DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-08-2017 09:00
SXEU31 DWAV 120800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 12.08.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang zu "Hoch Mitteleuropa"
Heute noch regnerisch und an einigen Küstenabschnitten und auf den Bergen
windig. Ab morgen ruhiges Hochdruckwetter, nachts Nebel, Montag erste Gewitter
im südwestlichen Bergland.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland im Bereich der Achse eines langwelligen Troges.
Dieser ist nach Süden abgetropft, wo sich aktuell über der Emilia-Romagna ein
Höhentiefkern befindet. Ein nur schwach ausgeprägtes Drehzentrum ist auch über
der westlichen Ostsee zu finden. Dieses löst sich im Tagesverlauf auf und eine
zugehörige Achse des Troges zieht Richtung Polen. Allerdings erreicht am Abend
eine weitere Trogachse die Nordsee. Diese liegt auf der Rückseite der Kaltfront
eines Tiefs über dem Nordmeer, die am Nachmittag den Nordwesten Deutschlands
erreicht. Das abgetropfte Höhentief zieht Richtung Adria und verliert den
Einfluss auf Deutschland. Im Bodendruckfeld liegt Deutschland im Bereich einer
westlichen Strömung zwischen dem erwähnten tiefen Luftdruck über dem Norden
Europas und einem Azorenhochkeil im Süden. Mit dieser gelangt mäßig warme
Meeresluft nach Deutschland, rückseitig der Kaltfront noch einmal geringfügig
kühlere. Das Wetter wird derzeit noch von einer Hebungszone an der Westflanke
des Troges bestimmt, in der es zu mäßigen Regenfällen kommt. Mit dem Abzug des
Troges lassen aber diese Regenfälle nach und verlagern sich langsam nach Osten,
allerdings greifen bereits am Mittag die Regenfälle der Kaltfront auf den
Nordwesten über. Mit der Kaltfront kommt es auch zu einer leichten Labilisierung
der Atmosphäre, so dass die Regenfälle dort schauerartigen Charakter annehmen,
ob es aber Richtung Nordwesten mal zu einem Blitz reicht, ist fraglich. Die für
heute simulierten Niederschlagssummen sollen im Norden, Süden und Westen bis zu
5 mm betragen, im Nordwesten auch bis zu 10 mm. Angesichts der in den
Frühstunden noch auf dem Radar angezeigten Signale, könnte das aber etwas
untertrieben sein. Die Sonne wird sich heute bei dichter Bewölkung und teils
aufliegenden Wolken im höheren Bergland kaum zeigen, allenfalls am
Spätnachmittag auf der Rückseite der Kaltfront im Nordwesten, wo Absinken für
Auflockerungen sorgen könnte. Dementsprechend erreichen die Temperaturen auch
meist nur um oder etwas unter 20 Grad. Der Wind weht in der westlichen Strömung
mäßig aus Südwest, Böen der Stärke 7 können in höheren Lagen des Berglandes und
an Küstenabschnitten der Nordsee auftreten. In exponierten Berglagen sind auch
Böen der Stärke 8 möglich.

In der Nacht zum Sonntag zieht die Kaltfront über den Norden Deutschlands
hinweg, hängt aber über der Mitte zurück und gerät dort ins Schleifen.
Rückseitig geht die Temperatur in 850 hPa auf 8 bis 4 Grad zurück, auf der
Vorderseite sind es aber auch nur 8 bis 10 Grad. Der zweite Kurzwellentrog
schwenkt in der Nacht über Deutschland hinweg. Nachfolgend verstärkt sich der
Einfluss der Azorenhochkeils und der etwas stärkere Bodenluftdruckgradient wird
etwas nach Norden verschoben. Damit lässt der Wind im Bergland nach, an den
Küsten sind aber hier und da noch Böen der Stärke 7 möglich, wobei der Wind
rückseitig auf West dreht. Da die Hebungsprozesse nachlassen, lassen auch die
Niederschläge weiter nach, in der nach wie vor sehr feuchten Luft kann es aber
hier und da noch regnen. Die Wolken lockern kaum auf und wo sie dies tun kann
vor allem im Süden Deutschlands Nebel entstehen. Auch im höheren Bergland kann
es in der Nacht recht trüb werden. Die Frühtemperaturen liegen meist bei 9 bis
14 Grad.


Sonntag... liegt Deutschland in einer recht glatten westlichen Höhenströmung,
wobei deren Richtung um 10 bis 20 Grad südwärts dreht. Im Bodendruckfeld wird
vom Azorenhoch eine flache Hochdruckzone abgespalten, die sich mit mehreren
Schwerpunkten nach Mitteleuropa verlagert. Damit kann sich die eingeflossene
Luftmasse unter leichtem Absinken etwas abtrocknen und erwärmen, auch
strahlungsbedingt wird die Luftmasse etwas erwärmt. Auf allzu viel Sonne darf
man aber am Sonntag noch nicht hoffen, da zunächst die noch verbreitet
vorhandene Restbewölkung aufgelöst werden muss und sich bei Einstrahlung rasch
wieder Quellbewölkung entwickelt, die auch mal dichter werden kann. Es steht
nämlich aufgrund der nassen Böden jede Menge Feuchte zur Verdunstung bereit.
Trocken ist die Luftmasse nur oberhalb einer Absinkinversion, die aber über 700
hPa zu finden ist. Am größten sind die Chancen auf längeren Sonnenschein im
Norden, wo auf der Rückseite der Kaltfront durch Absinken die Luftmasse auch in
tieferen Lagen etwas abgetrocknet ist. Die Kaltfront bleibt übrigens meridional
über der Mitte Deutschlands liegen und harrt dort ihrer Auflösung. Die
Windverhältnisse sind am Sonntag nur schwach, zunächst weht er noch aus West bis
Nordwest, bevor wir dann endgültig in den Kernbereich des Hochs gelangen.
Abgesehen vom Norden, der in etwas kühlerer Luftmasse liegt, erwärmt sich die
Luft wieder auf mäßig warme 20 bis 23 Grad.

In der Nacht zum Montag dreht die Höhenströmung auf Westsüdwest und wird leicht
antizyklonal. Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt nach Ostmitteleuropa.
Die Quellbewölkung löst sich dann rasch auf und es wird vorübergehend verbreitet
klar. Bei sehr schwachen Windverhältnissen und weiterhin reichhaltigem
Feuchteangebot in der Grenzschicht und aus dem Boden dürften aber durchaus etwas
ausgedehntere Nebelfelder entstehen, zumal an der Schwelle zum Spätsommer ja
auch die Länge der Nacht schon wieder spürbar zugenommen hat. Mit Tiefstwerten
meist zwischen 12 und 7 Grad wird es dann auch noch etwas kühler als in der
Nacht zuvor.


Montag... dreht die Höhenströmung weiter auf Südwest und schwächt sich ab. Sie
ist weiter leicht antizyklonal geprägt, während westlich der Britischen Inseln
eine Austrogung stattfindet. Der Bodenhochschwerpunkt liegt weiterhin über dem
östlichen Mitteleuropa, während sich von Irland bis nach Spanien eine
Tiefdruckrinne ausbildet. Der zumeist schwache Wind kommt dann in Deutschland
meist aus südöstlicher Richtung. Nach Auflösung der Nebelfelder dürfte sich
zunächst verbreitet die Sonne zeigen, allerdings ist die Luft unterhalb der
Absinkinversion bei etwa 700 hPa weiterhin recht feucht, so dass sich wieder
viel Quellbewölkung bilden wird. Die Strahlung reicht aber aus, um die Luftmasse
in den unteren Schichten weiter zu erwärmen (durch Advektion unterstützt) und
auch zu labilisieren. Schauer und Gewitter sollten aber in dieser gut
gedeckelten Luftmasse nicht entstehen, mit Ausnahme des südlichen und
südwestlichen Berglandes. Generell ist Richtung Süden und Südwesten der Deckel
schwächer sowie Feuchte und Labilität etwas größer, so dass es zumindest über
dem Bergland für ein paar Gewitterschauer reichen kann, die beim Parameter
Starkregen die Ocker-Kategorie erreichen. Die Temperatur erreicht wieder
sommerliches Niveau mit Höchstwerten zwischen 22 Grad im Norden und 28 Grad am
Oberrhein.

In der Nacht zum Dienstag erreicht die Trogachse den Westen Europas. Die
Bodentiefdruckrinne erreicht Frankreich, während das Bodenhoch unter weiterer
Verstärkung zum Baltikum zieht. Damit weht der Wind weiter aus Südost und nimmt
leicht an Stärke zu, bzw. vermag die tagesgangbedingte Abschwächung zu
kompensieren. Mit der zunehmenden südwestlichen Strömung in der Höhe findet vor
allem über dem Nordwesten Warmluftadvektion statt, die dort auch hohe
Wolkenfelder aufziehen lässt. Ansonsten löst sich die Quellbewölkung in der
Nacht rasch auf und auch die Gewitteraktivitäten dürften zügig einschlafen.
Somit verläuft die Nacht vielfach klar. Nebelfelder könnten sich am ehesten noch
im windschwachen Südosten bilden, aufgrund der jetzt aber wieder erwärmten und
auch etwas abgetrockneten Grenzschicht nicht mehr in der Ausdehnung wie in der
Nacht zuvor.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die Lage sehr ähnlich zu ICON. EZMW und GFS
zeigen in den nächsten Tagen etwas weniger Feuchte in 700 hPa über Mitteleuropa,
was aber mitunter auch mit leicht unterschiedlichen Inversionshöhen
zusammenhängen kann. Jedenfalls ist es realistisch, dass aufgrund der
eingeflossenen sehr feuchten Luft und aufgrund der Bodenfeuchte die Feuchte in
der Grenzschicht in den kommenden Tagen recht hoch sein dürfte.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann