Thema des Tages

16-09-2017 14:40

Der September und seine zwei Gesichter!

Ist denn noch Sommer - oder hat der Herbst schon das sagen? Der
September liegt zwischen den Jahreszeiten. Während der neunte Monat
des Jahres in der Meteorologie schon dem Herbst zugerechnet wird,
gehört er aus astronomischer Sicht zu großen Teilen noch dem Sommer.
Diese Unterschiede machen deutlich, dass der September als
Übergangsmonat beim Wetter durchaus sehr variabel daherkommen kann.
Ein Vergleich des bisherigen Septembers mit der ersten Monatshälfte
des letzten Jahres reicht völlig aus, um die Gegensätze aufzuzeigen.

In den ersten beiden Dekaden des September 2016 dominierte mehr oder
weniger stark ausgeprägter hoher Luftdruck das Wettergeschehen in
Deutschland. Ob Hoch "Johannes", "Karl" oder "Lukas", alle sorgten
mit nur einer kurzen Unterbrechung für viel Sonnenschein und
trockenes Wetter (vgl. beispielsweise Graphik 1, Bodenanalyse vom 12.
September 2016). Vor allem in Ostdeutschland erreichte die
Trockenheit extreme Ausmaße. Die Flusspegel sanken stark ab und
ließen eine Schifffahrt kaum noch zu. Dazu stieg deutschlandweit die
Waldbrandgefahr deutlich an. Die spätsommerliche Hitzewelle des
letzten Jahres sorgte sogar vielerorts für Temperaturen über 30 Grad.
Am Montag, den 12. September 2016 wurde beispielsweise für Bernburg
an der Saale mit einer Höchsttemperatur von 34,4 °C ein neuer
Stationsrekord für den Monat September aufgestellt. Auch andernorts
gab es teilweise neue Rekorde für die zweite Septemberdekade.
Sommerliche Temperaturen an sich sind insbesondere für die erste
Septemberhälfte keine Seltenheit, als ungewöhnlich konnte die Länge
der warmen Witterungsphase jedoch sicherlich bezeichnet werden. Erst
mit Tief "Theresia" ab dem 16. September stellte sich damals die
Wetterlage um.

Im Jahr 2017 zeigt der September nun sein anderes Gesicht. Kaum hatte
der meteorologische Herbst zum 1. September begonnen, stellte sich
die Wetterlage auf Herbst um. Wiederholt sorgten kräftige und
hochreichende Tiefdruckgebiete über Mitteleuropa für einen
wechselhaften und kühlen Wettercharakter (vgl. beispielsweise Graphik
2, Bodenanalyse vom 13. September 2017). An den Alpen sank die
Schneefallgrenze häufiger unter 1500 Meter ab. Sogar ersten
Bodenfrost brachte dieser September schon hervor. Dazu gesellte sich
mit Tief "Sebastian" auch noch der erste, für die Jahreszeit auch
recht frühe, heftige Herbststurm, der verbreitet Sturmböen oder
schwere Sturmböen, an der See und auf dem Bergen auch Orkanböen bis
150 km/h brachte.

Auch in den nächsten Tagen zeigt der diesjährige September eher seine
herbstliche Seite. Bei kühlen, teils auch sehr kühlen Temperaturen
zwischen 10 und 18 Grad bleibt es bei wiederholt auftretenden
Schauern und Gewittern sowie länger anhaltenden Regenfällen im Süden
unbeständig. Der Spätsommer macht sich also weiter rar und ist auch
mittelfristig nur bedingt zu erkennen. Mit Fortschreiten des Jahres
und somit der an Kraft verlierenden Sonne werden sommerliche
Temperaturen über 25 Grad zudem immer unwahrscheinlicher. Lokal sind
aber sogar in der letzten Septemberdekade Höchstwerte bis bzw. um 30
Grad durchaus noch möglich.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.09.2017

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