Thema des Tages

10-07-2017 14:40

Die Örtlichkeit von Gewittern

Auch am heutigen Montag beherrschen Gewitter in Deutschland die
Schlagzeilen in Sachen Wetter. Am vergangenen Wochenende gab es
kräftige Gewitter bis in den Unwetterbereich (nach den Kriterien des
Deutschen Wetterdienstes) beispielsweise am Samstag am Bodensee oder
am Sonntag im Saarland. So fielen in Friedrichshafen am Samstag
zwischen 17 und 22 Uhr MESZ an einer fast stationären Gewitterlinie
120 Liter Regen pro Quadratmeter (davon 89 Liter allein in 2
Stunden). Im saarländischen Neunkirchen wurden am Sonntag um 21 Uhr
MESZ 49 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde registriert (siehe
auch die Grafik unter
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/7/10.html). Und auch
für heute sind weitere Gewitter angekündigt, die lokal durchaus
wieder Unwetterpotenzial haben.

Was von Seiten des Deutschen Wetterdienstes bei solchen Wetterlagen
häufig für größere Teile in Deutschland in einer sogenannten
Vorabinformation vor zu erwartenden schweren Gewittern mündet, wobei
eine sehr gefährliche oder sogar extrem gefährliche Wetterentwicklung
erkennbar und möglich, Gebiet, Zeit und Intensität aber noch nicht
hinreichend gesichert ist, endet beim Kunden hinterher jedoch nicht
selten mit einer Enttäuschung über ausbleibende Gewitter. Die
Schwierigkeit dabei ist, dass Gewitter an einer Stelle oft sehr
starke Begleiterscheinungen aufweisen, einige Kilometer entfernt
davon aber überhaupt nichts passiert oder vielleicht nur fünf Tropfen
vom Himmel fallen.

Die Vorhersagemeteorologen können dabei eigentlich nur "schlecht"
aussehen. Geben sie eine Vorabinformation heraus, so erwarten alle
schwere Gewitter, obwohl es in vielen Fällen nicht jeden treffen
wird. Tun sie es nicht, so sind alle diejenigen verärgert, die es
"schlimm" erwischt hat. Beim Deutschen Wetterdienst ist das Kriterium
für eine Vorabinformation die mögliche Auslösung von verbreitet
auftretenden schweren Gewittern, wobei die Beurteilung der räumlichen
Positionierung von schweren Gewittern eben nicht einfach ist, zumal
es für dieses teils extreme Naturereignis auch keine objektiven
Kriterien gibt (geben kann).

Warum aber bringen Gewitter in vielen Fällen nur örtlich
unwetterartige Begleiterscheinungen? Sogenannte "Wärmegewitter" oder
"Hitzegewitter" entstehen im Sommer in einer schwül-warmen
(feucht-labilen) Luftmasse. Diese Luft wird am Boden durch
Sonneneinstrahlung erwärmt, wodurch sie aufsteigt. In der Höhe bilden
sich bei günstigen Bedingungen hochreichende Gewitterwolken aus. Nun
kann man sich das Ganze wie in einem Kochtopf vorstellen: Die
Herdplatte erhitzt das Wasser und irgendwann steigen Blasen auf. Wo
die Blasen aufsteigen, lässt sich nicht vorhersagen und so ist es
übertragen auf die Natur mit der Entstehung von Gewittern auch. So
kann es beispielsweise in einer größeren Stadt in einem Stadtteil zu
sintflutartigem Regen kommen, während in einem anderen Stadtteil
sogar noch die Sonne scheint und es zeitgleich trocken bleibt.

Die Gewitterzellen haben dabei oft nur eine Breite (horizontale
Ausdehnung) von einigen Kilometern oder sogar nur einigen hundert
Metern und eine Überlebensdauer von einer halben bis anderthalb
Stunden. Manchmal wachsen aber auch mehrere Gewitter zu einem Cluster
zusammen, der dann länger überdauern kann und der etwas verbreiteter
hohe Regensummen bringt. Die begrenzte Räumlichkeit der
Begleiterscheinungen von kräftigen Gewittern lassen sich auch bei den
anderen Gewitterarten wie "Kaltluftgewitter" und mit leichten
Einschränkungen auch bei linienhaft angeordneten Frontgewittern
beobachten.

Am heutigen Montag gibt es vor allem in der Mitte und im Nordosten,
am Nachmittag erneut auch im Süden und Westen Schauer und Gewitter
mit lokalem Unwetterpotenzial. Und auch dann wieder wird nicht jeder
davon etwas abbekommen, während ein paar Kilometer weiter "die Welt
untergeht".

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.07.2017

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