DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-05-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 20.05.2017 um 10.30 UTC



Anfangs Hochdruckeinfluss mit leichter Gewitterneigung, ab Donnerstag kühle
Nordlage.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 27.05.2017


Am Dienstag liegt ein kräftiger Höhenkeil über Westeuropa, dessen Einfluss bis
nach Deutschland reicht. Das zugehörige Bodenhoch liegt mit seinem Zentrum über
Biskaya. Die Frontalzone liegt weit nördlich über Skandinavien (Antizyklonale
Westlage). Über Deutschland sind kaum Luftdruckgegensätze auszumachen. Unter
Absinken erwärmt sich die Luft auf 7 bis 11 °C auf 850-hPa. Während im Süden
meist freundliches Wetter bei sommerlichen Temperaturen vorherrscht, fließt im
Norden mit einer schwachen westlichen Strömung etwas labilere Meeresluft ein,
wodurch mit Wolkenfeldern und einer geringen Schauerneigung zu rechnen ist.

Zur Mitte der Woche steilt sich der Höhenkeil vorderseitig eines atlantischen
Cut-Off-Tiefs Richtung Skandinavien auf, wodurch es zu einer allmählich
fortschreitenden, aber deutlichen Zonalisierung der Wetterlage kommt. Denn
gleichzeitig kann sich über Skandinavien stromabwärts ein Langwellentrog
entwickeln, der im weiteren Verlauf über das Baltikum nach Polen und später
Richtung Osteuropa abtropft.
Für unser Wetter bedeutet dies, dass die Strömung zunehmend auf Nordwest, später
Nord dreht. Am Mittwoch liegt Deutschland noch unter dem Einfluss des Höhenkeils
unter Absinken. Bei schwacher Labilität können einzelne Gewitter in der
Südhälfte, bevorzugt im Mittelgebirgsraum ausgelöst werden. Im Norden verstärkt
sich an der nordostflanke des Hochs der Zustrom feuchter Meeresluft, wodurch
dort weiterhin mit zahlreichen Wolkenfeldern zu rechnen ist.

Am Donnerstag dreht dann die Strömung in ganz Deutschland auf Nordwest.
Rückseitig einer Kaltfront fließt maritime Polarluft in die Osthälfte ein,
sodass die 850-hPa-Temperatur in der Nacht zum Freitag im Osten sogar bis auf 0
°C zurückgeht. Besonders der Osten Deutschlands steht unter dem Einfluss des
Langwellentroges. Nennenswerte Niederschläge sind im Westen selten, treten im
Osten vorwiegend in den Nordweststaulagen der Mittelgebirge und der Alpen auf.
Ab Freitag zieht der Trog nach Osteuropa ab. Gleichzeitig rückt der kräftige
Höhenkeil von Westen etwas näher. Dabei setzt vorwiegend im Westen am Wochenende
eine deutliche Erwärmung ein.
In der erweiterten Mittelfrist bleibt Deutschland unter dem Höhenkeil,
allerdings bei einem stärkeren SW-NE-Temperaturgefälle. (850-hPa-Temperturen: 17
°C im Südwesten und 7 °C im Nordosten)
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue ECMWF-Lauf ist zu Beginn der Mittelfrist, bis Mittwoch deutlich
antizyklonaler, wobei die gestern simulierten Frontrest zerfallen und Konvektion
durch absinken abgesehen von den Mittelgebirgen meist unterdrückt wird. Der
weitere Verlauf, ist aber dann wieder ziemlich ähnlich.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zwischen ICON, GFS, GEM und ECMWF bestehen kaum Abweichungen bezüglich der
Wetterlage.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


In den ECMWF-Rauchfahnen gibt es bis Mittwoch kaum Streuung. Erst ab Donnerstag
gibt es größere Unterschiede. Während die meisten ENS-Mitglieder, sowie der
Hauptlauf einen Temperaturrückgang bei sinkenden Geopotential am Donnerstag
simulieren, tauchen in den neuen 0Z-ENS einige wenige Lösungen auf, die die
Temperatur auf einem hohen Niveau, bei hohem Geopotential belassen. Solche
Lösungen tauchten erstmals in den gestrigen 12z-ENS auf. So scheint der
Kaltlufteinbruch am Donnerstag keineswegs sicher.

Danach simulieren die meisten ENS einen Geopotentialanstieg. Die Streuung in den
850-hPa-Temperaturen ist ab dem Wochenende enorm, wobei allerdings ein Großteil
der ENS einen Erwärmungstrend sieht.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Wetterentwicklung bis Mittwoch relativ
sicher ist. Die Position und der Einfluss des Langwellentroges am Donnerstag ist
allerdings noch unsicher, sodass ein Kaltlufteinbruch besonders im Nordosten als
wahrscheinlich, aber keineswegs als sicher gilt. Danach setzt sich mit hoher
Wahrscheinlichkeit wieder Hochdruckwetter mit einer mehr oder weniger starken
Erwärmung durch. Das Temperaturniveau lässt sich dabei aber kaum abschätzen.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag besteht eine geringe Gewitterwahrscheinlichkeit im Nordwesten.
Mangels Labilität unter dem Keil werden diese allerdings maximal markant
ausfallen. Am Mittwoch wird von den meisten Modellen schwache Labilität im Süden
gerechnet, allerdings wird die Auslösung durch einen stärkeren Deckel (Absinken
unter dem Keil) behindert, sodass sich einzelne Gewitter vornehmlich auf die
Mittelgebirge beschränken. Am Donnerstag könnte es vorderseitig der Kaltfront zu
Gewittern kommen. Unwetter sollten allerdings auf Grund der nur geringen
Labilität die Ausnahme bleiben.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOS-MIX
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold