DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-05-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 16.05.2017 um 10.30 UTC



Am Freitag im Osten und Südosten nochmal sommerlich warm mit kräftigen Gewitter.
Nachfolgend insgesamt etwas kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 23.05.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Freitag liegt Deutschland
auf der Vorderseite eines Langwellentroges, der sich vom Europäischen Nordmeer
über die Britischen Inseln hinweg bis nach Südfrankreich erstreckt. Im
Bodendruckfeld verlagert sich eine Tiefdruckrinne ostwärts über uns hinweg.
Darin eingelagert ist eine Luftmassengrenze, die sehr warme und feuchte Luft in
der Osthälfte von deutlich kühlerer Luft im Westen trennt. Präfrontal entwickeln
sich im Osten und Südosten nochmal kräftige Gewitter, die aufgrund von
Starkregen unwetterartig ausfallen können.
Bis Samstagfrüh hat uns die Kaltfront ostwärts überquert. Nachfolgend setzt sich
am Boden schwacher Hochdruckeinfluss durch. Gleichzeitig greift aber der o.e.
Höhentrog auf uns über und sorgt vor allem in der Westhälfte für wechselhaftes
Wetter mit Schauern und einzelnen Gewittern.

Am Sonntag tropft ein Teil des Troges Richtung Südosteuropa ab. Der nun
verkürzte Resttrog beeinflusst nur noch den Nordwesten und Norden mit einzelnen
Schauern. Sonst ist der Einfluss eines Höhenrückens wirksam, der sich ausgehend
vom westlichen Mittelmeer über Mitteleuropa bis zum Baltikum aufwölbt. Dadurch
bildet sich auch im Bodendruckfeld eine abgeschlossene Hochzelle über
Mitteleuropa aus.

Am Montag schwenkt der Trog über die Nordsee hinweg weiter nordwärts und
verliert somit den Einfluss auf unser Wetter. Gleichzeitig vollzieht sich über
dem nahen Ostatlantik eine erneuet Austrogung, wodurch sich der Rücken über
Mitteleuropa noch etwas kräftigen kann. Entsprechend gestaltet sich das Wetter
ruhig, nur in den Alpen können sich einzelne Schauer und Gewitter bilden.
Korrespondierend zu dem atlantischen Trog befindet sich auch im Bodendruckfeld
ein umfangreiches Tief mit Kern etwa über Irland. Mit der auf Süd drehenden
Strömung gelangt wieder deutlich wärmere Luft zu uns. Dabei steigen die
Temperauren in 850 hPa im Westen und Süden auf über 10 Grad an.

Am Dienstag setzt sich die Erwärmung auch im Norden und Osten durch, bevor im
Tagesverlauf die Kaltfront des Tiefs mit Kern mittlerweile nördlich von
Schottland von Westen mit Schauern und Gewittern auf Deutschland übergreift.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der Modellläufe des EZMW kann insgesamt als gut bezeichnet
werden. Die Entwicklung der Wetterlage wird ähnlich zu den gestrigen Läufen
vorhergesagt. Allerdings gibt es am Freitag und gegen Ende der Mittelfrist
Unterschiede im zeitlichen Ablauf.

So kommt die am Freitag über Deutschland liegende Tiefdruckrinne mit
eingelagertem Frontensystem deutlich schneller ostwärts voran und hat uns bis
Samstagfrüh weitgehend überquert. Nach den gestrigen Läufen sollte die Rinne
auch am Samstag noch über dem Osten Deutschlands liegen.

Ab Montag gelangen wir erneut auf die Vorderseite eines Troges, wobei dieser
nach dem heutigen 00 UTC Lauf früher auf das europäische Festland übergreift als
im gestrigen 00 UTC Lauf. Entsprechend erfolgt auch die Frontpassage am Dienstag
einen Tag früher als im vorherigen 00 UTC Lauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Frontpassage am Freitag erfolgt nach ICON schneller als nach EZMW und GFS,
wobei das GFS die langsamste Verlagerung zeigt.

Größere Modellunterschiede gibt es bei dem nachfolgenden Trog sowohl am
Wochenende als auch in der neuen Woche. Der Trog ist bei den betrachteten
Modellen unterschiedlich stark ausgeprägt bzw. kommt unterschiedlich schnell
voran. Entsprechend ist noch unsicher, inwieweit sich das dadurch induzierte
wechselhafte Wetter auch im Süden und Osten Deutschlands äußert. Während der
Trog nach GFS und EZMW am Montag zunächst nordwärts abzieht bzw. eine neue
Austrogung vor Westeuropa stattfindet, bleiben wir nach ICON im Trogbereich.
Stattdessen ist vor Westeuropa ein Höhenrücken zu finden, so dass sich eine
deutliche Phasenverschiebung zwischen den Modellen ergibt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der Temperaturverlauf in der Rauchfahne von Offenbach weist einen sehr geringen
Spread auf. Dabei ist deutlich die Abkühlung am Freitag zu erkennen, gefolgt von
einem erneuten Anstieg der Temperaturen. Dieser fällt allerdings am Montag bzw.
Dienstag nach dem Haupt- und Kontrolllauf deutlich kräftiger aus als nach der
Mehrheit der Member. Nach einem trockenen Montag deuten gehäufte
Niederschlagssignale am Dienstag darauf hin, dass die schnellere Lösung der
erneuten Frontpassage und somit die Vorhersage des heutigen 00 UTC Laufs des
EZMW wahrscheinlicher ist.
Deutlich größer ist der Spread beim Geopotential in 500 hPa ab Samstag. Die
meisten Member bestätigen zwar den Verlauf von Haupt- und Kontrolllauf. Es gibt
aber einige Member, die auf relativ niedrigem Niveau verbleiben, sodass auch die
ICON Lösung noch innerhalb des Ensembles liegt.

Die Clusterung des EZMW weist für den Zeitraum t+ 72 bis 96 Stunden drei Cluster
auf, wobei sich für das Wetter hierzulande keine signifikanten Unterschiede
ergeben.

Für den Zeitraum von Sonntag bis Dienstag gibt es sechs Cluster. Die größte
Population weist Cluster 1 auf, der deutlich antizyklonaler geprägt ist. Über
Ostfrankreich bzw. Benelux ist am Dienstag zwar in Ansätzen eine Tiefdruckrinne
zu erkennen, eine mögliche Frontpassage würde dann aber in abgeschwächter Form
stattfinden. Zudem würde die vorherige Erwärmung nicht so kräftig ausfallen, was
in der Rauchfahne bereits angedeutet wurde. Der deterministische Lauf befindet
sich in Cluster drei, der die dritthöchste Population aufweist. Die ähnlich zu
ICON zyklonaler geprägten Lösungen weisen eine sehr geringe Population auf.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Freitag bilden sich im Osten und Südosten nochmal kräftige Schauer und
Gewitter. Bei PPW Werten bis 35 mm ist unwetterartiger Starkregen
wahrscheinlich. Weiter Begleiterscheinungen sind Hagel und Windböen, vereinzelt
auch Sturmböen.

Am Samstag und Sonntag sind vor allem im Westen und Nordwesten noch einzelne
Gewitter zu erwarten. Aufgrund des vorherigen Luftmassenwechsels sollten diese
aufgrund von Starkregen aber maximal die markante Warnstufe erreichen.

Am Montag können sich vor allem an den Alpen einzelne Gewitter bilden.
Vereinzelt sind auch in den Mittelgebirgen Gewitter nicht ausgeschlossen.

Ab Dienstag können sich mit der erneuten Frontpassage wieder verbreiteter
Gewitter bilden. Aufgrund der beschriebenen Modellunterschiede ist die genaue
Entwicklung aber noch unsicher.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger