DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-09-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 07.09.2017 um 10.30 UTC



Meist unbeständig und windig, kühl.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 14.09.2017


Am Sonntag, dem Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums befindet sich
Deutschland auf der Vorderseite eines langwelligen Höhentroges über der Nordsee
und Westeuropa in einer südwestlichen bis südlichen Höhenströmung. Über der
Osthälfte machen sich noch die Ausläufer eines Tiefs über Norditalien bemerkbar,
die sich über das östliche Mitteleuropa bis nach Finnland erstrecken. Dies führt
dort zu Regenfällen, die Mengen sind allerdings nicht warnwürdig. Im
Tagesverlauf weitet sich der Trog weiter nach Süden aus und es kommt am Montag
über westlichen Mittelmeer zu einem Cut-Off. Der verbleibende Resttrog im Norden
schwenkt in unsere Westhälfte, verliert aber auf Kosten des nachrückenden Troges
über dem Ostatlantik recht rasch an Kontur. Am Boden greift das Frontensystem
eines Tiefs östlich von Schottland von Westen auf Deutschland über. Das sorgt
vor allem im Norden für Regen, sonst eher für Schauer. Signifikanter ist
allerdings die Windentwicklung. Mit Annäherung der Front frischt der Südwestwind
auf und erreicht an Küste Sturmstärke, im norddeutschen Binnenland und in den
Mittelgebirgen für starke Windböen (Bft 7).

Am Dienstag erreicht ein weiterer Höhentrog Westeuropa. Auf der Vorderseite
überquert die Kaltfront große Teile des Nordens. In der der einfließenden
frischen Meereslauf auf der Rückseite gibt es Schauer, größere Regenmengen sind
allerdings nicht zu erwarten. Der Westwind weht weiterhin mäßig bis frisch und
vor allem auf den Bergen sowie an der Küste ist mit Böen der Stärke 7 bis 8 zu
rechnen. Der Höhentrog überquert Deutschland bis zum Abend ostwärts und auf der
Rückseite stellt sich am Mittwoch eine zunehmend glatte westliche Strömung ein.
Darin eingebettet erreicht uns im Tagesverlauf eine Kaltfront. Sie hängt mit
einem Sturmtief über Südskandinavien zusammen und auf dessen Vorderseite wird
zunächst deutlich mildere Luft zu uns geführt. Am Donnerstag erreicht die
Kaltfront die Alpen. Gleichzeitig trogt es über Westeuropa stärker aus und der
entstehende langwellige Höhentrog erreicht im Tagesverlauf die Westhälfte.
Insgesamt muss mit einem unbeständigen und auch recht kühlen Witterungsabschnitt
gerechnet werden. Die 20-Grad-Marke wird allenfalls im Südwesten und zeitweise
in der Lausitz überschritten.

In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag liegen wir im Einflussbereich des
Höhentrogs und das sorgt für recht wechselhaftes Wetter mit Schauern und an den
Alpen auch länger andauernden Regenfällen. Am Samstag schwenkt der Trog ostwärts
und der nachrückende Keil sorgt für Druckanstieg am Boden. Allerdings wird durch
WLA, die um den Keil herumgeführt wird, weiterhin wolkenreiche Luft zu uns
geführt und mit einer durchgreifenden Wetterberuhigung ist nicht zu rechnen.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Großen und Ganzen stimmen aktueller Lauf und die Vorläufe recht gut überein,
wenn es auch Unterschiede bei der Amplifizierung der Tröge und deren
Zuggeschwindigkeit gibt. Deutlichere Unterschiede zeigen sich erst in der
erweiterten Mittelfrist. Hier ist die Lösung des aktuellen Laufes deutlich
antizyklonaler als die vom Vorlauf und auch der Wind ist in den Vorläufen
stärker.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Dienstag stimmen die anderen globalen Modelle mit dem IFS recht gut
überein. Die Tiefentwicklung ab Mittwoch über Schottland wird allerdings von
ICON als auch von GFS deutlich kräftiger simuliert als vom aktuellen Lauf des
IFS. Dies würde für die Nordseeküste eine deutlich kräftigere Windentwicklung
bedeuteten, als vom IFS prognostiziert, mit entsprechenden Folgen (evtl.
Sturmflut). Bei der Simulation des Durchschwenkens der Kaltfront am Donnerstag
besteht dagegen wieder Einigkeit.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse zeigt für Sonntag und Montag insgesamt 4 Cluster, wobei alle
Cluster bei uns eine Troglage simulieren. Der deterministische Lauf befindet
sich in Cluster 1. Von Dienstag bis Donnerstag werden 6 Cluster gerechnet wobei
der deterministische Lauf sich ebenfalls in Cluster 1 befindet. Die Cluster
unterscheiden sich vor allem in der Konturierung der Tröge und Keile, wobei bei
uns im Wesentlichen ein zyklonales Wetterregime vorherrschend ist. Auch die
Cluster für die erweiterte Mittelfrist simulieren zumeist ein zyklonales
Wetterregime bei uns, nur Cluster 5 hat eine antizyklonale Lösung zu bieten.
Insgesamt stützen die Ergebnisse der Clusteranalyse die Lösung des
deterministischen Laufs.

Auch die Rauchfahnen deuten auf einen recht wechselhaften Witterungsabschnitt
mit häufigen Regenfällen hin. Die Temperatur und das Geopotential ändern sich
dabei nicht signifikant.

Die Zeitreihen des GEFS zeigen im gesamten Vorhersagezeitraum bis 23 September
eine im Vergleich zum vieljährigen Mittel etwa 2 bis 4 K zu tiefe
Ensemblemitteltemperatur. Die größte Chance auf einen trockenen Tag ist für die
Mitte und den Süden demnach der Samstag, an dem ein Bodenkeil für
Wetterberuhigung sorgt soll.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt am Sonntag in der Mitte Signale für starken Wind. Weiterhin für den
Südwesten Signale für ein Niederschlagsereignis. Am Dienstag wird für den Westen
ein Windereignis signalisiert. Gleiches gilt für Mittwoch, wobei hier außer dem
äußersten Osten der gesamte Vorhersagebereich betroffen ist.

Niederschlag:
Für Sonntag gibt es geringe Wahrscheinlichkeiten für Niederschlag über 30 mm/24h
für das Allgäu. Für Montag geben die Ensembles Wahrscheinlichkeiten über 10% für
ein Niederschlagsereignis im Bereich der Deutschen Bucht. Auch an den Folgetagen
gibt es immer wieder schwache Signale für markante Niederschlagsereignisse.

Wind:
Vor allem am Montag gibt es im Küstenbereich der Nordsee hohe
Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten von Böen der Stärke 8. Am Dienstag sinkt
die Wahrscheinlichkeit dafür im Küstenbereich, dafür gibt es stärkere Signale
für Bft 8 im Bereich der Mittelgebirge, also vor allem die Gipfellagen. Am
Donnerstag nimmt die Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen oder Sturmböen an
der Küste nochmals deutlich zu. Dann sind auf den Inseln auch schwere Sturmböen
(Bft 10) möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich