DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-06-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 17.06.2017 um 10.30 UTC



Unter Hochdruckeinfluss meist sommerlich warm bis heiß, im Norden und Nordosten
kühler. Am Wochenende mit Kaltfrontpassage teils kräftige Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 24.06.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Dienstag liegt Deutschland
zunächst unter einem breiten Höhenrücken, bevor der Norden und Osten
Deutschlands in den Randbereich eines skandinavischen Höhentroges gelangen. Dem
Trog vorgelagert ist die Kaltfront eines Tiefs mit Kern über der nördlichen
Ostsee bzw. dem Baltikum, die bereits am Vormittag von Norden auf Deutschland
übergreift und bis zum Abend bzw. in der Nacht zum Mittwoch die mittleren
Landesteile erreicht. Sie ist vor allem thermisch ausgeprägt und weist kaum
Wetteraktivität auf, denn sie gelangt über Deutschland zunehmend unter den
Einfluss eines Hochs mit Schwerpunkt bei Großbritannien. Postfrontal fließt mit
einer nordwestlichen Strömung deutlich kühlere Luft in den Norden und Osten ein,
wobei die Temperatur in 850 hPa bis auf drei Grad absinkt.

Am Mittwoch zieht der skandinavische Höhentrog ostwärts ab, wir verbleiben aber
auf der Vorderseite eines sich über Westeuropa aufwölbenden Höhenrückens.
Dadurch gestützt wird weiterhin das Bodenhoch, dessen Schwerpunkt sich auf die
Nordsee verlagert. Die Luftmassengrenze verbleibt etwa über der Mitte
Deutschlands wetterinaktiv liegen. Sie geht in die Warmfront eines Tiefs südlich
von Island über und wird somit über Westeuropa rückläufig. Dadurch stellt sich
ein deutlicher Temperaturkontrast über Deutschland ein mit 850 hPa Temperaturen
um 4 Grad im Nordosten und um 16 Grad im Südwesten.

Am Donnerstag kommt der Höhenrücken unter Abflachung seiner Amplitude etwas
ostwärts voran, die Achse verbleibt aber westlich von uns. Das Bodenhoch
verlagert seinen Schwerpunkt unter Abschwächung Richtung Mitteleuropa.
Gleichzeitig etabliert sich ausgehend von einem Tiefdruckgebiet bei Island eine
Tiefdruckrinne über Westeuropa. Mit der auf südliche Richtungen drehenden
Strömung kommt die Warmluft wieder etwas weiter nach Norden und Osten voran,
wobei die 15-Grad-Isotherme Freitagfrüh etwa entlang der Elbe verläuft.

Am Freitag wandert der Höhenrücken ostwärts über uns hinweg und wir gelangen
zunehmend auf die Vorderseite eines Höhentroges über dem Nordwesten Europas.
Gleichzeitig greift die Tiefdruckrinne mit eingelagerter Kaltfront von Westen
auf uns über. Vorderseitig muss mit einzelnen kräftigen Schauern und Gewittern
gerechnet werden.

Bis Samstagfrüh hat die Kaltfront weite Teile des Landes überquert und die warme
Luft nach Osten abgedrängt. Im Süden findet allerdings noch kein
Luftmassenaustausch statt. In der Nordhälfte bilden sich in der einfließenden
kühleren Luftmasse und mit Durchschwenken des flachen Höhentroges Schauer.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC Laufs des EZMW kann bis Donnerstag als gut
bezeichnet werden.

Danach gibt es Unterschiede bezüglich der als Warmfront wieder rückläufigen
Luftmassengrenze bzw. bezüglich des Übergreifens der Tiefdruckrinne und der
nachfolgenden Kaltfrontpassage. Dies geschieht nun wieder deutlich schneller im
Vergleich zum gestrigen 00 UTC Lauf, wobei Freitagmittag ein Versatz von etwa
1000 km zwischen den beiden 00 UTC Läufen zu erkennen ist. Die schnellere
Verlagerung wurde aber bereits im gestrigen 12 UTC Lauf gezeigt. Entsprechend
greift die eingelagerte Kaltfront im Vergleich zum gestrigen 00 UTC Lauf etwa 24
Stunden früher auf uns über.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Modellvergleich zeigt bis Freitag keine wesentlichen Unterschiede.
Nachfolgend zeigt EZMW im Vergleich zu ICON eine deutlich schnellere
Frontpassage und GFS die langsamste Lösung, weshalb die 10-Tages-Vorhersage auf
Basis von MOS-Mix erstellt wird. Ohnehin prognostiziert GFS ab Samstag ein
anderes Szenario. Während EZMW und ICON ab Samstag auf einen unter
Tiefdruckeinfluss wechselhaften und kühlen Witterungsabschnitt hindeuten, baut
sich nach GFS bereits der nächste Höhenrücken über Westeuropa auf.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Interessant ist die Rauchfahne von Offenbach im Hinblick auf die Frontpassage am
Freitag. Haupt- und Kontrolllauf zeigen am Freitagnachmittag/-abend einen
rasanten Temperaturrückgang, während die Mehrheit der Member dies erst am
Samstag zeigt. Der zeitliche Versatz wird auch bei der Niederschlagsverteilung
sichtbar. Der Hauptlauf besitzt einen deutlichen Peak Samstagfrüh, anhand der
Member tauchen die meisten Niederschlagssignale aber erst im Laufe des Samstags
auf. Ein langsameres Übergreifen der Rinne bzw. der Kaltfront scheint somit
wahrscheinlicher.

Die Clusterung des EZMW besitzt für Dienstag und Mittwoch nur einen Cluster. Für
den Zeitraum von Donnerstag bis Samstag gibt es zwei Cluster. Cluster 1, das die
Mehrheit der Member beinhaltet, deutet ebenfalls auf ein späteres Übergreifen
der Rinne hin. Der Hauptlauf befindet sich in Cluster 2.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


In der über dem Süden verbleibenden Warmluft können sich am Dienstag und
Mittwoch insbesondere südlich der Donau und im Schwarzwald einzelne Gewitter in
Verbindung mit Starkregen, Hagel und Sturmböen bilden.

Mit Übergreifen der Kaltfront am Dienstag ist dagegen kaum mit Gewittern zu
rechnen.

Vermehrt mit teils kräftigen Schauern und Gewittern ist wieder am Freitag und
Samstag mit Kaltfrontpassage zu rechnen, wobei der genaue zeitliche Ablauf noch
unsicher ist.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger