiefs eine weitere leichte Gradientzunahme, so dass an der gesamten
Küste Windböen, an der Nordsee stürmische Böen und an der nordfriesischen Küste
sowie auf dem Brocken Sturmböen auftreten können.
Nach Süden hin bleibt es gradientschwach, so dass sich, falls es dort aufklaren
sollte, relativ rasch Nebel bilden kann.

Mittwoch... wird das o.g. Tief vom Skagerrak nach Mittelschweden gesteuert und
beginnt die mitteltroposphärische Strömung leicht zu deformieren, woraus sich
über dem Vorhersagegebiet eine west- nordwestliche, aber noch leicht
antizyklonal gekrümmte Strömung ergibt. In diese Strömung läuft die Kaltfront
des o.g. Tiefs herein und verlagert sich schleifend bis etwa zu einer Linie
Spreewald - Niederrhein. Von der Wetterwirksamkeit hat die Kaltfront nicht viel
zu bieten, im Frontbereich kommen nur wenige Millimeter Niederschlag zusammen.
Allerdings frischt dann auch an der Ostsee der Wind noch etwas auf, vielleicht
auch mit stürmischen Böen in exponierten Küstenlagen, bevor an der Nordsee und
zum Abend hin auch an der Ostsee der Gradient auffächert und der Wind abflaut.
Nach Südwesten und Süden hin sind Auflockerungen wahrscheinlicher als an den
beiden Tagen zuvor (falls sich nicht in der Nacht zum Mittwoch teils dichter
Nebel gebildet hat, der sich dann nur zögernd auflösen dürfte). Da aber auch in
den anderen Gebieten eher nur geringe Niederschläge zu erwarten sind und zudem
durch den Gradienten Durchmischung zu erwarten ist, kann landesweit von einem
Temperaturanstieg auf 14 bis 19, in tieferen Lagen Südwestdeutschlands mit Hilfe
der Sonne auf 20 Grad ausgegangen werden.
In der Nacht zum Donnerstag bahnt sich über dem Azorenraum die Entwicklung von
einem Tiefdruckkomplex an, was die über der Mitte Deutschlands schleifende Front
als Warmfront rückläufig werden lässt. In deren Bereich hält sich noch
mehrschichtige Bewölkung. Für einige Millimeter Niederschlag sollte es jedoch
nur in den Staulagen der Mittelgebirge reichen. Dynamische Antriebe lassen sich
nicht finden.
Nach Norden hin bleibt aufgrund der Nähe zur Frontalzone der Gradient noch
bestehen, wodurch weiterhin an einigen Küstenabschnitten Windböen auftreten
können.
Nach Süden hin dürfte sich nach vorübergehendem Aufklaren verbreitet teils
dichter Nebel bilden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Auch hinsichtlich der Dauerregensituation an den Alpen werden die oben
getroffenen Aussagen weitgehend gestützt. COSMO-LEPS und auch GFS als
deterministisches Modell lassen an den Alpen noch geringfügig höhere
Niederschlagssummen (bis Dienstagmittag exponiert 45 bis 50 mm) zu. Die dort
aktuell laufenden Warnungen müssen deshalb nicht geändert werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann