DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-10-2017 09:00
SXEU31 DWAV 200800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 20.10.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz

An der Nordsee und im Bergland stürmische Böen, im Norden heute kurze Gewitter
mit stürmischen Böen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegen wir in einer westlichen bis südwestlichen Strömung, die mit
Übergreifen eines Troges zunehmend zykonaler wird. Das korrespondierende Tief am
Boden hat den Südosten Englands erreicht, es schwächt sich nun zusehends ab und
wandert Richtung mittlere Nordsee. Die zugehörigen Ausläufer haben den Westen
Deutschlands erreicht und ziehen ostwärts, wobei die Doppelstruktur (A Format 03
UTC) verschwindet, da die vorlaufende Front eingeholt wird. Letztlich überquert
uns also ein Tiefausläufer mit Regen, der aber den äußersten Süden/Südosten und
Osten tagsüber noch nicht erreicht. Die Nebelfelder, die sich im Süden und im
Nordosten gebildet haben, dürften sich vor allem im Südosten nur langsam
auflösen, was bis weit in den Vormittag hinein dauern dürfte.

Präfrontal gelangt in den Osten und Südosten eine sehr milde Luftmasse
subtropischen Ursprungs, in der mit Einstrahlung gebietsweise die 20 Grad-Marke
übertroffen wird. Rückseitig wird eine kühlere, bei weitem aber nicht kalte
Meeresluftmasse herangeführt, in der es im Nordwesten zu 15 bis 17 Grad reichen
dürfte. Nicht zuletzt die Labilisierung durch den nachfolgenden Trog (T500 < -20
Grad) ermöglicht im Norden einzelne Gewitter. Die Cape Werte liegen teilweise
bei mehr 300 J/kg, da durch positive Vorticityadvektion auch markant Hebung
simuliert wird und auch Scherung vorhanden ist, wären auch organisierte
Strukturen wie eine Gewitterlinie denkbar, ob es dazu kommt ist angesichts der
Jahreszeit mehr als fraglich; für einzelne Gewitter mit stürmischen Böen sollte
es aber reichen.
Auch sonst nimmt der Gradient vorübergehend zu. Dabei sind exponiert in den
westlichen Landesteilen und an der Nordsee Windböen zu erwarten. Im Bergland
sind stürmische Böen oder vereinzelt Sturmböen nicht ausgeschlossen.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der Höhentrog unter Abschwächung über den
Norden hinweg nach Osten, während der Tiefausläufer den Osten überquert, im
Südosten aber noch schleifend zurückhängt. Entsprechend fällt dort ab und zu
noch schauerartiger Regen, im Norden werden unter dem Trog Schauer ausgelöst,
die aber von Westen her nachlassen. Da der nachfolgende Rücken von
Warmluftadvektion überlaufen wird, lockert es nur vorübergehend stärker auf und
die Nebelneigung hält sich kommende Nacht in Grenzen.
Der Gradient fächert weiter auf und es sind größtenteils keine Windwarnungen
mehr nötig. Anfangs kann es an der Nordsee noch einzelne Bft 7 aus Süd geben,
auch auf einigen exponierten Bergen sind stürmische Böen zu erwarten, bevor zum
Morgen ganz im Westen der Wind langsam wieder auffrischt, da das nächste
Frontensystem vor der Haustür steht.

Samstag... steht ganz im Zeichen eines umfangreichen Sturmtiefs über
Nordwesteuropa. Das Bodentief verlagert seinen Schwerpunkt unter leichter
Abschwächung über die Irische See in Richtung Nordsee und lenkt eine
Okklusion/Kaltfront im Tagesverlauf in den Westen Deutschlands. Von daher
verdichtet sich die Bewölkung im Westen weiter und es setzt meist leichter Regen
ein, der sich bis zum Abend in den Osten und Südwesten Deutschlands ausbreitet.

Präfrontal bleibt es in Südbayern noch bis zum Abend trocken, postfrontal
lockert die Bewölkung im Westen am Nachmittag auf, einzelne Schauer (besonders
im Nordseeumfeld) sind jedoch weiterhin zu erwarten. Der Druckgradient nimmt
zwar über dem Nordwesten zu, allerdings ist die niedertroposphärische Schichtung
neutral bis leicht stabil, sodass nur über dem Westen Windböen Bft 7, im
Hochschwarzwald einzelne stürmische Böen Bft 8 aus Südwest erwartet werden. Die
Höchstwerte liegen zwischen 14 und 18 Grad, im Süden um 20 Grad.

In der Nacht zum Sonntag weitet sich ein markanter Höhentrog über Frankreich
nach Süden und zunehmend auch auf den Westen Deutschlands aus. Die begleitende
Okklusion zieht weiter nach Osten und erfasst mit länger anhaltendem Regen den
Osten und Süden Deutschlands. Postfrontal über dem Westen und Nordwesten lockert
die dichte Bewölkung vorübergehend stärker auf, bevor sie im Verlauf der Nacht
im Westen wieder zunimmt. Besonders im Nordseeumfeld sind weitere Niederschläge
zu erwarten. Die Annäherung des Troges wird von einer Verstärkung des
Geopotential- und Druckgradienten begleitet, wobei sich ein strammer West- bis
Südwestwind mit rund 35 kt in 850 hPa auf den gesamten Westen und die Mitte
Deutschlands ausweitet. Im Tiefland weht daher mäßiger Südwestwind, der im
Nordwesten sowie in bei Südwestwind anfälligen Regionen zeitweise böig
auffrischt.
Besonders im Bergland und auf den Nordfriesischen Inseln ist die
Windverschärfung in Form von stürmischen Böen (Bft 7 bis 8), auf dem Brocken in
Form von Sturmböen Bft 9 zu erkennen. Nach ICON wären an der nordfriesischen
Küste sogar Sturmböen Bft 9, auf dem Brocken schwere Sturmböen Bft 10 drin. Die
Tiefstwerte liegen zwischen 12 und 7 Grad.


Sonntag... liegt ganz Deutschland unter dem umfangreichen Höhentrog mit 500 hPa
Temperatur von -20 bis -25 Grad. Gleichzeitig verlagert sich das über der
Nordsee liegende und sich allmählich auffüllende kräftige Bodentief nur
geringfügig nach Nordosten. Deutschland liegt in einer zyklonal geprägten
Strömung, in der die teils dichte Bewölkung zeitweise auflockert. Wiederholt
sind abgesehen vom Osten Schauer zu erwarten, südlich der Donau, vor allem am
Alpenrand regnet es für längere Zeit.

Besonders in Nordseenähe können einzelne kurze Gewitter nicht ausgeschlossen
werden. Dank eines weiterhin kräftigen Luftdruckgradienten und einer gut
durchmischten niedertroposphärischen Luftmasse sind abgesehen vom Osten und
Süden wiederholt Böen Bft 7 aus West bis Südwest zu erwarten mit
Sturmböenpotential im Bergland (Bft 8 bis 9). Mit Drehen der Strömung auf
Südwest bis West erreicht eine kühlere, maritim geprägte Luftmasse Deutschland,
wobei die Höchstwerte deutschlandweit auf Werte von 11 bis 15 Grad, im Bergland
auf rund 8 Grad zurückgehen.
In der Nacht zum Montag kommt es im Trogbereich zu weiteren schauerartigen
Regenfällen, die dank aufkommender Staukomponente auf der Trogrückseite an den
Alpen länger anhalten können. Die Schneefallgrenze sinkt bei T850 von 0 bis -1
Grad an den Alpen und in den östlichen Mittelgebirgen auf 1000 bis 1200m.
Während damit in Hochlagen über 1500m Schneefallwarnungen in Frage kommen,
könnte sich der Niederschlag in einigen Staulagen am Alpenrand auf an die 30 mm
in 24 Stunden akkumulieren.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren grundsätzlich eine ähnliche Entwicklung.
Detailunterschiede sind kaum warn- oder prognoserelevant.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner