DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-07-2017 09:00
SXEU31 DWAV 270800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.07.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z
Heute und am Freitag im Tagesverlauf vor allem in der Mitte und im Osten
einzelne kurze Gewitter, dabei Starkregen um 15 mm und stürmische Böen nicht
ganz auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... setzt sich mit dem Übergreifen des mittlerweile okkludierten
Frontensystems über Mitteleuropa eine leicht zyklonal gekrümmte Zonalströmung
durch. Dabei sind das Zentraltief südlich von Island und das Azorenhoch die
Aktionszentren. Mit dem Abzug des Höhentiefs nach Ostpolen schwindet dessen
Einfluss auf unser Wettergeschehen, so dass die Niederschläge auch am Alpenrand
und im Osten nachgelassen haben, auch wenn nach einer vorübergehenden
Niederschlagspause mit dem übergreifenden Frontensystem die Niederschläge erneut
einsetzen. Allerdings ist die Schichtung ein wenig labiler, so dass die
Niederschläge auch etwas konvektiv durchsetzt, möglicherweise bis hin zu
(eingelagerten) Gewittern, sein können. Für die Auslösung der Konvektion kann
dort ein in der Strömung nach Osten ablaufender Kurzwellentrog zu Hilfe kommen;
auch der Tagesgang dürfte dann wirksam werden, für Starkniederschläge lassen
sich jedoch nur schwache Signale finden. Zudem verlagern sich mögliche
Konvektionszellen auch rasch. Sollte dieser Trog weiter nach Süden reichen,
wären auch in den mittleren Gebieten und etwas südlich davon kurze Gewitter
vorstellbar. Generell sind stürmische Böen nicht ganz auszuschließen. Am
wenigsten wahrscheinlich sind Gewitter im Nordwesten und Westen, da diese
Gebiete relativ rasch auf die Rückseite des ablaufenden Kurzwellentroges
gelangen und dort Kaltluftadvektion für eine Stabilisierung sorgt.
Im Norden und in der Mitte frischt der Wind auf, so dass in freien Lagen
einzelne Windböen und auf höheren Berggipfeln Böen bis Sturmstärke auftreten.
Auch wenn größere Auflockerungen eher selten sind, so setzt sich doch mit der
Zonalströmung Atlantikluft durch, was die Temperaturen auf 17 bis 23 Grad
ansteigen lässt.
In der Nacht zum Freitag bleibt die Westströmung über Mitteleuropa bestehen.
Dies lässt die mittlerweile über dem Osten und Süden Deutschlands angelangte
Front zusehends schleifen. In deren Bereich sind zeitweise Niederschläge zu
erwarten. In Staulagen können immerhin um 20 mm innerhalb von 12 Stunden
zusammenkommen, wobei der meiste Regen zu den Alpen hin und in Teilen von
Niederbayern fällt. Eine erneute Dauerregenlage zeichnet sich jedoch nicht ab.
Nach Norden hin wird durch weitere, in der Strömung ablaufende Kurzwellentröge
eine rege Schauertätigkeit aufrecht gehalten.

Freitag... beginnt die Zonalströmung etwas zu mäandrieren, wobei ein breiter,
aber relativ flacher Höhenrücken auf Westeuropa übergreift. Warmluftadvektion an
dessen Nordflanke führt einen weiteren leichten Geopotentialgewinn herbei. Durch
diesen wird ein Bodenkeil gestützt, der Bestandteil des Azorenhochs ist und sich
in den Südwesten Deutschlands ausweitet. Diese Entwicklung drückt die
Frontalzone etwas nach Norden, wodurch sich das Niederschlagsgeschehen auf
Norddeutschland, Teile des östlichen Mittelgebirgsraumes und den Alpenrand
verschiebt (wo nach wie vor die schleifende Front auszumachen ist). Allerdings
kommen dort nur noch einige bis etwa 10 mm Niederschlag innerhalb von 12 Stunden
zusammen.
Da die Schichtung im Norden und Nordosten einigermaßen labil ist, können sich
auch einzelne, möglicherweise eingelagerte Gewitter entwickeln. Zur Auslösung
dürfte erneut ein ablaufender Kurzwellentrog den entscheidenden Beitrag liefern,
der diese Gebiete zur tagesgansbedingt "günstigsten" Zeit überquert. Indizien
für Starkregen lassen sich nicht finden, aber stürmische Böen sind dann
wahrscheinlicher als am Vortag.
Auch an den Alpen halten sich noch Reste labilerer Luft, so dass sich dort
ebenfalls einzelne Gewitter entwickeln können. Allerdings ist dort die
Wahrscheinlichkeit für Gewitter geringer als im Norden und Nordosten.
Bedingt durch die Lage der Frontalzone über Deutschland bleibt es windig, so
dass im Norden und in der Mitte in freien Lagen Windböen und auf höheren
Berggipfeln Böen bis Sturmstärke auftreten können.
Im Südwesten und im Süden, aber auch in Teilen Ostdeutschlands ermöglicht
schwacher antizyklonaler Einfluss ein paar Auflockerungen. Längere sonnige
Abschnitte sind jedoch nicht zu erwarten, so dass die Temperaturen nur
unwesentlich ansteigen.
In der Nacht zum Samstag wird in der Zonalströmung der o.g. Höhenrücken nach
Mitteleuropa geführt, gefolgt von einem flachen Trog, der Westeuropa erreicht.
Das mit diesem Trog korrespondierende Randtief, das sich am Okklusionspunkt des
dem neuen Trog vorgelagerten Frontensystems bildet, greift auf die westliche
Nordsee über. Mit dessen Warmfront setzen in der zweiten Nachthälfte im
Nordwesten und Westen Deutschlands Niederschläge ein. Warmluftadvektion, die den
gesamten Norden und die Mitte Deutschlands erfasst, lässt dann mehrschichtige
Bewölkung über weiten Teilen Deutschlands aufziehen.

Samstag... entwickelt sich, ausgehend vom Zentraltief zwischen Island und
Schottland, ein weiterer und vor allem kräftigerer Sekundärtrog, der sich bis
zum Abend der Biskaya nähert. Diese Trogbildung lässt die Strömung über
Mitteleuropa auf West-Südwest rückdrehen, wobei die Frontalzone allerdings nur
wenig nach Norden gedrückt wird. Das o.g. Frontensystem überquert mit seiner
Warmfront das Vorhersagegebiet. Die Kaltfront greift bis zum Abend schleifend
auf die küstennahen Gebiete und den äußersten Nordwesten Deutschlands über.
Allerdings ist im Frontbereich die Schichtung stabil, so dass konvektive
Umlagerungen nicht zu erwarten sind.
Über dem Mittelgebirgsraum und vor allem zu den Alpen hin nimmt die
Gewitterneigung zwar zu, aber hoch reichende Konvektion ist noch wenig
wahrscheinlich. Hierzu ist die Strömung noch etwas zu antizyklonal. Zwar sind in
die Strömung kurzwellige Fluktuationen eingearbeitet; auch ist die vom mittleren
Nordatlantik einströmende Luft mit einem Gehalt an niederschlagbarem Wasser
zwischen 30 und 40 mm alles andere als trocken, aber einzelne Gewitter sollten
die große Ausnahme bleiben und sich auf einige Mittelgebirgslagen und vielleicht
noch die Alpen beschränken.
Bedingt durch den nach Süden hin zunehmenden antizyklonalen Einfluss sind dort
Aufheiterungen und auch längere sonnige Abschnitte am wahrscheinlichsten, so
dass in diesen Gebieten die Temperatur auf 25 bis 29 Grad steigt. Ansonsten sind
19 bis 24 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Sonntag lässt der auf Nordfrankreich übergreifende
Kurzwellentrog die Strömung weiter aufsteilen. Hierdurch wird die über dem
äußersten Norden Deutschlands liegende Kaltfront als Warmfront rückläufig.
Außerdem dringt die labil geschichtete Luft vom Alpenraum bis in die mittleren
Gebiete vor. Da aber dynamische Antriebe fehlen und auch der Tagesgang nicht
wirksam ist, sind dann konvektive Umlagerungen eher unwahrscheinlich.
Ob bereits ausgangs der Nacht die nachfolgende Kaltfront auf den Nordwesten und
Westen Deutschlands mit Schauern und Gewittern übergreift, ist noch nicht
sicher.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Geringe Unterschiede ergeben sich erst in der Nacht zum Sonntag. GFS
lässt dann bereits die nachfolgende Kaltfront mit Schauern und Gewittern auf den
Nordwesten und Westen Deutschlands übergreifen, bei EZMW, dem Modell des
kanadischen Wetterdienstes und auch bei ICON ist das noch nicht der Fall.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann