DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-09-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.09.2017 um 10.30 UTC



Unbeständig mit wiederholten Regenfällen, ab Sonntag Entwicklung hinsichtlich
Niederschlag und Wind unsicher.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 03.10.2017


Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag liegt Deutschland im Bereich eines
umfangreichen Höhenrückens, der vom Mittelmeerraum bis nach Spitzbergen reicht
und eine abgeschlossene Antizyklone über Fennoskandien und Osteuropa aufweist.
Damit verbunden ist auch im Bodenniveau ein kräftiges Hochdruckgebiet. Dem hohen
Luftdruck gegenüber steht ein Höhentrog nordwestlich der Britischen Inseln,
korrespondierend mit einem ebenfalls kräftigen Tief südlich von Island.
Ausgehend von diesem Tief greift ein erster Ausläufer von Westen auf uns über,
schwächt sich aber aufgrund des dominierenden Hochdruckeinflusses rasch ab.

Am Samstag schwenkt der Trog weiter ostwärts Richtung Nordsee. Das Bodentief
verändert seine Position kaum. Dabei greift ein weiterer Ausläufer, eingebettet
in eine Tiefdruckrinne, bereits in der Nacht auf uns über. Aufgrund des
blockierenden Hochs und einer Wellenbildung entlang der Front, kommt die Front
zunächst nur langsam ostwärts voran, sodass es gebietsweise auch mal kräftiger
regnen kann.

Am Sonntag gelangt Deutschland auf die Vorderseite des Höhentroges mit einem
abgeschlossenen Höhentief etwa über Schottland. Korrespondierend dazu entwickelt
sich im Bodenniveau ein Sturmtief. Es zieht von Schottland Richtung Nordsee und
nistet sich schließlich bis Dienstagnacht unter weiterer Intensivierung über den
Shetlands ein. Dadurch nimmt auch hierzulande der Druckgradient zu, sodass der
Wind insbesondere im Norden und in höheren Lagen zulegt. Zudem bringen die
Ausläufer des Tiefs, die uns bis Dienstagfrüh weitgehend überquert haben, teils
kräftigen Regen mit sich.

Der Höhentrog greift schließlich am Dienstag auf uns über, sodass es in der
einfließenden kühleren Meeresluft zu Schauern und einzelnen Gewittern kommt. Das
mittlerweile vor der norwegischen Küste liegende Sturmtief schwächt sich
allmählich ab, sodass der Druckgradient auch über Deutschland nachlässt.

Die beiden ehemaligen Hurrikane LEE und MARIA haben nach dem heutigen 00 UTC
Lauf des EZMW im Gegensatz zu den gestrigen Modellläufen kaum noch Einfluss auf
unser Wetter. Ex-LEE soll sich am Sonntag im Seegebiet südwestlich von Irland
auflösen und Ex-MARIA zieht am Dienstag unter deutlicher Abschwächung über die
Biskaya hinweg Richtung westliches Mittelmeer.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Wetterentwicklung in Mitteleuropa wird vom EZMW-Modell bis einschließlich
Samstag relativ konsistent vorhergesagt.

Ab Sonntag wird die Konsistenz deutlich schlechter. Grund dafür sind die zwei
ehemaligen Hurrikane (LEE und MARIA), wobei noch unsicher ist, ob insbesondere
Ex-MARIA zu Beginn der neuen Woche Einfluss auf unser Wetter nimmt.
Diesbezüglich ist die Entwicklung aber noch sehr unsicher. Während Ex-Maria nach
den gestrigen Läufen des EZMW für eine ausgewachsene Sturmlage über Deutschland
sorgen sollte, zieht sie nach dem heutigen Lauf in deutlich abgeschwächter Form
Richtung westliches Mittelmeer.

Trotz der unterschiedlichen Szenarien geht die Tendenz im mittelfristigen
Vorhersagezeitraum hin zu unbeständigem Wetter mit wiederholten Regenfällen bei
einem der Jahreszeit entsprechenden Temperaturniveau. Zur Windentwicklungen
lassen sich noch keine genaueren Aussagen treffen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zu Beginn der Mittelfrist wird die Wetterentwicklung relativ ähnlich von den
betrachteten Modellen EZMW, ICON und GFS prognostiziert. Im Detail ergeben sich
Unterschiede bezüglich des Tiefausläufers, der am Samstag auf uns übergreift.
Nach GFS und ICON ist die Rinne markanter ausgeprägt, was wiederum eine
langsamere Verlagerungsgeschwindigkeit und eine stärkere Ausprägung der
Niederschläge zur Folge hat. Dabei gibt es auch ganz lokal Hinweise auf
warnwürdige Regenmengen.

Ab Sonntag nehmen die Unterschiede zwischen den Globalmodellen deutlich zu. Das
zuvor beschriebene Sturmtief zeigen alle Modelle, allerdings ist der Tiefkern
unterschiedlich positioniert, sodass nicht nach allen Modellen mit warnwürdigen
Böen zu rechnen ist. Zudem ist die Niederschlagsentwicklung sehr unterschiedlich
ausgeprägt.

Interessant ist außerdem die Entwicklung von Ex-MARIA. Nach GFS geht sie in das
Sturmtief bei Schottland über. Nach ICON liegt sie am Dienstag als umfangreiches
Tief über Deutschland.

Dies zeigt erneut, welchen Einfluss ehemalige tropische Stürme auf die
Prognosesicherheit haben.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden drei
Cluster, wobei sich für Mitteleuropa keine signifikanten Änderungen ergeben.
Von Sonntag bis Dienstag sind sechs Cluster vorhanden, wobei alle mit Ausnahme
von Cluster 6 auf zyklonal geprägtes Wetter hindeuten. Dabei besteht weiterhin
die Möglichkeit, dass Ex-MARIA am Dienstag hierzulande für eine Sturmlage sorgt.


Die "Rauchfahne" für Offenbach zeigt ab Samstag zunächst einen leichten, ab
Montag einen deutlichen Abwärtstrend bei der Temperatur in 850 hPa und beim
Geopotential in 500 hPa, wobei ab Samstag der Spread allmählich zunimmt.
Deutlich hervor kommen die beiden Regenereignisse mit den Frontpassagen am
Samstag bzw. ab der Nacht zum Montag.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Zunächst werden keine signifikanten Wettererscheinungen erwartet. Ab Sonntag ist
die Entwicklung bezüglich Wind und Niederschlag unsicher.

Auf Basis der EZMW-EPS Ergebnisse gibt es am Montag und Dienstag verbreitet
erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Windböen, im Nordwesten und an den Küsten auch
für Sturmböen. Lokale Signale für Dauerregen gibt es am Dienstag im Schwarzwald
und im Allgäu.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger