DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-06-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 11.06.2017 um 10.30 UTC



Unter Hochdruckeinfluss zunächst sommerlich warm. Am Donnerstag und Freitag mit
Kaltfrontpassage Gewitter. Nachfolgend etwas kühler und vor allem in der
Nordhälfte wechselhaft.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 18.06.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Mittwoch liegt Deutschland
auf der Vorderseite eines Höhenrückens, der sich über Westeuropa und die Nordsee
hinweg bis nach Finnland erstreckt. Dieser stützt ein Bodenhoch, dessen
Schwerpunkt sich bis zum Abend über Deutschland befindet. Dabei gelangt in den
Norden und Osten des Landes mit einer nordwestlichen Strömung zunächst noch
kühlere und wolkenreiche Luft. Im Westen und Süden wird es dagegen sommerlich
warm, wobei entlang des Oberrheins vereinzelt auch 30 Grad erreicht werden
können.

Am Donnerstag verlagert sich der Höhenrücken rasch ostwärts, sodass dessen Achse
bis zum Abend bereits über das östliche Mitteleuropa verläuft. Gleichzeitig
nähert sich von der Nordsee ein kurzwelliger Höhentrog. Daran gekoppelt ist eine
Tiefdruckrinne, die im Tagesverlauf von Westen auf Deutschland übergreift. Die
darin eingelagerte Kaltfront eines Tiefs mit Kern über der Norwegischen See
bleibt zunächst noch weitgehend außen vor, präfrontal entwickeln sich aber in
der warmen bis heißen Luftmasse gebietsweise Gewitter.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der Höhentrog weiter ostwärts und von Westen
greift die Kaltfront mit teils schauerartig verstärkten Niederschlägen auf
Deutschland über. Bis Freitagfrüh hat sie Deutschland bereits ostwärts
überquert. Rückseitig setzt Druckanstieg ein, wobei sich zwischen hohem
Luftdruck über Westeuropa und dem sich mittlerweile über Südskandinavien
befindlichen Tief eine stramme nordwestliche Strömung einstellt, mit der am
Freitag kühlere Meeresluft zu uns gelangt. Dabei sinkt die Temperatur in 850 hPa
auf etwa 6 bis 3 Grad ab, im äußersten Süden kann die Warmluft hingegen nicht
verdrängt werden. Mit Trogpassage gestaltet sich das Wetter vor allem in der
Nordhälfte wechselhaft mit Schauern.

Am Samstag zieht der Trog ostwärts ab. Nachfolgend baut sich ein schwacher
Rücken über Deutschland auf. Schon bald nähert sich aber von der Nordsee und
Skandinavien ein neuer Trog, der ein Tief über dem Süden Skandinaviens stützt.
Das Frontensystem des Tiefs greift im Tagesverlauf auf Deutschland über und
sorgt vor allem in der Nordhälfte für Regen. Richtung Südwesten und Süden
dominiert schwacher Hochdruckeinfluss und dort steigt die 850 hPa Temperatur
vorübergehend auf Werte über 10 Grad an.

Am Sonntag verlagern sich Höhentrog und Bodentief ostwärts und die Kaltfront
erreicht bis zum Nachmittag die Alpen. Mit der auf nördliche Richtungen
drehenden Strömung gelangt erneut ein Schwall kühler Meeresluft zu uns, in der
sich im Norden und über der Mitte Schauer bilden.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC Laufs des EZMW kann bis einschließlich
Samstag als gut bezeichnet werden.

Die Entwicklung des kräftigen Tiefs ab Sonntag über der Ostsee bzw. dem
östlichen Mitteleuropa und somit ein erneuter Kaltluftvorstoß werden seit dem
gestrigen 12 UTC Lauf prognostiziert. Allerdings bestehen auch zwischen dem
gestrigen 12 UTC Lauf und dem heutigen 00 UTC Lauf diesbezüglich noch große
Unterschiede, sodass weitere Läufe abgewartet werden müssen.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Kaltfront am Donnerstag bzw. in der Nacht zum Freitag kommt nach EZMW
deutlich schneller ostwärts voran als bei GFS und ICON, wobei ICON die
langsamste Lösung zeigt. Zudem sind der Höhentrog und damit auch die
Niederschlagstätigkeit an der Front bei EZMW am stärksten ausgeprägt. Dabei gibt
es sogar lokal Signale für markanten Starkregen innerhalb von sechs Stunden. Für
das Allgäu wird das auch durch leicht erhöhte Wahrscheinlichkeiten des EZMW-EPS
gestützt. GFS und ICON zeigen keine Hinweise auf Starkregen im Frontbereich.
Die Entwicklung des kräftigen Tiefs am Sonntag wird bislang nur von EZMW in der
Form gezeigt. Nach GFS und ICON dominiert hierzulande Hochdruckeinfluss.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis Freitag zeigt die Rauchfahne von Offenbach einen engen Verlauf, mit einem
deutlich erkennbaren Temperaturrückgang von Donnerstag auf Freitag und
entsprechenden Niederschlagssignalen. Nachfolgend nimmt der Spread sowohl bei
der Temperatur als auch beim Geopotential deutlich zu. Dabei werden der erneute
Temperaturrückgang und die Geopotentialabnahme zum Ende der Mittelfrist von der
Mehrheit der Ensemble Member nicht gestützt.

Dies zeigt sich auch bei der Clusterung für den Zeitraum t+120 bis 168 Stunden.
Kontroll- und Hauptlauf befinden sich in Cluster drei von drei mit der kleinsten
Anzahl Member. Die meisten Member befinden sich in Cluster 1, bei dem sich ein
breiter Rücken über West- und Mitteleuropa befindet.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Mittwoch können sich unmittelbar an den Alpen und im Schwarzwald lokal
Gewitter mit Starkregen und Hagel bilden.

Am Donnerstag besteht zunächst im Westen und Süden, abends und in der Nacht zum
Freitag auch im Norden und Osten die Gefahr für einzelne Gewitter mit
Starkregen, Hagel und Sturmböen. Wie bereits beschrieben, werden die markanten
Niederschlagsmengen mit Frontpassage nur von EZMW gezeigt.

Nachfolgend ist meist mit keinen signifikanten Wettererscheinungen zu rechnen,
nur in exponierten Küstenlagen und in Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge
sind einzelne stürmische Böen aus Nordwest zu erwarten.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS, operationelle Modelle
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger