DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-09-2017 09:00
SXEU31 DWAV 080800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 08.09.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrW
Heute auffrischender Wind, an der Küste und auf den Berggipfeln Sturmböen,
Brocken auch darüber. Im Westen heute gebietsweise Dauerregen, an der Nordsee
Starkregen.


Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Freitag... dehnt sich ein von einem Höhentief bei Schottland ausgehender Trog
weiter nach Süden in Richtung Biskaya aus. Auf der Vorderseite dreht die
Strömung bei uns auf Südwest. Im Bodendruckfeld greift das Frontensystem eines
Tiefs östlich von Schottland mit einer Warmfront auf den Norden über. Die
Warmfront überquert den Norden schon am Vormittag und die nachfolgende Kaltfront
erreicht den Nordwesten in den Abendstunden. Sie ist weitgehend
Höhenströmungsparallel und kommt daher nur schleifend weiter nach Südosten
voran. Vorderseitig der Kaltfront wird wärmere Luft aus Südwesten zu uns
advehiert. Dabei steigen im Süden die T850 auf Werte um 10 Grad an. Rückseitig
der Kaltfront kommt der Nordwesten dagegen rasch wieder in den Zustrom kühlerer
Meeresluft.

Über der Mitte und dem Nordwesten frischt der Südwestwind auf und es kann bis
ins Flachland Böen der Stärke 7 gehen. An den Küsten werden Bft 7 bis 8
erwartet, auf den Bergen 8 bis 9, auf dem Brocken sind auch schwere Sturmböen
oder sogar orkanartige Böen möglich.

Mit dem Frontensystem erreicht uns heute ein Niederschlagsgebiet und dringt bis
zum Abend etwa auf eine Linie vom Saarland über die Rhön bis in den Berliner
Raum vor. Dabei werden im 24 stündigen Akkumulierungszeitraum vor allem im Stau
der Mittelgebirge von Eifel, Westerwald und Sauerland über 30 mm/24h Regen
simuliert. Entsprechende Signale liefern gleichermaßen sowohl deterministische
als auch probabilistische Modelle. Ein weiterer Niederschlagsschwerpunkt wird
für heute im Nordseeumfeld prognistiziert. Hierbei handelt es sich
wahrscheinlich um Starkregen, der hinter der Kaltfront aufgrund der zunehmenden
Labilisierung durch den Gegensatz zwischen recht warmen Meereswasser und
höhenkalter Luft entsteht.

Dahingegen passiert heute wettermäßig im Süden und Osten nicht viel. Zwar gibt
es dort im Bergland auch starke bis stürmische Böen, sonst bleibt es warnfrei
und vor allem im Südosten ist die Sonne für längere Zeit zu sehen. Die
Temperaturen steigen dort auf 20 bis 22 Grad, sonst auf 16 bis 19 Grad.

In der Nacht zum Samstag weitet sich der Trog bis ins westliche Frankreich aus
und somit steilt sich die Höhenströmung weiter auf. Dadurch kommt die Kaltfront
im Südwesten weiter voran, wobei sie in der Mitte zu Wellen beginnt. In der
Folge setzt auch vom Saarland bis zur Pfalz und Baden der Regen ein und im
Westen dauern die Regenfälle weiter an. Die entsprechenden Dauerregenwarnungen
sind bis Samstagmorgen terminiert.

Der Wind bleibt Thema, zwar verlagert sich im Norden der Schwerpunkt der
Windentwicklung nach Osten zur Ostsee und lässt im Verlauf der Nacht nach. Auf
den Gipfeln der Mittelgebirge muss aber weiterhin mit starken bis stürmischen
Böen gerechnet werden. Auf dem Brocken sind Böen der Stärke 10 oder 11 möglich.
Im Süden bleibt es dagegen meist trocken und vor allem südliche der Donau sind
in der Nacht Nebel möglich.


Samstag... dehnt sich der Trog weiter in Richtung Süden aus. Das eingebettete
Höhentief verlagert sich in die Nordsee. Im Bodendruckfeld nimmt die Front an
Fahrt auf und liegt am Abend über dem Osten und Südosten. Die kräftigsten
Regenfälle verlagern sich mit der Welle in Richtung Nordosten. Im weiteren
Tagverlauf kommt es über Italien zu einer Zyklogenese und an der Front entsteht
aus den Alpen heraus ein neues Regengebiet. Auf der Rückseite der Kaltfront in
der höhenkalten Luft bilden sich im Tagesverlauf Schauer und vereinzelt auch
Gewitter. Sie können auch mit Starkregen verbunden sein, wahrscheinlicher sind
allerdings stürmische Böen und Graupel.
Im Südosten, im Bereich der warmen und feucht-instabilen Luft sind kräftige
Gewitter mit Starkregen und Sturmböen möglich.

Der Wind frischt vor allem in den Berglagen wieder auf und in Gipfellagen gibt
es starke bis stürmische, exponiert auch Sturmböen und auf dem Brocken schwere
Sturmböen (Bft 10). An den Küsten nimmt der Wind soweit ab, sodass
voraussichtlich keine Windwarnungen mehr notwendig sind.

Die Temperaturen übersteigen nur noch im Osten die 20-Grad-Marke. Im Rest vom
Land sind Höchstwerte zwischen 15 und 19 Grad zu erwarten.

In der Nacht zu Sonntag überquert die Front auch den Osten und Südosten. Die
Trogachse kommt langsam weiter nach Osten voran, erreicht uns aber noch nicht.
Im Südteil des Troges zeigen sich Abtropftendenzen und das stützt die
Zyklogenese im Bereich von Korsika und Sardinien. Diese Tendenz führt natürlich
dazu, dass die Front im Bereich der Alpen weiterhin zurückgehalten wird. Dort
regnet es teilweise länger andauernd. Das tangiert dann auch wieder unseren
Süden und da vor allem die Region vom Hochrhein bis zum Allgäu. Signale für
Dauerregen gibt es zwar von den deterministischen Modellen nicht. Lediglich
EZMW-EPS gibt geringe Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen im Allgäu.

Ansonsten klingt der Regen mit Abzug der Kaltfront auch im Osten ab und die
Schauertätigkeit im Westen lässt nach. Im Nordseeumfeld kommt die
Schauertätigkeit jedoch nicht komplett zum Erliegen, vereinzelt ist auch ein
kurzes Gewitter möglich. Ansonsten lockern die Wolken auf und gebietsweise ist
Nebel möglich.


Sonntag... tropft der Trog rasch ins Mittelmeer ab. Das nördliche Residuum
schwenkt über Norddeutschland ostwärts und verliert dabei rasch an Kontur, da er
von einem nachfolgenden Langwellentrog über Westeuropa eingefangen wird.
Die Regenfälle im Südosten Deutschlands, auf der Nordflanke des Tiefs südlich
der Alpen, lassen langsam nach. Größere Niederschlagsmengen sind dort auch nicht
mehr zu erwarten.
Über dem größten Teil Deutschlands herrscht dann rückseitig des Randtroges
leichtes Absinken vor und so steht uns ein überwiegend ruhiger und trockener Tag
ins Haus. Ausnahme sind einige Schauer, die mit orografischer Unterstützung
getriggert werden. Weiterhin gibt es auch auf der Nordsee, und abgeschwächt auf
der Ostsee diabatisch gestützt durch das relativ warme Meerwasser, Schauer.
Da wir im Tagesverlauf zunehmend in den Strömungsbereich eines hochreichenden
Tiefs bei Schottland geraten, nimmt der Gradient zu und der Wind und frischt an
der Nordsee auf starke, auf den Inseln mitunter auch auf stürmische Böen auf
(Bft 7 bis 8). Dabei dreht die Strömung auf Süd bis Südwest.
Die Temperaturen steigen am Rhein sowie im Osten über 20 Grad, sonst werden 16
bis 19 Grad erreicht.



Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Wetterentwicklung im kurzfristigen Vorhersagezeitraum wird von den Modellen
recht einheitlich simuliert. Unsicher ist noch die Entwicklung in der Nacht zum
Sonntag und die Frage in wie weit Teile Süddeutschlands von einem möglichen
Dauerregenereignis tangiert werden. Dies muss weiterhin im Auge behalten werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich