Thema des Tages

29-08-2017 14:40

Von Kobolden und Elfen

Sogenannte "rote Kobolde" (siehe Foto) sind schwache Lichtemissionen,
die direkt über einem Gewitter schlagartig in die Höhe schießen. Sie
haben oft ein pilzartiges Aussehen, sind am oberen Ende (60 bis 100
km) rot und am unteren Ende (40 bis 60 km) blau mit der Gestalt von
Tentakeln. Die hellste Region dieses Phänomens liegt im Höhenbereich
von 65 bis 75 Kilometern. Gegenwärtige Beweise zeigen, dass rote
Kobolde bevorzugt über den Regionen eines Gewitters entstehen, die am
Abklingen sind. Ebenso korreliert ihr Auftreten mit kräftigen
positiven Wolke-zu-Boden Blitzen. Die Lichtstärke ist vergleichbar
mit einem mäßig-hellen Polarlicht.

Bereits mit Beginn der Luftfahrt haben Piloten häufig von diesen
Leuchterscheinungen berichtet. Erst in den Jahren 1989 bis 1991 ist
es vom Space Shuttle Columbia aus gelungen, Videoaufnahmen dieses
Phänomens anzufertigen. Daraufhin nahm die Erforschung roter Kobolde
ihren Lauf. Heutzutage zeigen Hochgeschwindigkeitsphotometer
(Lichtstärkemessgerät), dass die Dauer dieser Erscheinung nur wenige
Millisekunden beträgt. Kein Wunder, dass den Piloten damals kaum
Glauben geschenkt wurde.

Ein ebenso seltenes Phänomen sind sogenannte "Elfen", eingedeutscht
aus dem Englischen von "Emissions of Light and Very low frequency
perturbations from Electromagnetic pulse Sources (ELVES)". Was so
viel bedeutet wie "Lichtemissionen und sehr niederfrequente Störungen
durch elektromagnetische Pulsquellen". Dies bezieht sich auf die
Entstehung des Lichts der "Elfen". Es sind flüchtige, extrem schnell
horizontal expandierende Ausleuchtungen der Luftschicht über
Gewittern in etwa 90 bis 100 Kilometer Höhe über Grund (Ionosphäre).
Sie treten im Zusammenhang mit dem elektromagnetischen Impuls vom
Rücklauf eines Wolke-zu-Boden Blitzes auf, wodurch die
Stickstoffmoleküle aufgrund der Kollision mit Elektronen zum Leuchten
angeregt werden. "Elfen" können einen Durchmesser von 500 Kilometer
erreichen und dauern nur eine Millisekunde an, wodurch sie mit dem
bloßen Auge nicht sichtbar sind. Lange war nicht klar, welche Farbe
"Elfen" besitzen. Heutzutage werden sie als rötlich interpretiert.

Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.08.2017

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