Thema des Tages

29-07-2017 14:40

Viel Regen im Juli 2017. Wie sortieren wir das ein?

Der Juli 2017 wird als ein sehr verregneter, aber bei weitem nicht
regenreichster Juli, in die klimatologische Geschichte eingehen.
Insbesondere die letzte Woche brachte einigen Gebieten Land unter. Es
ist schon ein seltsamer Anblick, wenn Kühe beim Gras fressen Füßen
und Schnauze unter der Wasseroberfläche haben, also als Seekühe auf
den Wiesen stehen.

Besonders getroffen hat es im Laufe der Woche u.a. das Harzumfeld.
Wie allerdings soll man diese Wassermengen einordnen, die an der
Eckertalsperre im Harz in dieser Woche bis zu 260 mm in 48 Stunden
brachten.
Ein Blick auf die 312 mm, die am 12.08.2002 innerhalb 24 Stunden in
Zinnwald im Erzgebirge fielen, relativiert das 48stündige Maximum an
der Eckertalsperre und von den Auswirkungen her ist das
Niederschlagsereignis weder mit den Starkregen in Braunsdorf bzw.
Simbach im Jahr 2016 zu vergleichen.

An dieser Stelle ist auch mit einem gern, insbesondere in der
nichtmeteorologischen Fachliteratur gemachten Irrtum, aufzuräumen.
Nicht immer sind die Dank der Klimaänderung sich erwärmende
Mittelmeerluftmassen mit höherem Wassergehalt die Ursache für die
oben erwähnten Starkregenereignisse (Stichwort Vb-Tief), sondern
Höhentiefs, die sich tagelang über Mitteleuropa einnisten. Auf den
Bodenwetterkarten sieht man dann eine Aufeinanderfolge mehrerer
Tiefs, letzte Woche mit den Namen Zlatan und insbesondere Alfred
verbunden. Die Häufigkeit dieser Wetterlage (Tief- Mitteleuropa) soll
sich allerdings durch den Einfluss der Klimaerwärmung bis zum Jahr
2100 nahezu verdoppeln.

Zur Beschreibung solcher Niederschlagsereignisse benutzt man
Wiederkehrzeiten, mit denen auch die Wasserwirtschaft in Bezug auf
die Auslegung von Rohrleitungen arbeitet.
Ein Ereignis, das man etwa alle 10 Jahre erwartet, hat eine
Jährlichkeit von 10 Jahren. Auf Jährlichkeiten von etwa 5 bis 30
Jahren ist die Kanalisation eingerichtet.
In Simbach und Braunsdorf handelte es sich letztes Jahr sogar um
Ereignisse, die einmal in 1000 Jahren zu erwarten sind. Daher die
dortigen dramatischen Folgen nach den Unwettern.

In Bezug auf die 24-stündigen Regenmengen wurden in der Umgebung des
Harzes bisweilen die 50-Jährlichkeit überschritten, im Harz selbst
vereinzelt die 100-Jährlichkeit.
Auf der Abbildung, die sich auf die 72 stündige Regenmenge bezieht,
können Sie einerseits rechts bei den Jährlichkeiten ablesen, wie
verbreitet das seltene Ereignis war.
Andererseits sehen sie anhand der Jährlichkeiten, dass das
mengenmäßig gleiche Ereignis (linke Abbildung) am Alpenrand etwas
?alltägliches? darstellt.

Wer sich für mehr Details interessiert, kann die ausgiebige Version
dieses Thema des Tages auf unserer Homepage www.dwd.de unter
"Aktuelles und Interessantes" lesen.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Ereignis und seine teils
großen wirtschaftlichen Schäden vor allem durch einen in der Mitte
Deutschlands ungewöhnlich lang anhaltenden Regen verursacht wurde.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.07.2017

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