DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

30-05-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 30.05.2017 um 10.30 UTC



Wieder zunehmend sehr warm, am Pfingstwochenende starke Gewitter mit
Unwetterpotenzial. Nachfolgend Wetterberuhigung und etwas kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 06.06.2017


Am Freitag, dem Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt Deutschland nach dem
EZMW-IFS im Bereich eines flachen Höhenrückens, wobei dessen Achse schon über
dem Osten liegt und damit eine schwache südwestliche Höhenströmung herrscht. In
Bodennähe herrscht zwischen einem Hoch mit 1019 hPa im Nordosten Deutschlands
und einem Tief mit 1016 hPa im Südwesten praktisch kein Gradient. Die bei uns
liegende Luftmasse ist mit Werten in 850 hPa zwischen 7 Grad im Norden und 13
Grad im Süden sommerlich warm, wobei vor allem in den Süden auch recht feuchte
Luft eingeflossen ist, so dass erhöhte Labilität besteht, die durch Hebung von
Westen (Kurzwellentrog über Süddeutschland) auch zu Gewittern führt, während im
Norden sonniges Wetter überwiegt.
Samstag meridionalisiert sich die Höhenströmung, wobei der sich der Rücken über
dem östlichen Mitteleuropa stärkt, während es zu einer Austrogung Richtung
Biskaya kommt. Damit dreht die Strömung weiter auf Süd und verstärkt sich auch
in der unteren Troposphäre wieder, zumal sich über Frankreich ein Bodentief
entwickelt. Damit steigt das Temperaturniveau über Deutschland noch etwas an,
bevor vor allem zum Abend kräftige Hebung den Westen Deutschlands erfassen soll,
was heftige Konvektion zur Folge haben dürfte. Diese weitet sich im Laufe der
Nacht zum Sonntag ostwärts aus, wobei das Tief sich weiter vertieft und nach
Norden zieht, während sich von Frankreich her auf der Rückseite seiner nach
Deutschland eindringenden Kaltfront ein Hochdruckkeil entwickelt. Das führt im
Westen zusätzlich zu einer deutlichen Windzunahme.
Am Sonntag erreicht von Westen her ein Trog Deutschland, die Kaltfront auf
seiner Vorderseite überquert das gesamte Land. Sie bringt kräftige Konvektion
und starke Regenfälle. In den Westen Deutschlands fließt eine mit etwa 6 Grad in
850 hPa deutlich kühler temperierte Luftmasse, so dass sich dort die Wetterlage
beruhigt und nur noch einzelne Schauer auftreten. Das Bodentief verlagert sich
derweil Richtung Nordmeer und der Hochkeil weitet sich bei uns aus, so dass das
kräftige Windfeld sich nach Norden verlagert.
Am Montag liegt Deutschland weiterhin im Bereich des Troges in einer bodennah
westlichen Strömung, mit der mäßig warme (4 bis 8 Grad in 850 hPa) Luft ins Land
gelangt. Es ist stark bewölkt und kommt zu Schauern.
Am Dienstag wölbt sich auf der Vorderseite eines kräftigen Atlantiktiefs wieder
ein Rücken über dem westlichen Mitteleuropa auf. Aus dem Hochkeil spaltet sich
ein Hoch ab, das über Deutschland hinweg ostwärts zieht. Es sollte sich ein
sonniger und warmer Sommertag einstellen, wobei es wohl nicht zu hochreichender
Konvektion reichen sollte.
In den folgenden Tagen zeichnet sich eine südwestliche Grundströmung ab, mit der
rasch abwechselnd Rücken und Tröge nach Deutschland gelangen, so dass
zwischenzeitlich sommerlich heiß wird, dann aber nach kräftigen Gewittern
vorübergehend abkühlt, bevor der Zyklus wieder von neuem beginnt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Freitag ist der aktuelle Lauf in guter Übereinstimmung mit seinen beiden
Vorgängern. Am Samstag/Sonntag zeigt der gestrige 00-UTC-Lauf das Aufziehen von
Kaltfront und Trog noch etwa 12 Stunden schneller aus die jüngeren beiden Läufe.
Diese Entwicklung pflanzt sich am Montag fort, bevor am Dienstag die Prognosen
vollständig auseinander Laufen. Der gestrige 00-UTC-Lauf ließ ein stark
entwickeltes Tief nach Benelux (unter später Deutschland) ziehen, während die
jüngeren beiden Läufe den Tiefdruckschwerpunkt nordwestlich von Irland behalten.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Samstag stimmen die vorliegenden Modelle weitgehend überein.
Bis zum Dienstag herrscht im Bereich Deutschlands zumindest noch zwischen EZMW,
NAVGEM und GEM weitegehende Übereinstimmung. Dagegen schert GFS schon am Sonntag
aus, indem es die Kaltfront viel langsamer durchziehen lässt und Deutschland
noch länger auf der Trogvorderseite liegt. Somit etabliert sich über dem
östlichen Mitteleuropa ein Bodentief, das vor allem über dem Süden und Osten
Deutschlands noch niederschlagsreiches Wetter bringt und von Norden kältere Luft
heranlenkt. Als erheblicher Unterschied muss auch ein Skandinavienhoch genannt
werden, das die anderen Modelle nicht zeigen. Auch ICON entwickelt die Lage ab
Montag anders. Ein recht kräftiger Trog bleibt am Montag zunächst über
Deutschland liegen und sorgt weiter für recht regenreiches Wetter. Zudem soll
Dienstagmittag schon die Front des Atlantiktiefs vor der Haustür stehen.
In der erweiterten Mittelfrist gibt es ebenso Unterschiede. Während EZMW die
eher zyklonal geprägte und wechselhafte Südwestlage zeigt, bringt GEM eine
antizyklonal geprägte Südwestlage mit zunehmender Hitze. GFS behält dagegen
einen Trog über Mitteleuropa mit einem Höhentief über dem zentralen Mittelmeer,
bevor sich dann später von Norden her (Skandinavienhoch) Hochdruckeinfluss
durchsetzt, also in Form einer östlichen Lage.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum Sonntag, 00 UTC bis Dienstag, 00 UTC verteilt sich das EZMW-EPS auf
4 verschiedene Cluster, die alle südwestliche bis westliche Lagen zeigen. Dabei
konkurriert im C4 (7 Mitglieder und Hauptlauf) die westliche Höhenströmung mit
einem schwachen Skandinavienhoch. Auch die Wetterlagenclusterung zeigt wenige
Varianten mit einem Skandinavienhoch (SEz, HFz).
Die EZMW-Rauchfahnen für Erfurt zeigen den Kaltfrontdurchgang zwischen der Nacht
zum Sonntag und der Nacht zum Montag, wobei der Schwerpunkt der Ensemblemember
und der Hauptlauf im Bereich des Sonntagvormittages liegen. Danach sollen die
Temperaturen nach einem Minimum am Montag bei zunehmender Unsicherheit wieder
etwas ansteigen. Während es bis Freitag trocken bleiben soll, konzentrieren sich
die Niederschlagssignale auf Samstag bis Montag. Danach sind schwächere
Niederschlagssignale vorhanden, die einen deutlichen Tagesgang zeigen (Maximum
am Mittag!).
Die GFS-Ensembles für Erfurt sehen sehr ähnlich aus. Allerdings harmoniert bei
GFS der Hauptlauf nicht so sehr mit dem Ensemble. Er bringt die Kaltfront etwas
später, die Niederschlagssignale sind im Vergleich zum Ensemble nach hinten
verschoben und nachfolgend liegt der Hauptlauf im unteren Bereich des Ensembles.
Somit stimmen EZMW-Hauptlauf sowie die beiden Ensembles recht gut überein,
während man den GFS-Hauptlauf wohl besser nicht als Grundlage verwendet.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Cosmo-LEPS zeigt im Süden Deutschlands schon am Freitag wieder hohe
Wahrscheinlichkeiten für hohe CAPE-Werte. Am Samstag werden bis zur Mitte
Wahrscheinlichkeiten von 20 bis 30 % für mehr als 1500 J/kg berechnet.
EZMW-EPS berechnet nachfolgende nur noch geringe Wahrscheinlichkeiten für
CAPE-Werte über 750 J/kg.

Cosmo-LEPS zeigt bis Sonntag, 12 UTC (länger reicht es nicht) leichte
Wahrscheinlichkeiten für 12-stündige Regenmengen bis in den Unwetterbereich im
Süden Deutschlands, vor allem an den Alpen. Auch die deterministischen Modelle
bringen recht hohe Niederschlagsmengen, EZMW-EPS dann etwas später (bis zur
Nacht zum Montag) auch leichte Dauerregensignale.

Am Sonntag bringt Cosmo-LEPS leichte Signale für stürmische Böen im Nordwesten
Deutschlands.

Der EFI bringt Signale für Dauerregen am Sonntag an den Alpen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, MOS-EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann