DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-09-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.09.2017 um 10.30 UTC



Unter Tiefdruckeinfluss wechselhaft und teils windig, genaue Entwicklung in
Bezug auf Regen und Wind unsicher.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 04.10.2017


Zu Beginn der Mittelfrist am Samstag steht dem noch recht kräftigen
Hochdruckgebiet über Osteuropa eine recht umfangreiche Tiefdruckzone über dem
Atlantik und Westeuropa gegenüber. Damit wird der Westen bis in die Mitte
bereits vom okkludierende, wellenden Frontensystem beeinflusst. Aufgrund der
recht langsamen Verlagerung kann es gebietsweise zu kräftigeren bzw. andauernden
Regenfällen kommen.

Am Sonntag kann der westeuropäische Langwellentrog vollends auf Deutschland
übergreifen, das Osteuropahoch verliert seinen Einfluss auch auf den Osten
Deutschlands. Die Umstellung der Wetterlage auf eine zyklonale Westlage ist
geschehen. Außerdem greift im Tagesverlauf des Sonntages von Westen bereits das
Frontensystem des nächsten, kräftigeren Tiefdruckgebietes mit Zentrum bei den
Shetland-Inseln auf Deutschland über. Damit geht außerdem eine deutliche
Gradient- und damit Windzunahme einher. Die Temperaturen bleiben auf einem der
Jahreszeit entsprechendem Temperaturniveau.

Am Montag verlagert sich das Tief von den Shetlands in Richtung Südskandinavien,
die zugehörige Front orientiert sich zunehmend strömungsparallel und verlagert
sich daher nur sehr zögerlich gen Süden/Südosten. Daher kann es voraussichtlich
insbesondere über den mittleren Landesteilen andauernd und kräftig regnen. Der
Gradient ist weiterhin kräftig.

Am Dienstag verlagert sich die Trogachse auf die östlichen Landesteile, zudem
gelangen wir auf die Rückseite des Bodentiefs. Damit dreht die Strömung auf
Nordwest und die Front erreicht auch die Alpen. Dort könnte sich eine gewisse
Stausituation einstellen. Mit der aus nördlichen Richtungen einfließenden,
kühleren Meeresluft stellt sich Schauerwetter mit einzelnen Gewittern ein.

Am Mittwoch gelangt Deutschland allmählich auf die Trogrückseite und von Westen
steigt der Druck allmählich an. Allerdings kommt es im Norden und Osten im
Zustrom höhenkalter Luft zu weiteren Schauern und Gewittern und nach Süden,
insbesondere an den Alpen, ist noch eine gewisse Staukomponente wirksam. Dort
kann es auch noch regnen.

In der erweiterten Mittelfrist tropft der Trog östlich von uns Richtung
Balkan/Adria ab und kann dann den Alpenraum und eventuell auch das Alpenvorland
mit Niederschlägen beeinflussen. Sonst dominiert ein Höhenkeil, dessen Achse
sich von der Iberischen Halbinsel in Richtung Nordsee und Südskandinavien
erstreckt. Dazu gibt es ein korrespondierendes Bodenhoch mit Schwerpunkt über
Westeuropa. Damit sollte vor allem im Westen und Nordwesten weitgehend ruhiges
Herbstwetter vorherrschen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Montag ist die Konsistenz der vorliegenden EZMW-Läufe,
abgesehen von kleineren Phasenunterschieden, recht gut. Die Lösung, dass der
ex-Hurrikane Maria in deutlich abgeschwächter Form als Randtief in Richtung
Mittelmeer zieht und damit unser Wetter nicht unmittelbar beeinflusst, wird
beibehalten. Allerdings bestehen dabei durchaus noch Unsicherheiten und
Überraschungspotenzial. Die Konsistenz nimmt ab Dienstag peu à peu ab.

In der erweiterten Mittelfrist nehmen die Unsicherheiten weiter zu: während im
gestrigen 12-UTC-Lauf eine Fortsetzung des zyklonalen Westlage auf dem Programm
stand, wartet der aktuellste EZMW-Lauf mit einer Umstellung auf eine eher
antizyklonale Nordlage auf.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Globalmodelle, namentlich ICON und GFS, simulieren die Umstellung
auf die zyklonale Westlage sehr ähnlich, allerdings etwas langsamer als EZMW. Zu
Beginn der kommenden Woche am Montag werden von den betrachteten Modellen keine
prognoserelevanten Unterschiede angeboten.

Am Dienstag und Mittwoch weicht allerdings GFS zunehmend stärker von der EZMW-
und ICON-Lösung ab. Während ICON und EZMW eine zyklonale Nordwestlage anbieten,
setzt GFS auf eine zunehmend antizyklonal geprägte Grundströmung. Der Trog wird
deutlich schwächer/flacher und damit das Bodentief deutlich weiter nördlich
vorhergesagt und von Süden steigt der Druck. Es bildet sich ein Hochdruckgebiet
mit Schwerpunkt über Frankreich und dem Süden Deutschlands, danach würde sich
das Wetter deutlich beruhigen.

Demnach ist die Wetterentwicklung ab Dienstag/Mittwoch noch als unsicher
einzustufen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse für den ersten Prognosezeitraum für Samstag und Sonntag (+72
bis +96 h) liefert 4 Cluster mit 20, 14, 13 und 4 Membern. Allerdings lassen
sich für unseren Vorhersagezeitraum kaum prognoserelevante Unterschiede
feststellen. Der Hauptlauf wird in Cluster 3, der Kontrolllauf in Cluster 1
einsortiert. Gekennzeichnet ist die Lage durch das noch recht kräftige,
hochreichende, aber allerdings langsam an Einfluss verlierende Hoch über
Osteuropa und dem gegenüberstehenden Tiefdruckkomplex bzw. Trog, der sich
Mitteleuropa nähert.
Im Folgezeitraum von Montag bis Mittwoch (+120 bis +168 h) werden ganze 6
Cluster angeboten (12, 12, 9, 9, 5 und 4 Member). Sowohl der Haupt- als auch der
Kontrolllauf werden in Cluster 2 eingeordnet. Es zeigen sich einige Unterschiede
in der Ausprägung und Positionierung des Troges, der von Westen auf Deutschland
übergreift, die Mehrheit der Member geht aber in Richtung der Lösung des
deterministischen Laufes, also zyklonal geprägt, zunächst in einer westlichen,
später nordwestlichen Strömung. Cluster 6 mit lediglich 4 Membern geht aber z.B.
etwas in Richtung GFS mit einer sich von Süden aufbauenden Hochdruckzone.
In der erweiterten Mittelfrist von Donnerstag bis Samstag (+192 bis +240 h)
werden 5 Cluster (16, 13, 9, 7 und 6 Membern; Haupt- und Kontrolllauf in Cluster
3) angeboten. Hierbei werden durchaus sehr unterschiedliche Lösungen
dargestellt, die an dieser Stelle nicht alle diskutiert werden. Es zeigt sich
halt, dass die Entwicklung noch sehr unsicher ist.

Diese Unsicherheiten bereits ab Montag zeigen sich auch in einem deutlich
zunehmenden Spread der Rauchfahne von Offenbach - sowohl in Bezug auf die
Temperatur in 850 hPa als auch beim Geopotenzial.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ab Sonntag bis etwa Dienstag liefern sowohl EFI als auch die EPS-Verfahren
Signale für eine deutliche Windzunahme mit recht verbreitet zu erwartenden
Windböen, an den Küsten und im Bergland Sturmböen.

Die Entwicklung bzgl. der Niederschläge ist noch unsicher, es gibt aber auch
hier sowohl beim EFI als auch beim EZMW-EPS Hinweise auf möglichen Dauerregen.
Dies beträfe am Samstag eher die Staulagen der westlichen Mittelgebirge, am
Sonntag eher den Schwarzwald oder auch den westlichen Alpenrand. Am Montag
erneut eher die mittleren Landesteile und zum Dienstag/Mittwoch dann eher wieder
Staulagen insbesondere am Alpenrand.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger