DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-10-2017 09:00
SXEU31 DWAV 170800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 17.10.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW a
Ruhige Hochdruckrandlage. Heute an der Nordfriesischen Küste und auf dem
Brockenplateau einzelne stürmische bzw. Sturmböen nicht ganz auszuschließen. Ab
heute Abend auch dort abflauender Wind. Ansonsten vorerst wahrscheinlich keine
markant zu bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt Deutschland am Rande eines Bodenhochs, das sich über
Südosteuropa etabliert hat. Dieses Hoch wird durch einen breiten Rücken
gestützt, woraus sich eine südwestliche, antizyklonal gekrümmte Strömung ergibt.
Bedingt durch die geringen Luftdruckgegensätze konnte sich erneut verbreitet
Nebel bilden, der sich nur zögernd auflösen wird.
Im Tagesverlauf wird in die über Südskandinavien verlaufende Frontalzone das aus
dem Ex-Hurrican "Ophelia" hervorgegangene Tief integriert. Die schwache
Kaltfront dieses Tiefs greift auf den äußersten Norden Deutschlands über, bringt
dort aber nur mehrschichtige Wolkenfelder sowie ein paar Tropfen Regen und hält
aber den Gradienten aufrecht, so dass im nördlichen Schleswig-Holstein weiterhin
mit Windböen zu rechnen ist; an der Nordfriesischen Küste können stürmische Böen
nicht ganz ausgeschlossen werden. Auch auf dem Brockenplateau zeigt die Nähe der
Frontalzone mit einzelnen Sturmböen Wirkung.
Aufgrund der Lage des Bodenhochs und der hieraus resultierenden schwachen
südwestlichen bodennahen Windkomponente sollte sich der Nebel weitgehend
auflösen. Ohnehin ist die feuchte Grundschicht nur sehr flach. Im Osten und
Süden steht somit einer nahezu ungehinderten Einstrahlung nicht viel im Wege.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 20 bis 25, im Nordwesten und unmittelbar
an der See 16 bis 20 Grad.
Mit der Auffüllung dieses Tiefs wird der Gradient auseinandergezogen, so dass ab
dem Abend der Wind auch im äußersten Norden merklich abflaut und danach
voraussichtlich keine Warnungen mehr erforderlich sind.
In der Nacht zum Mittwoch tropft über dem nahen Ostatlantik ein Trog aus, wobei
sich das resultierende Cut-Off-Tief nach Galizien verlagert. Das
korrespondierende Bodentief (was vielmehr eine offene Welle ohne abgeschlossene
Isobaren ist) gelangt in die Biskaya und lässt die über dem äußersten Norden zur
dänischen Grenze hin schleifende Kaltfront als Warmfront rückläufig werden.
Hierdurch können sich die Niederschläge ganz im Norden etwas intensivieren, ohne
dass Warnschwellen auch nur annähernd erreicht werden.
Im Osten und im Süden bleiben die Luftdruckgegensätze gering, so dass sich
erneut verbreitet Nebel bilden kann oder sich noch vorhandene Nebelfelder
verdichten.

Mittwoch... zieht sich das Bodenhoch weiter nach Südosten zurück. Auch von dem
Höhenrücken, der dieses Hoch bisher gestützt hatte, ist nicht mehr viel übrig.
Die Welle, die sich durch den o.g. Abtropfprozess bilden konnte, wird zur
Bretagne gesteuert, ohne dass über Mitteleuropa der Gradient ein wenig zunimmt.
Immerhin werden die Niederschläge an der Warmfront dieser Welle nach Norden
herausgedrückt.
Der Gradient ist derartig schwach, so dass wahrscheinlich keine Windwarnungen
erforderlich werden. Allerdings werden sich Nebel und Hochnebel nur sehr zögernd
auflösen. Ist dies der Fall, sind in der Mitte und im Süden längere sonnige
Abschnitte zu erwarten. In einigen Tallagen und Niederungen Süd- und
Südostdeutschlands (Donauniederung, Bodenseeregion, zum Teil auch Ober- und
Hochrhein) kann sich ganztägig der Nebel halten.
Die fortschreitende Alterung der Luftmasse lässt nicht mehr ganz so hohe
Temperaturmaxima zu. Für einen Sommertag sollte es nicht mehr reichen, aber
Höchstwerte zwischen 18 und 23 Grad und um 16 Grad im Küstenbereich sind dennoch
für Mitte Oktober beachtlich.
In der Nacht zum Donnerstag bleibt die antizyklonale Südwestlage bestehen. Im
Osten und Südosten dürfte sich daher erneut verbreitet Nebel bilden. Nach Westen
hin macht sich eine leichte Gradientzunahme bemerkbar, so dass dort die
Nebelneigung eher gering ist. Für warnrelevante Windböen reicht es jedoch nicht.


Donnerstag... erfolgt über den Britischen Inseln eine kräftige Zyklogenese. Das
hieraus resultierende Sturmtief liegt entwicklungsgünstig unter der Vorderseite
eines markanten Troges und wird bis zum Abend nach Wales gesteuert.
Kompensierendes Absinken lässt von dem vorherigen Frontensystem (das an die
weiter oben beschriebene Welle gekoppelt war) nicht mehr viel übrig. Die Reste
hiervon greifen auf den Nordwesten und Westen mit mehrschichtiger Bewölkung
über. Ein paar Tropfen Regen sollte es jedoch nur in Küstennähe geben. Im
Nordwesten und Westen setzt zwar eine Gradientzunahme ein, aber warnrelevante
Böen sind allenfalls in anfälligen Berglagen der westlichen Mittelgebirge
vorstellbar.
Im Süden und Osten bleibt es relativ gradientschwach, so dass sich wie an den
Tagen zuvor Nebel und Hochnebel nur sehr zögernd auflösen; in einigten Tallagen
und Niederungen kann es auch ganztägig neblig-trüb bleiben. Gegenüber den
Vortagen ist keine wesentliche Temperaturänderung zu erwarten. In Gebieten mit
zähem Nebel werden jedoch kaum 14 Grad erreicht.
In der Nacht zum Freitag greift die Kaltfront des Sturmtiefs über den Britischen
Inseln auf den Nordwesten und Westen Deutschlands über. Mit dieser Front kommen
schauerartige Niederschläge auf; allerdings sind nur wenige Millimeter Regen zu
erwarten. Ob es hierzu kommt, ist ohnehin noch nicht sicher. Vorstellbar ist
auch, dass durch eine erneute Sturm-Zyklogenese über dem nahen Ostatlantik dem
Tief über den Britischen Inseln Energie entzogen wird, so dass die Fronten
dieses Tiefs austrocknen, ohne Deutschland zu erreichen. Oder es bildet sich an
der Front eine Welle, was ebenfalls eine Verzögerung bedeuten würde. Aber
immerhin verschärft sich der Gradient, so dass für die Hochlagen der westlichen
und südwestdeutschen Mittelgebirge sehr wahrscheinlich mit Wind- und exponiert
vielleicht auch mit einzelnen stürmischen Böen zu rechnen sein wird.
Der Südosten wird von dieser Gradientzunahme noch nicht erfasst, so dass sich
dort erneut Nebel bilden kann bzw. noch vorhandene Nebelfelder sich wieder
verdichten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bis Donnerstagabend zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend ähnliche
Entwicklung. Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine
prognoserelevanten Unterschiede ableiten.
Unsicherheiten bestehen in der Nacht zum Freitag in Bezug auf das Übergreifen
frontaler Prozesse. Hier zeigt EZMW (12 UTC) gegenüber ICON eine leicht
verzögerte Variante, was durch eine mögliche Wellenbildung über Mittelfrankreich
bedingt sein kann. GFS lässt diese Welle weiter östlich, d.h. über die
westlichen Mittelgebirge hinweg, nach Norden ziehen. Demnach greifen nach GFS
die Niederschläge am weitesten ostwärts über. Zudem sind die Vorhersagen für
diesen Zeitraum noch sehr inkonsistent, so dass noch keine eindeutige Aussage
getroffen werden kann.
Die Aussagen hinsichtlich der Windentwicklung werden jedoch von
probabilistischen Verfahren gestützt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann