DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-07-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 22.07.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit teils ergiebigen, von Gewittern begleiteten Niederschlägen.
Mäßig warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 29.07.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Dienstag haben
wir es mit einem umfangreichen Trog über Mitteleuropa zu tun, wobei sich drei
Höhentiefs herauskristallisieren dürften. Da wären eins über Süddeutschland, das
nächste über dem Skagerrak sowie das dritte östlich von Schottland. Das für
Deutschland wetterbestimmende liegt über Süddeutschland und verlagert sich unter
einer gewissen Verstärkung bis Mittwoch nach Tschechien. Das dazugehörende
Bodentief zieht von Ungarn nach Polen. Im Bereich der nach Deutschland
reichenden Okklusion kommt es im Süden und Westen Deutschlands, im weiteren
Verlauf auch im Osten des Landes zu kräftige Niederschläge mit eingelagerten
Gewittern. Ein Dauerregenereignis liegt im Bereich des Möglichen. Etwas
gemäßigter mit lokalen Schauern oder Gewittern geht es im Norddeutschland zu.
Auch am Mittwoch bleibt der Trog über Mitteleuropa erhalten verlagert sich aber
langsam etwas nach Osten. Das Bodentief erreicht langsam die Ostsee. Dadurch
sind dann vor in der Osthälfte des Landes die kräftigen Niederschläge angesagt.
In den anderen Regionen kommt es zu weiteren Schauern und Gewittern.
Am Donnerstag zieht der Trog unter Abschwächung Richtung östliches Mitteleuropa,
wobei er rasch in die Zirkulation eines weiteren Troges über dem Nordwesten
Europas eingebunden wird. Dabei kann sich hierzulande vorübergehend ein flacher
Höhenrücken durchsetzen. Dieser wird allerdings von WLA überlaufen, die in
Verbindung mit der Warmfront eines Tiefs mit Kern nordwestlich der Britischen
Inseln steht. Sie greift im Tagesverlauf von Westen mit weiteren Niederschlägen
über. Es gelangt wieder etwas wärmere Luft nach Deutschland, wobei die
Temperaturen in 850 hPa landesweit auf etwa 8 bis 14 Grad ansteigen, mit den
höchsten Werten an den Alpen.
Am Freitag gelangen wir zunehmend auf die Vorderseite des westeuropäischen
Troges, wobei bereits in der Nacht zum Freitag die Kaltfront des sich
mittlerweile über Schottland befindlichen Bodentiefs von Nordwesten auf uns
übergreift. Bis Freitagabend hat sie Deutschland mit teils kräftigen
Niederschlägen überquert. Rückseitig fließt wieder ein Schwall kühlerer
Meeresluft ein, in der sich mit Übergreifen des Troges Schauer oder Gewitter
bilden.
Am Samstag stellt sich im Süden des Landes schwacher Zwischenhocheinfluss ein,
während im Norden und in der Mitte der zyklonale Einfluss des Troges über
Südskandinavien überwiegt. Dort sind weiterhin Schauer und Gewitter zu erwarten,
während im Süden deren Aktivität etwas gedämpft ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Entwicklung der Wetterlage im mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird von
den jüngsten Läufen des EZMW relativ konsistent vorhergesagt. Im Detail sind
aber doch Unterschiede zu erkennen, wie beispielsweise die Lage der
Höhentiefkerne und die genaue Zugbahn des Tiefs über dem östlichen Mitteleuropa
und die damit verbundene Niederschlagsentwicklung. Dabei sind beim EZMW nur
Unterschiede bezüglich der Verlagerungsgeschwindigkeit zwischen den Modellläufen
zu erkennen. Das Tief verlagert sich im neuesten Lauf etwas weiter westlich, so
dass im Osten des Landes höhere Niederschläge nicht auszuschließen sind.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bezüglich des Tiefs gibt es auch zwischen den Modellen ICON, EZMW, GEM und GFS
Unterschiede. Bei ICON ist dieses Tief jetzt auch vorhanden, wo es zuvor
lediglich in abgeschwächter Form deutlich weiter östlich vorhanden war. Nach
EZMW zieht das Tief über Polen Richtung Ostsee. Bei GFS und GEM verlagert es
sich über Westpolen und schwenkt dann Richtung Nordostdeutschland, wo es am
Mittwoch verharrt. Entsprechend variieren die Niederschlagsmengen über dem Osten
Deutschlands sehr stark. GFS zeigt im Osten sowohl am Dienstag als auch am
Mittwoch eine markante, teils auch unwetterartige Dauerregenlage. So werden
beispielsweise am Mittwoch von GFS dort regional über 60 mm / 24 Stunden
prognostiziert. In Osthessen sogar bis 80 mm /24 h. Bei EZMW und vor allem ICON
sind die Mengen wesentlich niedriger, wobei die Niederschlagstätigkeit bereits
am Dienstag stattfindet und zumindest nach dem EZMW in Ostsachsen und in
Vorpommern Hinweise für Dauerregen vorhanden sind, während ICON hierfür immer
noch keine Hinweise liefert.
Signale für Dauerregen an den Alpen bringen hingegen alle betrachteten Modelle,
wobei es auch hierbei im Detail noch Unterschiede gibt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne für Offenbach weist für den Vorhersagezeitraum auf einen unter
relativ niedrigem Geopotential wechselhaften und mäßig warmen
Witterungsabschnitt hin. Dabei ist der Spread bis Mittwoch relativ gering,
nachfolgend nimmt er deutlich zu. Im Hinblick auf die Niederschlagsentwicklung
im Osten Deutschlands wird noch ein Blick auf die Rauchfahne von Berlin
geworfen. Auch dort sind für den gesamten Zeitraum Niederschlagssignale
vorhanden, meist unter 5 mm in sechs Stunden. Nur zwei bis drei Member weisen am
Dienstag und Mittwoch auf höhere Regenmengen bis 12 mm in sechs Stunden hin.

Die Clusterung des EZMW zeigt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden ein Cluster,
was für eine hohe Prognosegüte spricht.
Von Donnerstag bis Samstag gibt es vier Cluster. Sie unterscheiden sich im Raum
Mitteleuropa aber kaum und schreiben im Wesentlichen eine zyklonal geprägte
Westlage fort. Lediglich in Cluster 2 würde sich ein westeuropäischer Höhenkeil
Richtung Mitteleuropa ausweiten. Dies scheint aber eher unwahrscheinlich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum kommt es wiederholt zu teils gewittrigen
Niederschlägen. Diese können mit markantem Starkregen verbunden sein, wobei das
Starkregenkriterium auch über einen Zeitraum von 1 bis 6 Stunden erreicht werden
kann.

Eine Dauerregenlage aufgrund von Stauniederschlägen ab Montagvormittag für den
Alpenrand und dort vornehmlich das Allgäu und das Berchtesgadener Land scheint
wahrscheinlich, und auch im Westen Deutschlands könnten eine markante
Dauerregenlage mit geringer Wahrscheinlichkeit eintreffen. In einigen Staulagen
sind auch unwetterartige Mengen nicht ausgeschlossen, darauf weisen auch
COSMO-Leps und EZMW-EPS mit relativ geringen Wahrscheinlichkeiten hin.

Bezüglich der Niederschlagsentwicklung im Osten Deutschlands ab kommenden
Dienstag bestehen wie beschrieben noch Unsicherheiten, wobei die EPS-Verfahren
für Ostsachsen, Südostbrandenburg und Vorpommern erhöhte Wahrscheinlichkeiten
für Dauerregen zeigen. Der Hauptlauf von ICON scheint in diesem Fall zu defensiv
aufgestellt, so dass man vor einer Dauerregenlage im Osten des Landes ausgehen
sollte.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, ECMWF, MOS-MIX.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer