Thema des Tages

19-07-2017 14:40

Mit der Hitze kommen die schweren Gewitter!

Das Wetter in Deutschland steht am heutigen Mittwoch voll im Zeichen
des Hochsommers! Mit einer südwestlichen Strömung gelangt heiße
subtropische Luft aus dem Mittelmeerraum in weite Teile Deutschland
und kann in der Nacht sogar bis zu den Küstenregionen vorstoßen. Mit
Sonnenunterstützung werden Höchstwerte zwischen 25 Grad im Norden und
35 Grad im Südwesten erwartet.

Doch die Luft vom Mittelmeer ist mit viel Feuchtigkeit angereichert.
Die Hitze fühlt sich entsprechend sehr drückend und in der
Wetterküche braut sich eine explosive Mischung zusammen. Meistens
fehlt nur der Zündmechanismus, um schwere Gewitter auszulösen, die
dann mit heftigem Starkregen und größerem Hagel über das Land ziehen
(vgl. Abb. 1). Am heutigen Mittwoch türmen sich die Wolken über dem
süddeutschen Bergland in der sehr warmen Luft schon ab dem Vormittag
hoch auf und entwickeln Schauer und Gewitter. Das erzwungene
Aufsteigen an orographischen Hindernissen reicht in diesem Fall aus,
um die schwülwarme (labile) Luftmasse zu zünden. Typisch sind da der
Schwarzwald, die Alb sowie die Alpen. Aber auch weiter nördlich im
Odenwald, dem Hunsrück oder dem Thüringer Wald und Erzgebirge sind im
Tagesverlauf Gewitter möglich. Diese ziehen nachfolgend durchaus auch
in die Regionen abseits der Berge. Aufgrund der jedoch eher langsamen
Verlagerungsgeschwindigkeit steht dort dann der heftige Starkregen im
Fokus. Lokal können 25 bis 50 Liter Regen pro Quadratmeter fallen.
Gleichermaßen ist aufgrund hoher konvektiv verfügbarer potentieller
Energiemengen auch Großhagel bis 4 cm im Bereich des Möglichen, der
lokal auch in größeren Mengen vom Himmel fallen kann.

Weiter nach Nordwesten bekommt dies meist noch dynamische
Unterstützung. Diese ist von Frankreich her im Anmarsch. Ausgehend
von Tief "Zlatan I" zwischen Island und den Britischen Inseln nähert
sich eine Luftmassengrenze, die am Nachmittag vom Atlantik her das
französische Festland erreicht. Dieser vorgelagert ist eine
Konvergenzlinie (vgl. Wetterlexikon unter: http://bit.ly/2teQGvy),
die an dem Teiltief "Zlatan II" über Südengland gekoppelt am Abend
deutschen Boden betritt (vgl. Abb. 2). Durch das Zusammenströmen der
Luft an dieser Linie weicht sie in die Höhe aus. Einhergehend setzen
vertikale Umwälzungen ein, die als Gewitterauslösung völlig
ausreichend sind, sodass sich rasch hochreichende Gewitterwolken
auftürmen. Anders als im Süden ist dort die Schubkomponente deutlich
erhöht. Größere vertikale Windscherung (vgl. vertikale
Geschwindigkeits- oder Richtungsänderung des Windes) lässt teilweise
auf linienhaft organisierte Strukturen schließen, die auch
Bogenformen annehmen können. Diese sind ein typisches Zeichen für
hohe Spitzenböen, sodass Windgeschwindigkeiten bis 100 km/h, lokal
sogar bis 115 km/h möglich sind. Dazu ist auch größerer Hagel bis 4
cm zu erwarten. Der heftige Starkregen kann zunächst Werte zwischen
15 und 30 Liter, in der Nacht aber zunehmend bis 40 Liter oder mehr
pro Stunde erreichen.

Auch der Donnerstag steht verbreitet im Zeichen der Gewitter.
Besonders im Norden und Osten kracht es häufig und kräftig. Auch im
Südosten sind in der dort noch feuchten und heißen Luft erneut
Gewitter mit Unwetterpotential zu erwarten. Gebietsweise treten
heftiger Starkregen und größerer Hagel auf. Dabei wird es bei Werten
zwischen 20 und 31 Grad allgemein nicht mehr ganz so heiß.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.07.2017

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