DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-07-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.07.2017 um 10.30 UTC



Anfangs hochsommerlich warm mit kräftigen Gewittern, ab Freitag Abkühlung und
Wetterberuhigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 24.07.2017


Am Donnerstag liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Langwellentroges in
500 hPa, der sich vom Seegebiet zwischen Island und den Britischen Inseln bis
zur Iberischen Halbinsel erstreckt. Nach aktueller Einschätzung des
EZMW-Hauptlaufs liegen der Osten Deutschlands und die sich östlich
anschließenden Regionen zumindest zu Tagesbeginn noch unter einem schwachen
Höhenrücken, der aber im Tagesverlauf mehr und mehr nach Osten abgedrängt wird.
Mit dem Langwellentrog korrespondiert ein Tief über dem östlichen Nordatlantik,
dessen Frontensystem das Wetter in Deutschland bestimmt. Dies geschieht
einerseits durch seine Warmfront, die anfangs im Nordosten wetterwirksam ist und
dort auch skalige Niederschläge bringt. Andererseits kommt die Kaltfront im
Tagesverlauf vom Westen her bis in die Mitte voran, in der Nacht zu Freitag
überquert sie dann den Osten und erreicht Polen, im Süden erreicht sie die
Alpen. Präfrontal und mit Passage der Kaltfront sind zum Teil heftige Gewitter
zu erwarten, die durchaus Unwetterpotential besitzen, insbesondere bezüglich
Starkregen und Hagel, aber auch Sturmböen sind möglich. Mit der Front und der
insgesamt südwestlichen Strömung sinken auch die Temperaturen. Während im
Südosten zu Tagesbeginn in 850 hPa noch Werte um 20 Grad zu erwarten sind,
liegen die entsprechenden Werte dort am Abend nur noch um 15, ausgangs der Nacht
sogar nur bei etwa 12 Grad. Im Nordwesten ist es deutlich kühler, hier liegen
die 850er-Temperturen ausgangs der Nacht nur um 5 Grad.

Am Freitag bleibt der Langwellentrog über Westeuropa erhalten, seine Achse liegt
am Tage noch über Frankreich, in der Nacht wandert sich scheinbar retrograd nach
Westen, was einer Regenerierung des Troges auf seiner Westflanke geschuldet ist.
Über Deutschland stellt sich damit eine südwestliche und recht gradlinige
Höhenströmung ein. Im Bodendruckfeld wird der schwache Zwischenhocheinfluss, der
sich in und ausgangs der Nacht im Süden bemerkbar machen konnte, rasch wieder
abgebaut, so dass sich auch dort eine, wenn auch schwache, südwestliche Strömung
einstellen kann. Damit neigt die an den Alpen liegende Front zur Wellenbildung,
zumindest kann die auf der Südseite der Front liegende feucht-labile Luft wieder
in die Gebiete südlich der Donau gedrückt werden, so dass dort im Tagesverlauf
erneut Gewitter auftreten können. In den übrigen Gebieten sind einzelne Schauer
und Gewitter nicht ausgeschlossen, die schwachen Hebungsantriebe zusammen mit
der deutlich trockeneren Luftmasse lassen deren Potential aber recht limitiert
erscheinen. Das reduzierte Temperaturniveau in 850 hPa (maximal 15 Grad im
Südosten und um 7 Grad im Nordwesten) bleibt uns dabei erhalten.

Am Samstag sieht der EZMW-Hauptlauf keine grundlegenden Änderungen in der
synoptischen Konstellation. Weiterhin liegt Deutschland auf der Vorderseite des
Langwellentroges, der kaum nach Osten vorankommt und bei dem allenfalls
kurzwellige Anteile für leicht erhöhte Hebungsimpulse sorgen können. Das
zugehörige Tief wandert von Schottland kommend zögerlich in Richtung Osten, ohne
dass sich sein Einfluss in Deutschland nennenswert ändert. Somit ist ein
verbreitet trockener Tag zu erwarten, die 850er-Temperaturen sollen dabei leicht
ansteigen.

Am Sonntag bleibt der Trog nur wenig verändert über Westeuropa liegen, am Montag
greift er dann auf Deutschland über, so dass der Wettercharakter insgesamt
wechselhafter wird. Ein in der Nacht zu Montag von Frankreich auf den Südwesten
übergreifendes flaches Bodentief soll allerdings, unterstützt durch einen in der
südwestlichen Höhenströmung ablaufenden markanten Kurzwellentrog, recht kräftige
Regenfälle bringen. Dieses Szenario wird von den anderen Modellen und den
EZMW-Ensembles aber nur bedingt gestützt.

Im Weiteren ist bis zur Wochenmitte nicht mit einer durchgreifenden Änderung zu
rechnen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Übereinstimmung des aktuellen EZWM-00-UTC-Laufes mit seinen Vorläufen ist
wenig erbaulich. So errechnete der gestrige 00-UTC-Lauf für Freitag um 12 UTC
noch einen markanten Langwellentrog mit Kern nördlich der Irischen See, der mit
großer Amplitude über den Westen Frankreichs bis nach Spanien ausgriff. Aktuell
wird das Zentrum zum genannten Termin knapp 500 km weiter nordwestlich
simuliert, und die Trogstruktur ist viel flacher gehalten, allerdings ist die
Trogachse bei den beiden 00-UTC-Läufen grob in der gleichen Region zu erkennen.
Die geringe Amplitude des Troges war auch schon im gestrigen 12-UTC-Lauf
angesagt, der Trogachse bzw. die beiden schwachen Trogachsen lagen dabei aber
schon über Benelux und an der deutsch-polnischen Grenze. Die
Geopotentialunterschiede machen sich auch im Bodendruckfeld deutlich bemerkbar,
wo der gestrige 12-UTC-Lauf die 1015er-Isobare über der Nordsee ermittelte, der
gestrige 00-UTC-Lauf dagegen über Zentralfrankreich.

Am Samstag sollten die Freunde eher ruhigen Hochdruckwetters auf den gestrigen
12-UTC-Lauf hoffen, der vom Atlantik einen Hochdruckkeil bis nach Osteuropa
ausgreifen ließ. Die beiden 00-UTC-Läufe dagegen sehen Deutschland vorderseitig
eines Langwellentroges mit entsprechend niedrigerem Bodendruck, wobei auch die
Tröge der beiden 00-UTC-Läufe noch beträchtliche Unterschiede, z.B. bezüglich
der Lage der Achse, aufweisen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Übereinstimmung des aktuellen EZWM-00-UTC-Laufes mit GFS und ICON muss als
eher schlecht bezeichnet werden. So errechnet ICON für Freitag um 12 UTC einen
markanten Langwellentrog mit Kern westlich von Irland, der mit großer Amplitude
bis in den Süden Spaniens ausgreift. EZMW sieht das Zentrum zum genannten Termin
dagegen etwa 450 km weiter nördlich, und GFS liegt mit dem Kern sogar noch etwas
nördlicher. Die Trogstruktur ist bei EZMW und auch, wenn auch etwas weniger
deutlich, bei GFS viel flacher gehalten, was über Deutschland bei diesen
Modellen in einer west-südwestlichen Höhenströmung resultiert, während die von
ICON eine fast südliche ist. Entsprechend ist ICON auch das wärmste Modell mit
der 10-Grad-Isotherme (850 hPa) an des Nordspitze Dänemarks. Für den Norden
Deutschlands unterscheiden sich ICON und EZMW in der 850er Temperatur um etwa 7
bis 8 Grad. Im Bodendruckfeld simulieren EZMW und GFS für den Freitag einen
schwachen Keil, ICON sieht dort noch Tiefdruckrinne.

Im Weiteren verfestigen sich diese Unterschiede. Am Samstag liegen die
Geopotentialminima im westeuropäischen Trog schon über 700 km auseinander (EZMW
-ICON), weiterhin zeigen sich neben den bekannten Unterschieden in der
Trogstruktur auch im Bodendruckfeld deutliche Unterschiede, wo ICON eine
markante Tiefdruckrinne von der Nordsee nach Ungarn simuliert, EZMW und GFS dort
aber eher hohen Luftdruck errechnen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum +72 bis +96 Stunden werden die Ensembles in 3 Cluster unterteilt,
die alle in der Kategorie "negative NAO" liegen, wobei der mit 16 Mitgliedern
von der Größe her mittlere einen sehr markanten westeuropäischen Trog zeigt, wie
ihn in ähnlicher Form der gestrige 00-UTC-Lauf zeigte.

Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden werden 5 Cluster errechnet, dabei liegen der
Haupt- und der Kontrolllauf im mit 12 Mitgliedern von der Größe her mittleren
Cluster. Die 5 Cluster deuten schon die Unsicherheit in der Vorhersage an,
immerhin zeigen die beiden größten Cluster mit zusammen 26 Mitgliedern weiterhin
die Kategorie "NAO" an mit einem Trog über Westeuropa und somit Deutschland in
einer trogvorderseitigen Position.

Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen bei geringer Streuung einen Anstieg der
850er Temperaturen bis Mittwoch an, dann, unter allmählichem Anstieg der
Streuung, eine deutliche Abnahme der 850er Temperatur. Schon am Freitag liegt
die Streuung bei 11 Grad (zwischen 5 und 16 Grad), am Montag beträgt sie 17 Grad
(zwischen 4 und 21 Grad).

Die GFS-Ensembles zeigen einen ähnlichen Verlauf, inklusive der sehr hohen
Streuung der Ensemblemitglieder im mittelfristigen Vorhersagebereich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt am Donnerstag Signale für signifikant erhöhte Temperaturen, am Freitag
im Norden für signifikante Niederschläge.

COSMO-LEPS zeigt am Donnerstag fast für ganz Deutschland Temperaturmaxima über
25 Grad an, am Rhein und in Teilen des Südens auch über 30 Grad. Von Donnerstag
bis in den Samstag zeigt COSMO-LEPS geringe Signale (um 10% bis lokal 20%
Wahrscheinlichkeit) für mehr als 25 mm Regen in 12 Stunden, die allerdings in
Verbindung mit starker Gewittertätigkeit zu sehen sind.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas