DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-07-2017 21:00
SXEU31 DWAV 031800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 03.07.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Heute in Küstennähe einzelne Gewitter mit stürmischen Böen. Morgen
wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse. Am Mittwoch und
Donnerstag im Süden wahrscheinlich wieder zunehmende Gewitterneigung.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegt der Norden und Nordosten Deutschlands unter der Frontalzone.
Ein darin eingelagerter Trog wird nach Ost-Südost gesteuert. In dessen Bereich
kommt es in Küstennähe und im küstennahen Binnenland sowie im Nordosten
vielleicht auch noch ein wenig weiter landeinwärts ausgreifend zu einzelnen
kurzen Gewittern. Bedingt durch den kräftigen Oberwind, der bereits im 850
hPa-Niveau bis 45 kt erreicht, können in Verbindung mit diesen Gewittern nicht
nur an der See, sondern auch etwas weiter landeinwärts stürmische Böen
auftreten. Starkregen ist aufgrund der raschen Verlagerung der Gewitter eher
unwahrscheinlich. Auch abseits von Gewittern gibt es bis weit ins Binnenland
hinein Windböen.
In der Mitte und im Süden sorgt Hochdruckeinfluss für freundliches Wetter;
Absinken hält Konvektionsbewölkung flach. Dabei bleibt es durchweg trocken.
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Trog rasch nach Nordwestpolen. Von
Nordwesten her setzt Stabilisierung ein, so dass in der zweiten Nachthälfte dann
auch im Nordosten die Konvektion zum Erliegen kommt. Allerdings bleibt es durch
die Nähe der Frontalzone an der Küste windig mit Windböen.
Die dem Trog vorgelagerte Kaltfront dringt bis zur Linie Uckermark - Altmark -
Niederrhein vor. Allerdings sind im Frontbereich (wenn überhaupt) nur geringe
Niederschläge zu erwarten; mehr als 5 mm innerhalb von 12 Stunden sind
unwahrscheinlich.
Nach Süden hin hält sich Hochdruckeinfluss, wodurch es verbreitet aufklart.
Aufgrund der Jahreszeit ist die Nebelneigung jedoch gering.

Dienstag ... gelangt Deutschland unter einen breiten Höhenrücken. In dessen
Nordflanke läuft allerdings ein weiterer Kurzwellentrog hinein, wodurch die
Frontalzone noch nicht so recht nach Norden herausgedrückt wird. Die Kaltfront
kommt zwar im Osten weiter nach Süden voran und dringt bis in den
Osterzgebirgsraum vor, ohne nennenswert wetterwirksam zu sein. Im Westen beginnt
diese Front über dem Rheinland rückläufig zu werden.
Aufgrund der Nähe der Frontalzone kommt es zunächst noch im gesamten
Küstenbereich und bis zum Abend an der Vorpommerschen Ostseeküste zu Windböen.
Markant zu bewarnende Wetterereignisse sind jedoch nicht zu erwarten.
Im Südwesten und im Süden hält sich Hochdruckeinfluss, Absinken lässt keine
nennenswerte Konvektionsbewölkung entstehen. Die Prognosetemps zeigen zwischen
700 und 800 hPa eine Absinkinversion. Somit kann sich die Luftmasse weiter
erwärmen, was naturgemäß auch eine allmähliche Labilisierung mit sich bringt.
Allerdings ist selbst in den Gebirgsregionen die Auslösung von Gewittern
unwahrscheinlich.
Im Norden bewegen sich die Temperaturen zwischen 16 und 21 Grad, in der Mitte
werden 21 bis 25, im Süden 25 bis 29 Grad erreicht.
In der Nacht zum Mittwoch greift der o.g. Kurzwellentrog auf die Deutsche Bucht
über. Vorderseitig kann mit leicht aktivierten Front auf den Nordwesten
Deutschlands mehrschichtige Bewölkung übergreifen. Allerdings sind nur wenige
Millimeter Niederschlag zu erwarten.
Nach Süden hin ist es größtenteils klar. Auch wenn die Luftdruckgegensätze
gering sind, so ist Nebel nahezu unwahrscheinlich.

Mittwoch ... wird auch der neue Kurzwellentrog rasch über den Norden und
Nordosten Deutschlands hinweg gesteuert und erreicht ausgangs der Nacht bereits
die Baltischen Staaten. Nach Trogpassage setzt sich wieder eine west-
nordwestliche Strömung durch, was die Front ohne nennenswerte Wetterwirksamkeit
allmählich nach Norden drückt. Somit kann sich die wärmere Luft zusehends auch
im Nordwesten und in den mittleren Gebieten durchsetzen.
Im Südwesten und im Süden macht die Erwärmung weitere Fortschritte, wobei die
Labilität auch deutlich zunimmt. Zwar erreicht CAPE z.T. bereits mehr als 1500
J/kg und der Gehalt an niederschlagbarem Wasser steigt auf 25 bis 30 mm, aber
die Labilität ist gedeckelt und dynamisch bedingte Hebung ist nicht auszumachen.
Somit sollte sich die Auslösung hochreichender Konvektion auf die
Gebirgsregionen Südwest- und Süddeutschlands beschränken (falls es überhaupt
dazu kommen sollte). Aufgrund nahezu nicht vorhandener Scherung dürfte es sich
dann nur um Einzelzellen handeln, wobei dann durchaus die Gefahr von Starkregen
besteht.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen im Norden und Nordosten 17 bis 22, im
Westen und in den mittleren Gebieten 22 bis 27 Grad und im Süden und Südwesten
27 bis 32 Grad, wobei es dort in tieferen Lagen zusehends schwülwarm wird.
In der Nacht zum Donnerstag gelangt Deutschland mehr und mehr in den Bereich
eines sich über der Nordsee aufwölbenden Höhenrückens. Durch diesen wird ein
ausgedehntes Hoch über Mitteleuropa gestützt. Die Front kommt somit unter
antizyklonalen Einfluss ist kaum noch zu finden. In weiten Teilen Deutschlands
klart es auf. Dort, wo es zuvor viel geregnet hat, können sich flache
Nebelfelder bilden.

Donnerstag ... greift der Höhenrücken von der Nordsee kommend auf Mitteleuropa
über. Gleichzeitig erreicht ein Cut-Off-Tief, das aus einem vorherigen
Austropfprozess über dem Nordatlantik hervorging, die Iberische Halbinsel. An
dessen Vorderseite setzt Druckfall ein, der auch auf Westfrankreich übergreift
und zur Bildung einer flachen Tiefdruckrinne führt. Zwischen dieser
Tiefdruckrinne und dem o.g. Hoch (oder besser, was davon übrig ist) dringt sehr
warme und labil geschichtete Luft noch etwas nach Norden vor. Wahrscheinlich
verbleibt nur der Nordosten noch in der gemäßigten Luftmasse.
Neben der Erwärmung schreitet im Süden auch die Labilisierung weiter voran. CAPE
erreicht ca. 2000 J/kg. Allerdings unterbindet der Rücken jeglichen dynamischen
Hebungsantrieb, auch setzt Konvektion erstzwischen 750 und 800 hPa ein und die
Auslösetemperatur wird nur mit Mühe erreicht. Folglich ist zwar hochreichende
Konvektion wahrscheinlicher als am Vortag, sollte aber im Wesentlichen nur mit
Hilfe der Orografie zustande kommen. Dann wären aber heftiger Starkregen und
auch größerer Hagel bis hin zum Unwetter vorstellbar.
Die Temperatur steigt im Norden und Nordosten auf 21 bis 26, unmittelbar an der
See auf Werte um 19 Grad. In den mittleren gebieten werden 25 bis 29 Grad
erreicht, im Westen und Süden steigt die Temperatur auf 29 bis 34 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Ach probabilistische Verfahren zeigen keine Besonderheiten. Lediglich nach
COSMO-LEPS würde hochreichende Konvektion (wahrscheinlich mit Starkregen)
bereits am Donnerstag auch auf den zentralen Mittelgebirgsraum übergreifen. Die
Wahrscheinlichkeit hierfür ist jedoch gering.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann