Thema des Tages

09-10-2017 14:40

Hurrikan NATE: Glück im Unglück für die US-Golfküste

In der Nacht zum Sonntag ist Hurrikan NATE mit seinem Zentrum im
Bereich der Mississippimündung auf die US-Golfküste getroffen und zog
im weiteren Verlauf unter Abschwächung zu einem Tropensturm über die
Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama nach Tennessee und
Kentucky. Dort "degenerierte" NATE heute (Montag) früh zu einem
tropischen Tief, um sich auf seinem weiteren Weg in den zentralen
Osten und Nordosten der USA schließlich zu einem außertropischen Tief
umzuwandeln.


NATE ist bereits der neunte Hurrikan der laufenden Atlantiksaison,
die damit bereits jetzt die aktivste seit 2012 ist. Noch
außergewöhnlicher ist die Tatsache, dass diese neun Hurrikane
unmittelbar aufeinander folgten, ohne dass zwischendurch ein
schwächerer tropischer Sturm diese Reihe unterbrechen konnte. Eine
solch lange, ununterbrochene Reihe von Hurrikanen gab es seit 1893
nicht. Darüber hinaus trafen zum ersten Mal seit 2008 in einer Saison
drei Hurrikane (NATE, MARIA und HARVEY) direkt auf das
US-amerikanische Festland. Es lässt sich also festhalten, dass die
laufende atlantische Hurrikansaison in vielerlei Hinsicht besonders
ist.


Eine meterhohe Sturmflut an der Küste, Überschwemmungen durch
sintflutartige Regenfälle bis weit ins Landesinnere und Sturm sowie
Tornados sorgten zwar für einiges an Schaden, die Bewohner der
betroffenen US-Südstaaten können sich aber glücklich schätzen, dass
es nicht schlimmer gekommen ist. Denn NATE war während seines Weges
über den Golf von Mexiko nach Norden Richtung US-Küste nicht in der
Lage eine geschlossene "Eyewall" (auf deutsch: Augenwand) zu bilden.
Darunter versteht man einen Ring von kräftigen und sehr
hochreichenden Schauer- und Gewitterwolken, der das typischerweise
eher wolkenarme Auge des Hurrikans umgibt. Eine sich entwickelnde,
geschlossene Eyewall markiert in der Regel den Beginn einer raschen
Intensivierung des tropischen Wirbelsturms, wobei die höchsten
Windgeschwindigkeiten unter eben jenem "Gewitterring" auftreten. Da
dieser Prozess bei NATE entgegen vieler Prognosen ausblieb, ging er
schließlich "nur" als Hurrikan der niedrigsten, ersten Kategorie an
Land.


Nicht vergessen sollte man aber an dieser Stelle, dass NATE als
tropischer Sturm an anderer Stelle durchaus für schlimme Auswirkungen
gesorgt hat. In Mittelamerika, von Panama bis Honduras, forderten
insbesondere Erdrutsche und Sturzfluten als Folge heftiger Regenfälle
auf bereits wassergesättigte Böden mindestens 38 Menschenleben.


Offiziell läuft die atlantische Hurrikansaison noch bis Ende
November, bevor sich die Voraussetzungen für die Entwicklung
tropischer Wirbelstürme anschließend signifikant verschlechtern. Es
ist also davon auszugehen, dass sich die Zahl der tropischen Stürme
und Hurrikane in der von Fachleuten bereits als "hyperaktiv"
bezeichneten Saison noch weiter erhöht. Bleibt zu hoffen, dass diese
potentiellen Stürme reine "Fischstürme" bleiben und keine bewohnten
Gebiete mehr bedrohen.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.10.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst