DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-05-2017 21:00
SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 17.05.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Donnerstag besonders in einem Streifen von Schleswig-Holstein über
Niedersachsen nach Baden Württemberg und Bayern Gewitter, teils mit Starkregen
und Hagel, geringeres Unwetterpotential, am Freitag in einem Streifen von der
Ostsee bis nach Bayern verbreitet Gewitter, erhöhtes Unwetterpotential.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... Wir liegen unter einem ausgedehnten und langgestreckten
Höhenrücken, dessen Achse in der kommenden Nacht unter Verkürzung seiner
Wellenlänge bereits Polen erreicht. Mit süd-südwestlicher Strömung wird sehr
warme und zunehmend labile Luft herangeführt, im Norden mit ppw's über 30 mm.
Die Auslösung von Konvektion ist jedoch noch stark gedeckelt.
Im Laufe der Nacht zum Donnerstag gelangt Deutschland dann allmählich an die
Ostflanke des Richtung Westeuropa heranschwenkenden Langwellentroges. In der
vorgelagerten, sich formierenden Tiefdruckrinne intensiviert sich das Tief über
Belgien und Holland, dessen Kaltfront sich in den Frühstunden dem westlichen
Niedersachsen und NRW nähert und ersten Regen bringt.
Der Niederschlag sollte aber aufgrund überlagerter KLA eher skalig ausfallen. Ob
ein sich in der süd-südwestlichen Höhenströmung ablaufender Kurzwellentrog im
Vorfeld eventuell schon ein Gewitter bringt, ist ungewiss und eher
unwahrscheinlich.
Ansonsten überwiegt ohnehin Absinken, in der Mitte und im Osten kann vereinzelt
Nebel auftreten. Im Nordwesten wir mit Minima u 18°C eine recht warme Nacht
erwartet.

Donnerstag ... rückt der Höhentrog langsam ostwärts nach Westeuropa vor, wobei
sich sein Südteil vergleichsweise zügiger ostwärts verlagert.
Im Bodendruckfeld erreicht die Kaltfront des nach Südskandinavien
weiterziehenden Tiefs mit Regen den Nordwesten und Westen, wird nach Süden hin
aber vor einem von Frankreich nachfolgenden Randtief rückläufig.
Der Regen im Westen ist teilweise schauerartig verstärkt, Gewitter dürften aber
aufgrund der stabilisieren KLA eher die Ausnahme bleiben.
Weiter nach Osten bildet sich, unterstützt durch die stärkste Tageserwärmung
eine Rinne aus, die nachmittags etwa von Schleswig-Holstein über Niedersachsen
südwärts nach BW und Bayern verläuft. In dieser formiert sich mehr und mehr eine
Konvergenz, an der die labilste Luft gehoben wird, mit CAPE nahe 1000 J/Kg und
ppw's teils von 30-35 mm.
Aufgrund der relativ geringen Verlagerung(ca. 15 Kt in 700 hPa) dürfte
STARKREGEN das Hauptwarnkriterium sein, darüber hinaus auch Hagel. Superzellen
sollten aber eher die Ausnahme bleiben, eine großräumige Unwetterlage ist nicht
sehr wahrscheinlich.
Es kristallisieren sich zumindest zwei Konvektionsschwerpunkte heraus(WAF,
polnisches Modell, evtl. COS-DE): Einmal im Norden etwa im östlichen
Niedersachsen, wo Schärfe der Konvergenz, Flüssigwassergehalt und dynamischer
Hebungsantrieb die Haupttrigger sind, zum anderen etwa über Südwestbayern, wo
die höchsten CAPE-Werte gerechnet werden und ein weiteres Hebungsmaximum
simuliert wird.

Nach Osten hin anschließend wird es aufgrund des antizyklonalen Ausfließens wohl
trocken bleiben, wobei von der Lausitz bis Berlin nochmals Höchstwerte nahe 30°C
möglich erscheinen.
Die Nacht zum Freitag folgt von NO-Frankreich und Benelux ein Randtief auf
Nordkurs, dessen ostflankiger Einschub semilabiler Luft bei zunehmender Scherung
von Südwesten teils gewittrige Regenfälle aufkommen lässt. Dabei kann der Wind
im äußersten Westen(Sarrland,NRW) böig auffrischen(Bft7).

Freitag ... stößt die Achse des Höhenrückens ins westliche Mittelmeer vor, wobei
die Höhenströmung bei uns Richtung Süd-Südost rückdreht. Die Tiefdruckrinne über
dem Osten und Südosten regeneriert sich auf etwas östlicher Positionierung als
am Vortag und wird auch durch föhniges Überströmen der Alpen gestützt.
Dabei steigen die CAPE-WERTE in der Rinne sogar auf Werte von 1000 bis 1500
J/Kg(Südbayern) an, im Norden und Nordosten werden Flüssigwasserangebote um 35
mm simuliert. An der sich scharf ausprägenden Rinnen-Konvergenz kommt es
insbesondere wieder im Norden(GFS eher Nordosten) sowie in Bayern, wo die
Vertikalbewegungsmuster am deutlichsten zu Tage treten, zu teils heftigen
Gewittern, das Unwetterrisiko ist im Vergleich zum Vortag deutlich erhöht. Im
Laufe des Abends scheint dann die eigentliche Kaltfront des inzwischen über der
Nordsee angelangten Tiefs sozusagen beschleunigt in die Rinne hineinzulaufen,
die aber die odernahen Gebete noch nicht erreicht.
Die Kaltfront weist ANAFRONT-Charakter auf, wobei es später vor allem im
Südwesten und Süden, evtl. auch in der Mitte zu teils länger andauerndem Regen
kommen kann. Ob Stark-oder Dauerregenschwellen erreicht werden, ist noch
ungewiss( ICON und GFS setzen hier Signale für Mengen von 20-25 mm in 6h bzw. 12
h.
Die Rinne wird in der Nacht zu Samstag unter Auffüllung und weitegehend
erlöschender Konvektion nach Tschechien und Polen herauslaufen.

Insbesondere im Süden folgt der Rinne ein kräftiges Druckanstiegsgebiet mit
progredienter Isobarenstauchung. Dies könnte am Freitagabend in Bayern mit einer
Böenlinie Bft 7 einghergehen.

Samstag ... wird der Südteil des westeuropäischen Troges allmählich
zugeschüttet, der Nordteil schwenkt abgeschwächt über den Westen Deutschlands
nordwärts, da er durch den sich wieder kräftigenden Höhenkeil über dem östlichen
Mitteleuropa blockiert wird.
Im Bodendruckfeld schiebt sich eine Hochdruckzone über Frankreich nach
Deutschland vor. In der postfrontal eingesickerten kühlen und relativ stabil
geschichteten Meeresluft kommt es gebietsweise noch zu etwas Regen oder
einzelnen Schauern, bevorzugt im Norden und Osten, staubedingt anfangs auch in
Südbayern. Gewitter sind aber passee.
Die größten Chancen auf Sonnenschein ergeben sich im Westen und Südwesten.
Mit Höchstwerten zwischen 15 und 20 Grad, am Alpenrand teilweise nur 12 Grad,
wird es insgesamt recht kühl.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die bis dato vorliegenden operationellen Modelle simulieren ähnliche Szenarien.
GFS sieht die Niederschlagsschwerpunkte am Donnerstag und Freitag etwas weiter
östlich als die anderen Modelle.
Die Probabilistik gibt auch für Freitag keine manifesten Hinweise auf eine
großräumige Unwetterlage, ebensowenig auf eine Dauerregensituation im Südwesten.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Michael Goethel