DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-05-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 27.05.2017 um 10.30 UTC



Teils Sonne, teils Wolken, vor allem im Süden und in der Mitte Schauer und
Gewitter. Dabei zunächst sommerlich warm bis heiß.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 03.06.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Dienstag zeigt
die Geopotentialverteilung in der 500 hPa Fläche ein bis dahin
wetterbestimmenden mitteleuropäischen Höhenrücken, der von Westen her von einem
Kurzwellentrog umlaufen wird. Im Bereich geringer Luftdruckunterschiede breitet
sich schwülwarme Luft in weiten Teilen Deutschland aus, deren potentiell hohe
Labilität durch den Rücken aber teils noch gedeckelt bleibt. Außer ganz im
Nordwesten sollte es aber zur Auslöse einzelner Gewitter kommen, die dann auch
durch die hohen Werte beim niederschlagsbaren Wasser rasch unwetterartig
ausfallen können. Der o. e. Kurzwellentrog erreicht von der Biskaya kommend in
der Nacht zum Mittwoch die Nordsee und wird am Mittwoch im Tagesverlauf von
einem nordeuropäischen Langwellentrog über Südskandinavien in dessen Strömung
einbezogen.
Am Mittwoch weicht der Höhenrücken daher mehr und mehr in den Süden zurück,
wobei vor allem über Südskandinavien der Bodendruck fällt. Damit dreht die
schwache Strömung in der unteren Troposphäre auf westliche bis nordwestliche
Richtungen und in den Nordwesten sickert hinter einer schleifenden Kaltfront
eine weniger warme, vor allem aber stabilere Luftmasse ein, während in den
anderen Gebieten die schwülwarme Luftmasse bestimmend bleibt. So entwickeln sich
außer im Norden wieder teils starke Schauer und Gewitter mit Unwetterpotential.

Am Donnerstag und Freitag nähert sich über der Nordsee ein Höhenrücken, der in
den nördlichen und mittleren Landesteilen zum Aufbau einer schwachen
Hochdruckzone führt, die mit Absinken einen meist freundlichen und trockenen Tag
bringt. Im Süden entwickeln sich in der weiterhin vorhandenen feuchtwarmen Luft
wieder Schauer und Gewitter, vielleicht weniger stark als an den Vortagen, lokal
aber immer noch sehr kräftig und unwetterartig.
Zum Samstag dreht die Strömung auf der Vorderseite eines Troges nahe dem
Europäischen Festland wieder mehr auf südwestliche Richtungen, wobei die
Druckunterschiede am Boden insgesamt gering bleiben. Die feuchtwarme und
gewitterträchtige Luft dürfte sich damit wieder nach Norden ausbreiten, ohne
ganz Deutschland zu erfassen. Der äußerste Nordosten dürfte weiter außen vor
bleiben, während der Westen von einem Frontensystem eines Tiefs bei Irland
erfasst werden sollte.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich dann nach Durchzug einer Kaltfront
eine eher zyklonal geprägte Westwetterlage durch, wodurch die Gewittertätigkeit
zwar insgesamt etwas abnimmt, der Wettercharakter aber wechselhaft mit
gelegentlichen Regenfällen werden wird. Das hochsommerliche Temperaturniveau
geht dabei auf normale Werte zurück.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des ECMWF-Modells ist gut. Auch die vorangegangenen Läufe zeigen
die Umstellung von einer blockierenden Hochdrucklage über Mitteleuropa auf mehr
und mehr zyklonale Einflüsse von heranziehenden Fronten bzw. zunehmende
Gewittertätigkeit durch Feuchtezufuhr.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen globalen Modelle zeigen die Verlagerung des mitteleuropäischen
Rückens nach Südosten und eine Umstellung auf eine zwar antizyklonal geprägte
Südwest- bis Wetterwetterlage, was je nach Modell mal zu einem Durchschenken
kurzwelliger Anteile führen kann. Auch die Verteilung einer instabilen zu
Gewittern neigender Luftmasse wird von den Modellen im Detail etwas anders
simuliert. ICON und ECMWF sehen diese eher im Süden und in der Mitte, während
GFS in schwülwarmer Luft selbst über Teilen Norddeutschlands noch Gewitter
zulässt. Der dafür maßgebliche KW Trog über der südlichen Nordsee taucht daher
stärker ausgeprägt im GFS auf. Danach laufen die Modelle bis zum nächsten
Wochenende alle nahezu im Gleichklang und lasen die Gewittertätigkeit dann
wieder aufleben.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Diese Aussagen lassen sich auch auf die Ensemble-Prognosen von ECMF-EPS
projizieren. Betrachtet man die Rauchfahnen einiger ausgewählter deutscher
Städte, so findet man bis Dienstag stark gebündelte Kurvenscharen. Sie spiegeln
gut den beschriebenen deterministischen Verlauf wider. Danach nimmt die Streuung
zu, wobei Temperatur- und Potenzialkurven - begleitet von tagtäglich
wiederkehrenden Niederschlagssignalen - bis Donnerstag einen Trend nach unten
erkennen lassen. Haupt- und Kontrolllauf liegen dabei im Zentrum des Geschehens.
Danach steigen die Kurven bis Freitag, bzw. Samstag wieder an um dann wieder
leicht nach unten zu rutschen.
Bis +168h werden nur 2 Cluster gebildet, wobei Haupt- und Kontrolllauf in
Cluster 1 liegen, der mit 27 Mitgliedern besetzt ist. Cluster 2 ist mit 24
Mittgliedern auch noch recht hoch besetzt und zeigt einen etwas stärkeren
Höhenkeil über Mitteleuropa, während Cluster 1 den Keil deutlich flacher
darstellen. Im Cluster 1 ist damit die Gewitteraktivität im Süden des Landes
höher einzuschätzen als in Cluster 2, bei dem Absinkprozesse überwiegend dürfte
und die Gewitteraktivität deutlich gedämpfter von statten gehen würde.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt ein deutlich zu warmes Ereignis in Deutschland von Sonntag bis
Dienstag. Danach ein Abflauen der Wärmebelastung. Andere Parameter sind laut EFI
im Bereich des normalen Klimas zu sehen. Bei zunehmender Zyklonalität des
Wettergeschehens nimmt die Wahrscheinlichkeit für Gewitter deutlich zu, deren
Ausbreitung im ersten Abschnitt beschrieben ist. Dabei sind auch unwetterartige
Entwicklungen wahrscheinlich. Das Thema Hitze wird von EFI in den Vordergrund
gestellt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer