Thema des Tages

01-06-2017 14:40

Die Tropensturmsaison 2017

Sonnenscheinreiches und sommerlich warmes (Bade-)Wetter ist das
klassische mitteleuropäische Sommerwetter, das sich viele wünschen.
Dabei sind wir es in den mittleren Breiten gewohnt, dass sich das
Wetter zwar über einen längeren Abschnitt unter Hochdruckeinfluss
stabil halten kann, doch meist lässt das nächste Tiefdruckgebiet mit
Regenwolken und kühleren Temperaturen nicht allzu lange auf sich
warten.

Deutlich eintöniger gestaltet sich das Wetter hingegen in den Tropen.
Meist sorgen ein steter und gering ausgeprägter Tagesgang der
Temperatur und wiederholt auftretende, heftige tropische Schauer für
einen sich täglich wiederholenden Wetterablauf. Doch auch dieser kann
hin und wieder durch ein Ereignis unterbrochen werden, das in seiner
Intensität und bezüglich seines Schadenpotentials mit zu den
intensivsten und gefährlichsten Naturereignissen zählt, die wir auf
der Erde kennen ? und zwar durch einen tropischen Sturm.

Die für die Tropensturmentwicklung notwendigen Zutaten beinhalten
eine hochreichend feuchte Luftmasse, wie sie z.B. durch ständige
Verdunstung aus den Meeren entsteht. Auch eine sehr geringe
Windscherung ist eine wichtige Voraussetzung. Dies bedeutet, dass der
Wind mit der Höhe nicht oder nur geringfügig zunimmt und sich ein
Tropensturm in Ruhe entwickeln kann, ohne z.B. durch einen starken
Höhenwind regelrecht auseinandergerissen zu werden. Die Troposphäre
(siehe DWD Lexikon) muss labil geschichtet sein. Das bedeutet, dass
die Temperatur mit der Höhe abnimmt. Je labiler die Troposphäre
geschichtet ist, umso schneller steigen Luftpakete auf, kühlen sich
ab, bilden durch Kondensation Wasser- und Wolkentröpfchen und
letztendlich hochreichende Schauer- und Gewitterwolken. Die
Meeresoberflächentemperatur sollte für die Entwicklung von
Tropenstürmen mindestens 27 Grad aufweisen, wobei jedoch in
subtropischen Bereichen bereits niedrigere Temperaturen ausreichen,
abhängig davon, wie kalt die Atmosphäre in der mittleren Troposphäre
ist (rund 5-6 km über Grund). Durch die Corioliskraft (siehe DWD
Lexikon) angetrieben, können sich die Gewitter zu einem organisierten
Tropensturm entwickeln. Letzteres Kriterium, die Corioliskraft,
erfordert auch einen gewissen Abstand vom Äquator, da diese
ablenkende Scheinkraft direkt am Äquator nicht vorhanden ist.

Während die offizielle Tropensturmsaison im Nordostpazifik (15. Mai
bis 30. November) und Nordwestpazifik (1. April bis 31. Januar)
bereits begonnen hat, wird sie im zentralen Pazifik und im
Nordatlantik erst am heutigen 1. Juni eröffnet (Dauer bis zum 30.
November). Dabei sieht die Vorhersage für die Küstenbewohner des
Nordatlantiks wieder recht ungemütlich aus, wobei in Klammern die
klimatologischen Mittelwerte aus den Jahren 1981-2010 angegeben
werden. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 45 Prozent erwartet die
National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) in diesem Jahr
eine überdurchschnittliche Hurrikansaison mit 11 bis 17 benannten
Stürmen (12), 5 bis 9 Hurrikanen (6) und 2 bis 4 sogenannten ?major?
Hurrikanen (3), also der Kategorie 3 oder höher auf der 5-teiligen
Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala. Dabei hat diese Saison bereits Ende
April mit ARLENE den ersten Tropensturm der Saison hervorgebracht.

Ebenfalls deutlich früher als normal entwickelte sich über dem
Ostpazifik mit dem Tropensturm ADRIAN Anfang Mai der erste Sturm der
Saison. Dort erwartet die NOAA mit einer 80 prozentigen
Wahrscheinlichkeit eine normale bis geringfügig überdurchschnittliche
Saison mit 14 bis 20 benannten Stürmen, davon 6 bis 11 Hurrikanen und
3 bis 7 "major" Hurrikanen. Allerdings sei angemerkt, dass sich die
diversen Vorhersagen für beide Regionen noch unterscheiden, da
unzählige und hier nicht weiter benannte Faktoren den Verlauf einer
Tropensturmsaison beeinflussen können.

Die Tropensturmsaison über dem Nordwestpazifik ist ja bereits im
vollen Gange und soll geringfügig überdurchschnittlich verlaufen mit
27 benannten Stürmen (26), davon 17 Taifunen (16) und 10 sehr starken
Taifunen (9). Die Vorhersage wurde vom Konsortium ?Tropical Storm
Risk? erstellt.
All diese Vorhersagen werden im Verlauf der kommenden Monate
entsprechend neuer Daten weiter aktualisiert.

Egal wie aktiv eine Saison werden soll, bereits ein zerstörerischer
Tropensturm kann die Bilanz einer Saison zu einer verheerenden
machen, wie der stärkste Tropensturm der vergangenen Saison zeigte.
Hurrikan MATTHEW kostete etwa 1655 Menschen u.a. in der Karibik das
Leben. Wie immer lässt sich nur hoffen, dass sich der Großteil der
Stürme über den Weiten der Ozeane, fernab von jeglicher Zivilisation
austobt!


Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.06.2017

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