DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-05-2017 09:00
SXEU31 DWAV 180800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 18.05.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Trog Westeuropa
Im Tagesverlauf besonders in einem Streifen von Schleswig-Holstein über
Niedersachsen nach Baden Württemberg Gewitter, teils mit Starkregen und Hagel,
vereinzelt Unwetter. Am Freitag von der Ostsee bis nach Bayern verbreitet
Gewitter mit erhöhtem Unwetterpotential.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Die Kaltfront eines Tiefs über der östlichen Nordsee greift auf
den Westen und Nordwesten über. Der korrespondierende, weit nach Süden reichende
Höhentrog schwenkt dabei nur sehr langsam ostwärts und auch der Höhenrücken mit
Achse über dem Westen Polens schwenkt nur sehr langsam weiter nach Osten. Durch
Aufheizung vor der Front bildet sich im Bereich der wärmsten Luft heute eine
Konvergenz, die vom mittleren Deutschland heute Nachmittag ebenfalls langsam
ostwärts zieht. In ihrem Bereich steigen die Cape-Werte heute von der Lübecker
Bucht bis nach Württemberg auf 500 bis 700 J/Kg bei PPW-Werten zwischen 30 und
35 mm. Die Scherung steigt im Südwesten örtlich über 15 m/s. So entwickeln sich
ab Mittag vor allem in dem genannten Streifen teils kräftige Gewitter, die
abends weiter nach Osten etwa auf eine Linie Mecklenburg-Westbayern vorankommen.
Die Gefahr von unwetterartigem Starkregen ist nach CosmoDE-EPS am Nachmittag
besonders in einem Streifen vom Rothaargebirge bis nach Süd- und
Ostniedersachsen erhöht. Am Abend wäre weiterhin der Osten Niedersachsen
betroffen und auch der Nordwesten von Sachsen-Anhalt. Euro4 hat ebenfalls in den
genannten Gebieten Unwettersignale. Dagegen gibt es in Baden-Württemberg trotz
der erhöhten Scherung kaum Unwettersignale.
Von Ostbayern bis nach Vorpommern simulieren die Modelle bis Tagesende kaum
Niederschlag.
Die Höchsttemperaturen liegen heute häufig bei 25 bis 28 Grad und im Osten
werden teilweise Werte bei 29 Grad erreicht. Vom westlichen Niedersachsen bis
zum Saarland werden lediglich 20 bis 24 Grad erreicht.

In der Nacht zum Freitag bildet sich über Ostfrankreich ein weiteres Wellentief,
so dass feuchte und warme Luft weiter über dem größten Teil Deutschlands liegt.
Dieses Tief wird Freitagfrüh bereits an der holländischen Küste erwartet und die
Kaltfront wird dann auf den Südwesten Übergreifen. Damit sollen Schauer und
teils kräftige Gewitter von der Schweiz und Ostfrankreich auf den Südwesten
Deutschlands übergreifen. ICON bietet in diesem Zusammenhang örtlich 6stg.
Starkregen und ICON-Nest sogar heftigen Starkregen über 35 mm in 6 Stunden.

Freitag... stößt die Achse des Höhentiefs ins westliche Mittelmeer vor, wobei
die Höhenströmung bei uns auf Süd bis Südost rückdreht. Die Tiefdruckrinne über
dem Osten und Südosten regeneriert sich auf etwas östlicher Positionierung als
am Vortag und wird auch durch föhniges Überströmen der Alpen gestützt.
Dabei steigen die CAPE-WERTE in einem Streifen vom zentralen Bayern bis nach
Mecklenburg auf 1000 bis 1500, ja vereinzelt auf 1900 J/Kg an bei einem
Flüssigwasserangebot von 30 bis 35 mm. In diesem Streifen befindet sich die
Tiefdruckrinne mit entsprechend konvergenter Strömung. Während ICON nur über
Ostholstein und dem südlichen Baden-Württemberg 6stg. Regenmengen über 10 mm
simuliert, liefert CosmoDE in einem Streifen von Westsachsen bis in die östliche
Altmark Regenmengen über 20 mm in 6 Stunden und vereinzelt auch mehr als 35 mm.
CosmoDE-EPS bringt von Westsachsen bis in den Westen Brandenburgs am Nachmittag
Starkregensignale und besonders in Sachsen auch Wahrscheinlichkeiten für
heftigen Starkregen.

Die Kaltfront zeigt vor allem nach Süden hin ANAFRONT-Charakter, wobei es in
Teilen Baden-Württembergs zu teils länger andauerndem Regen kommen kann. Ob
Stark-oder Dauerregenschwellen erreicht werden, ist noch ungewiss. ICON und vor
allem GFS setzen hier Signale für Mengen von 20-25 mm in 6h bzw. 12 h.

Während die Tiefdruckrinne bis Samstagfrüh etwa bis zur Oder und nach Tschechien
voran kommt, soll nach ICON der posfrontale Niederschlagsstreifen weiter von
Baden-Württemberg bis nach Schleswig-Holstein reichen. Die Gewitter sollen dabei
in der 2. Nachthälfte abklingen. Örtlich werden aber nochmals mehr als 10 mm
Regen simuliert. Bei GFS soll der postfrontale Regen weiter nach Osten
vorankommen etwa bis in den Berliner Raum.
Insbesondere im Süden folgt der Rinne ein durch KLA erzeugtes kräftiges
Druckanstiegsgebiet, so dass vorübergehend mal Böen Bft 6 bis 7 auftreten
können.

Samstag... Tropft der Südteil des Troges nach Ligurien ab und mit dem Absinken
des Potentials über Südeuropa wird auch ein Höhenhoch mit Zentrum über der
Ostsee abgeschnürt. Damit wird bei uns die Höhenströmung leicht antizyklonal.
Im Bodendruckfeld schiebt sich ein atlantischer Hochkeil über Frankreich nach
Deutschland vor und zum Tagesende löst sich sogar eine eigenständige Hochzelle
ab, die nach Südwestdeutschland wandert. In der postfrontal eingesickerten
kühleren und relativ stabil geschichteten Meeresluft kommt es gebietsweise noch
zu Regen oder einzelnen Schauern, wobei nach ICON eher die Südhälfte
Deutschlands betroffen wäre, nach EZMW und GFS aber auch der Osten Deutschlands.
Gewitter sind aber passee. Die größten Chancen auf Sonnenschein ergeben sich im
Westen Deutschlands und anfangs auch noch an der Oder.
Mit Höchstwerten zwischen 15 und 20 Grad, am Alpenrand teilweise nur 12 Grad,
wird es kühler als bisher sein.

Modellvergleich und -einschätzung
Die großräumigen synoptischen Strukturen werden recht ähnlich simuliert. Bei den
Schwerpunkten der Regenfälle gibt es aber Unterschiede, die teils oben
beschrieben wurden.

Euro4 berechnet teils heftigen Starkregen am Freitag weiter im Westen in einem
Streifen von der westlichen Fränkischen Alb bis zur Elbmündung. Die
Unwettergefahr wäre danach also deutlich nach Westen verschoben als bei CosmoDE!



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden