Thema des Tages

13-09-2017 14:40

Sebastian, ein stürmischer Geselle


In den letzten Jahren erfreuten wir uns in den ersten beiden
Septemberdekaden relativ häufig an warmen und sonnigen Tagen, die
meist mit beständigem Hochdruckwetter einhergingen. Dieses Jahr ist
jedoch einiges anders. Der klassische "Altweibersommer" wollte sich
bisher und wird sich auch in den nächsten Tagen nicht einstellen. Die
Witterung ist dagegen geprägt durch Tiefdruckeinfluss, der uns sehr
wechselhafte und meist kühle Tage beschert. Dabei kommt es am
heutigen Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag zu einem
turbulenten Höhenpunkt, denn das Sturmtief SEBASTIAN wird vielerorts
Sturm, im Norden stellenweise sogar Orkan bringen.



Tief SEBASTIAN, das sich ausgehend vom Ostatlantik über Irland und
Großbritannien zur Nordsee verlagerte, bringt abgesehen vom Südosten
verbreitet teils schwere Sturmböen. An den Küsten sowie in
Schleswig-Holstein muss stellenweise mit orkanartigen Böen gerechnet
werden. Dabei dürften die stärksten Böen entlang der Küste zur
Nordsee auftreten. Außerdem kommen zwischen Nord- und Ostsee Schauer
und Gewitter auf, die aufgrund des vertikalen Impulstransportes dort
örtlich zu orkanartigen Böen führen können. Aus diesen Gründen sind
für die Regionen von Ostfriesland über Bremen und Hamburg bis nach
Schleswig-Holstein Unwetterwarnungen in Kraft.



In der Mitte sowie in großen Teilen Ostdeutschlands ist der Sturm
etwas schwächer, trotzdem muss auch dort von Sturmböen oder einzelnen
schweren Sturmböen ausgegangen werden. Im Süden des Bundesgebiets
wird das Tiefdruckgebiet dagegen nur abgeschwächt mit starken oder
stürmischen Böen wahrgenommen. Naturgemäß hebt sich die Stärke der
Böen in den höheren Lagen der Mittelgebirge von jenen im Flachland
deutlich ab, sodass es dort ebenfalls zu schweren Sturmböen oder
Orkanböen kommen wird. An den Alpen stellt sich eine föhnige
Situation ein, wobei dort in den mittleren und höheren Lagen
Sturmböen wahrscheinlich sind. Besucher auf der Zugspitze müssen sich
gut festhalten, immerhin sind dort einzelne Orkanböen wahrscheinlich.




Der Höhepunkt der Windentwicklung wird im Nordwesten ab den
Mittagsstunden erwartet. Am Nachmittag und am Abend verlagert sich
das stärkste Windfeld allmählich auch an die Ostsee und nach
Mecklenburg-Vorpommern. Die Böen schwächen sich in der Nacht zum
Donnerstag zwar ab, allerdings kommt die zu SEBASTIAN gehörende
Kaltfront, die quer über der südlichen Mitte liegen wird,
vorübergehend nicht mehr weiter nach Süden voran. Dabei wird von den
Modellen gebietsweise stärkerer Regen simuliert, der stellenweise
auch die Schwelle zum Unwetter (ergiebiger Dauerregen) überschreiten
kann. Am ehesten davon betroffen ist das Saarland, die südliche
Pfalz, das nördliche Baden-Württemberg sowie Teile Frankens.
Allerdings muss bei solchen meteorologischen Randbedingungen immer
mit kleineren Überraschungen gerechnet werden.



Es gilt aber vor allem tagsüber einen weiteren Gefahrenaspekt zu
berücksichtigen: Im frühen Herbst ist die Vegetation noch überall
belaubt, daher können schon schwere Sturmböen (das sind Böen
unterhalb des Unwetterkriteriums) zu entwurzelten Bäumen führen.
Dementsprechend ist auch in jenen Gebieten erhöhte Aufmerksamkeit
notwendig, die mit einer Warnung vor Sturmböen oder vor schweren
Sturmböen versehen sind. Alle Informationen zur Wettersituation sowie
die aktuellsten Wetter- und Unwetterwarnungen finden Sie zu jeder
Zeit im Internet unter www.dwd.de sowie in unserer WarnWetter-App.
Kommen Sie gut durch diesen Tag!

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.09.2017

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